Frauen kicken anders als Männer
X-Beine als Verhängnis von Fußballerinnen
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Fußballerinnen müssen besonders auf ihre Kreuzbander achten (Foto: pixelio.de/Michel) |
New York/München (pte040/14.07.2009/15:25) Frauen spielen anders Fußball als Männer. Das berichten Mediziner am Hospital for Special Surgery http://www.hss.edu auf der Tagung der US-Sportorthopäden. Frauen aktivieren beim Ankick eines Fußballs bestimmte Muskelpartien weniger als Männer und haben dabei auch andere Kniepositionen. Die Forschungsergebnisse könnten erklären, warum Fußballerinnen eher von Kreuzband- und Knieproblemen betroffen sind als ihre männlichen Kollegen. "Weit mehr Männer spielen Fußball als Frauen. In Relation gesehen, haben Frauen jedoch ein bis zu achtmal höheres Risiko, beim Fußball ihr vorderes Kreuzband zu verletzen", bestätigt Peter Brucker, Oberarzt an der Poliklinik für Sportorthopädie der Technischen Universität München http://www.sportortho.med.tum.de und selbst ehemaliger Fußballer, gegenüber pressetext.
Die US-Forscher untersuchten per elektrischer Impulse die Aktivität aller Muskeln, die bei der Schußbewegung zum Einsatz kommen, daneben beobachteten sie auch alle anderen Tätigkeiten des Körpers. Dazu befestigten sie am Körper reflektierende Oberflächen, filmten diese aus zehn verschiedenen Winkeln und vereinigten die Kamerabilder zu einem 3D-Bild. Dabei wurden zahlreiche Unterschiede sichtbar: Männer aktivieren die Beuge-Hüftmuskeln des aktiven Beins stärker als Frauen sowie auch die Muskeln, die das passive Bein abspreizen. "Die Abspreizung der Hüfte könnte ein Schutz vor Verletzungen des Kniegelenks sein", vermutet Studienleiter Robert Brophy. Durch den Hang der Frauen zu X-Beinen werde das Kniegelenk an der Außenseite ständig stärker belastet.
Neben der X-Beinigkeit sieht Brucker fehlende Muskelkraft als Defizit weiblicher Fußballer. "Schlecht ausgeprägt sind speziell die hinteren Oberschenkelmuskeln, die das vordere Kreuzband üblicherweise unterstützen." Zudem würden Frauen im Vergleich zu Männern eher verletzungsträchtige Kniepositionen einnehmen, wenn sie nach einem Sprung auf dem Boden landen oder schnelle Drehbewegungen vollziehen. "Aufgrund der stärkeren X-Form der Beine knicken sie beim Landen stärker nach innen ein und die Knie berühren sich, während Männer, die eher zu O-Beinen tendieren, die Spannungsspitzen besser abfedern können. Diese X-Beinstellung in Kombination mit fehlender Muskelstabilisation prädestiniert zu Verletzungen des vorderen Kreuzbandes." Viele Fußball-typische Erkrankungen betreffen Männer und Frauen gleichermaßen, vor allem Meniskus-Probleme, Muskelverletzungen oder Umknicktraumen des Sprunggelenkes. "Eine in absoluten Zahlen eher seltene, jedoch vor allem Männer betreffende Verletzung beim Fußball ist die so genannte weiche Leiste, die ähnliche Symptomatik wie bei einem Leistenbruch aufweist", erklärt Brucker.
Über rein anatomische Ursachen hinaus erhöht auch das weibliche Hormonsystem das Verletzungsrisiko von Frauen. Das erklärt Bruckers Kollege Stefan Nehrer von der Donau-Universität Krems http://www.donau-uni.ac.at . "Studien haben gezeigt, dass die weiblichen Gewebe in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus weniger widerstandsfähig und somit verletzlicher sind", so der Sportorthopäde gegenüber pressetext. Auch die Reaktion auf intensives Training sei bei Frauen weniger optimal als bei Männern. "Intensives Training senkt die Ausschüttung von Geschlechtshormonen, was den Knochenstoffwechsel negativ beeinflusst und damit die Häufigkeit von Stressfrakturen erhöht. Diese Änderungen gehen oft auch mit Ernährungsstörungen einher und erfordern entsprechende Beratung."
Um sich vor den typischen Verletzungen zu schützen, rät Brucker weiblichen wie auch männlichen Fußballern, regelmäßig zehn Minuten speziell die Koordination und Stabilisation zu trainieren. Dies könne man problemlos ins Fußballtraining integrieren. "Für Frauen ist es sinnvoll, speziell das Landen, Drehbewegungen und die Vermeidung einer forcierten X-Beinstellung zu üben." Fußball sei zwar kein Sport, der dem Körper maximale Flexibilität abfordere, die meisten Fußballer hätten jedoch ein Beweglichkeits-Defizit. Entsprechendes Präventionstraining sollte schon im Kindes- und Jugendalter beginnen. "Die Trainer sind in dieser Hinsicht jedoch noch nicht genügend in der Breite ausgebildet, um das flächendeckend umzusetzen", so der Sportorthopäde gegenüber pressetext.
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