pte20250911009 in Business

Matteo Salvini kommt nach Österreich

Brenner und Plöckenpass im Fokus der bilateralen Ministergespräche


Wien/Rom (pte009/11.09.2025/10:30)

Italiens Infrastrukturminister Matteo Salvini von der Lega Nord wird kommenden Donnerstag (18. September) zu einem Verkehrsgipfel mit dem österreichischen Infrastrukturminister Peter Hanke am Brenner erwartet. Der Besuch unterstreicht die enge Zusammenarbeit zwischen Italien und Österreich in Fragen der Verkehrspolitik und grenzüberschreitender Infrastrukturprojekte. Neben dem Brenner wird auch der Plöckenpass (Passo Monte Croce Carnico) im Zentrum der Gespräche stehen, bestätigte der Vizepräsident von Friaul-Julisch Venetien, Stefano Mazzolini (Lega Nord), am Mittwoch gegenüber pressetext.

Brenner als Symbol europäischer Verkehrspolitik

Der Brenner ist seit Jahrzehnten die zentrale und politisch heftig umkämpfte Verkehrsachse zwischen Nord und Süd. In die festgefahrenen Transitverhandlungen kommt jetzt wieder Bewegung. Italien hat 2022 wegen der Tiroler Fahrverbote eine EuGH-Klage gegen Österreich eingebracht. Entscheidend wird sein, wie sich Österreich, Italien, Bayern und Südtirol nach dem EuGH-Urteil positionieren - und ob es gelingt, den gordischen Knoten am Brenner durch eine gemeinsame europäische Lösung zu durchschlagen.

Plöckentunnel als neues Hoffnungsprojekt

Besonderes Augenmerk richten die Italiener auch auf den Plöckenpass, der in den vergangenen Jahren immer wieder durch Naturereignisse unterbrochen war. Der Felssturz vom 2. Dezember 2023 hat die Passstraße SS 52 bis auf italienisches Staatsgebiet schwer beschädigt. Die zuständige italienische Straßenbaubehörde ANAS benötigte Monate, um Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Der Pass blieb über 500 Tage vollständig gesperrt, was nicht nur den regionalen Verkehr, sondern auch den grenzüberschreitenden Warenaustausch und Tourismus erheblich beeinträchtigte.

Der Sprecher des Gailtaler Gemeindeverbandes, Ingo Ortner, stellt gegenüber pressetext klar, dass die geologische Instabilität des Gebirges eine langfristige Lösung unabdingbar macht. Schon seit April 2024 arbeitet eine gemeinsame Expertengruppe aus Friaul-Julisch Venetien (FVG) und dem Land Kärnten an Alternativen. Die Gruppe hat im Herbst 2024 die Landesregierungen in Triest und Klagenfurt informiert und wird ihre Arbeiten bis Monatsende abschließen.

Experten für Scheiteltunnel

Nach eingehender Prüfung unterschiedlicher Varianten – von einer rein italienischen Straßenalternative über einen kurzen Scheiteltunnel bis hin zu einem langen Basistunnel – haben sich die Verantwortlichen in Friaul-Julisch-Venetien nun mehr klar für den Bau eines Scheiteltunnels ausgesprochen. Als Gründe dafür werden genannt:

Technische Machbarkeit: Der rund 4 Kilometer lange Tunnel auf ca. 1000 Metern Seehöhe biete eine sichere und nachhaltige Lösung.
Finanzielle Realisierbarkeit: Mit Unterstützung der EU und der Europäischen Investitionsbank (EIB) sei das Projekt solide finanzierbar.
Überschaubares Investitionsvolumen: Das Projekt wird mit 350 Mio. Euro veranschlagt, was angesichts des sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Nutzens durchaus gerechtfertigt sei.

Europäische Finanzierung

Laut Ortner setzt die geplante Finanzierung auf eine starke europäische Komponente. Fachleute rechnen mit bis zu 85 Prozent Förderung durch EU-Programme und 15 Prozent Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB), ergänzt durch eine tragfähige Bemautung als Schlüssel zur langfristigen Refinanzierung des Tunnels. "Mit dieser Finanzierungsstruktur könnte der 'Plöckentunnel' zu einem Vorzeigeprojekt moderner europäischer Verkehrsinfrastruktur werden", zeigt sich Ortner überzeugt.

Vom Felbertauern bis Triest

Neben der technischen und finanziellen Machbarkeit wird der politische Wille auf beiden Seiten der Grenze betont. Sowohl friaulische wie Kärntner Politiker setzen auf die Sicherheit und Prosperität einer neuen modernen Nord-Süd-Verbindung. Zugleich biete das Projekt die Chance auf einen immensen wirtschaftlichen Impuls für den ländlichen Raum Oberkärntens und Osttirols, der gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten wichtig ist, meint auch Ortner und ergänzt: "Langfristig könnte eine Wertschöpfungskette entstehen, die vom Felbertauern bis nach Triest reicht."

Druck aus Italien steigt

Die Realisierbarkeit des Projekts wird inzwischen sehr hoch eingeschätzt. Am 30. Juli 2025 sprachen sich alle 28 Bürgermeister der Region Friaul-Julisch Venetien gemeinsam mit der zuständigen Regionalrätin für Infrastruktur, Assessore Cristina Amirante, für den Scheiteltunnel am Plöcken aus. Am 5. September 2025 bekräftigte Minister Matteo Salvini gemeinsam mit FVG-Regionspräsident (Landeshauptmann) Massimiliano Fedriga in Udine die klare Zustimmung Italiens. Nun richtet sich der Blick auf Österreich: Ein Ja aus Kärnten durch Landeshauptmannstellvertreter und Straßenbaureferent Martin Gruber sowie aus Wien durch Bundesminister Peter Hanke wäre der nächste entscheidende Schritt.

Rückfragehinweis:
Ingo Ortner
Plöckenpass-Sprecher für den Gemeindeverband Hermagor
Tel.: 0699 12 64 76 80
E-Mail: ingo.ortner@thelounge.net
Web: www.ploeckenpass.at/confiniumpmcc

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
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