Viagra auf dem Schwarzmarkt teurer als Heroin
Organisierte Kriminalität spezialisiert sich auf Medikamentenfälschung
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Huber: Jeder kennt jeden auf dem österreichischen Pharmamarkt. (Foto:fotodienst) |
Wien (pte026/30.07.2008/17:30) "Mit einem Kilogramm gefälschtem Viagra wird mehr Gewinn gemacht, als mit einem Kilo Heroin", erklärt Alexander Hönel von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit http://www.ages.at gegenüber pressetext. Der Handel mit gefälschten Medikamenten boome weltweit und verursacht laut Schätzungen der WHO einen Schaden von jährlich 35 Mrd. Dollar. Nur Österreich sei das einzige europäische Land, in dem es im regulären Handel keine gefälschten Medikamente gäbe, versichert Andreas Windischbauer, Präsident der ARGE Pharmazeutika http://www.argepgh.at .
"Unser Markt ist so klein, dass sich hier jeder Medikamentenproduzent und Großlieferant seit Jahrzehnten persönlich kennt", erklärte Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs http://www.pharmig.at auf einer Pressekonferenz heute, Mittwoch, in Wien. Somit sei in den zurückliegenden Jahren kein einziges gefälschtes Präparat in den Apotheken gelandet. "Das größere Problem ist das Internet", sagt Leopold Schmudermaier, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer http://www.apotheker.or.at , auf pressetext-Nachfrage. Denn dort könne ein jeder auch ohne Rezept Medikamente bestellen. Eine Studie des Zentrums für Sucht und Substanzmissbrauch belegte erst kürzlich, dass zum Beispiel in de USA 85 Prozent aller Onlineapotheken ohne Rezept Medikamente versenden (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080719002).
"Und das merkt man auch beim versuchten Import von illegalen Medikamenten nach Österreich", meint Herbert Leschgitz vom Zollamt Klagenfurth-Villach. Habe der Zoll vor drei Jahren nur gut 50 Medikamente beschlagnahmt, waren es im vergangenen Jahr bereist 42.386 und für das laufende wird mit über 80.000 gerechnet. "Vor allem Händler aus China, Indien und ehemaligen Ostblockländern überschwemmen den Markt und hoffen auf den großen Gewinn", so Leschgitz.
Gewinn, der vor allem mit Potenzmitteln, Antibiotika, Krebsmedikamenten und Anti-Cholesterin-Tabletten erwirtschaftet werden soll. "Auf dem Schwarzmarkt lässt sich ein Kilogramm des Potenzmittels Viagra für gut 90.000 Euro absetzen - die vergleichbare Menge Kokain bekommt man hingegen für 65.000 Euro", erklärt Hönel. Man beobachte mit Sorge, dass sich die organisierte Kriminalität immer mehr auf das Geschäft mit Medikamenten spezialisiert, sagt Zöllner Leschgitz. "Wir leben sicher nicht auf einer Insel der Seeligen und müssen von daher immer wach- und aufmerksam sein, damit der Zustrom von gefälschten Medikamenten nach Österreich nicht weiter zunimmt", sagt Windischbauer. Denn ansonsten müsse man auch in Österreich damit rechnen, vermehrt Tote aufgrund von illegalen Medikamenten zu haben. Alleine in China seien 2006 über 200.000 Menschen an den Folgen von gefälschten Medikamenten gestorben.
Dabei sind zwei Aspekte an nachgemachten Medikamenten gefährlich. Zum einen können sie falsche Wirkstoffe beziehungsweise zu hohe Konzentrationen dieser enthalten oder gar keine heilenden Extrakte. "Man stelle sich nur mal ein Krebsmittel vor, das man als Therapie nimmt, das aber nur ein Placebo ist", meint Hönel. Von daher setzen die Pharmaexperten auf eine bessere Aufklärung der Patienten über die Risiken von illegalen Medikamenten. "Die Leute spielen russisch Roulette. Das ist, als ob man sich statt Carbon- Pappbremsen in sein Auto einbauen lassen würde", fügt Schmudermaier hinzu. Um dem illegalen Handel mit Medikamenten einen Riegel vorzuschieben, ist in Österreich - im Gegensatz zu Deutschland zum Beispiel - jeglicher Versandhandel von Medikamenten verboten. "Und wenn jemand Medikamente aus dem Ausland nach Österreich schickt, dann müssen diese hier zugelassen sein", so Schmudermaier weiter. Um den Verbraucher besser vor gefälschten Medikamenten zu schützen, wolle man in Zukunft zudem noch stärker auf sichtbare und unsichtbare Sicherheitsmerkmale auf den Verpackungen setzen. "Der Verbraucher sollte darauf achten, dass sich auf jeder Verpackung Angaben wie Wirkungsstoffstärke, Chargennummer und Zulassungsinhaber finden", rät Huber. "Dann kann er sicher sein, dass er ein zugelassenes Produkt in den Händen hält."
Fotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://fotodienst.at/browse.mc?album_id=1984 zum Download.
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