RWE feindlicher Übernahme schutzlos ausgeliefert
Experte: Trotz schwindender Kommunalanleger noch kein Ziel
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RWE-Chef Jürgen Großmann (Foto: rwe.de) |
Essen/Berlin/Düsseldorf (pte031/26.03.2008/13:55) Der deutsche Energieversorger RWE http://www.rwe.de verliert seinen Schutz gegen eine feindliche Übernahme. Grund für die sich abzeichnende Gefahrensituation ist, dass den kommunalen Anteilseignern das Geld fehlt, ihre Sperrminorität von 25 Prozent langfristig aufrechtzuerhalten. Andererseits darf der Konzern mittlerweile nicht mehr damit rechnen, von der Bundesregierung bei einem feindlichen Übernahmeangebot unterstützt zu werden. Ausländische Staatsfonds hätten somit freie Bahn, sich den Energieriesen einzuverleiben. Wie die Financial Times Deutschland heute, Mittwoch, berichtet, heißt es aus Berlin gegenüber RWE-Chef Jürgen Großmann, dass man "im Falle eines Angriffs nicht helfen kann".
"Da der Aktienanteil der Städte und Gemeinden an RWE immer kleiner zu werden scheint, erleichtert dies eine Übernahme des Konzerns durch ausländische Investoren. Dennoch ist die Situation in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern wie Frankreich oder Italien eine gänzlich andere. In diesen Ländern befinden sich die Energiekonzerne nach wie vor in Staatshand", sagt Pawel Piechaczek vom Bankhaus Lampe https://www.bankhaus-lampe.de im Gespräch mit pressetext. Laut dem Analysten sei es für die deutsche Bundesregierung als Großaktionär von Post und Telekom schwierig, deren Zukäufe im Ausland zu unterstützen und gleichzeitig die Eigenständigkeit RWEs hierzulande zu gewährleisten. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme derzeit aber sehr gering, so Piechaczek weiter.
Die Angst der Energiekonzerne vor Kaufangeboten scheint angesichts des Deckungsverlusts durch die Kommunalanleger und die Politik nicht unbegründet, meinen Experten. Da RWE und E.ON http://www.eon.de wegen ihres hohen Eigenkapitals und der Marktpositionierung als attraktive Kaufziele gelten, geraten die Manager zusehends unter Druck. Obwohl sich der Verband der Kommunalaktionäre, die noch rund 25 Prozent an RWE halten, zuversichtlich zeigt, ist ein aus steuerlichen Gründen mittelfristiges Schrumpfen auf 15 Prozent abzusehen. Erste Anzeichen für ein Schwinden der traditionellen Kommunalaktionäre werden bereits am Beispiel des deutschen Energiekonzerns Evonik Industries http://www.evonik.de deutlich.
Ersten Erkenntnissen nach verkaufte Evonik-Chef Werner Müller sein RWE-Aktienpaket erst vor wenigen Tagen über den Markt und nicht wie einst vorgesehen an die Städte und Gemeinden. Der Konzern erwarb vor einem halben Jahr für 250 Mio. Euro rund 0,6 Prozent der RWE-Aktien von der WestLB. Der Weiterverkauf an die Städte und Gemeinden scheiterte aus finanziellen Gründen. Bereits im September 2007 hatte Müller zugesagt, das Aktienpaket bis März dieses Jahres zu sichern. Durch die aktuelle Transaktion verlor Großmann jedoch mehrere Mio. Euro. Die RWE-Aktie verlor in diesem Zeitraum mit zwölf Prozent jedoch massiv an Wert und endete für Müller nur deshalb nicht im Desaster, da sich dieser beim Kauf weitgehend gegen einen Kursflop abgesichert hatte.
Obwohl RWE-Boss Großmann "Angreifer auf harten Widerstand" stoßen lassen will und sich vehement für die Eigenständigkeit des Konzerns einsetzt, befindet sich die Bundesregierung im Zwiespalt, meinen Branchenkenner. RWE hingegen verfolgt eine expansionsorientierte Unternehmensstrategie und sucht daher nach lukrativen Übernahmeobjekten. Zudem stützt der Konzern den Aktienkurs durch ein Rückkaufprogramm. Ehrgeiziges Ziel Großmanns ist es, auch mit dem Einstieg in osteuropäische Märkte sowie in Russland mittelfristig den Umsatz von derzeit 42 Mrd. Euro zu verdoppeln und damit zu E.ON aufzuschließen.
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