pte20070428002 in Business

T-Mobile-Chef Chvatal: "Mobiles Internet hat Priorität"

Preisorientierung der österreichischen Mobilfunkindustrie am Pranger


Robert Chvatal: Seit 1. März Chef von T-Mobile Austria (Foto: t-mobile.at)
Robert Chvatal: Seit 1. März Chef von T-Mobile Austria (Foto: t-mobile.at)

Wien (pte002/28.04.2007/06:20) Seit 1. März bekleidet Robert Chvatal das Amt des CEO bei T-Mobile Austria. Der gebürtige Tscheche folgte in dieser Funktion auf Georg Pölzl, der das Restrukturierungsprogramm der Konzernmutter Deutsche Telekom leitet. Im pressetext-Interview zieht der frisch gebackene Chef des zweitgrößten österreichischen Mobilfunkers eine erste Bilanz seiner Amtszeit, kritisiert die Preisorientierung der Mobilfunkindustrie und lobt den Vorsprung der Alpenrepublik in punkto mobiles Internet, das in der künftigen Unternehmensstrategie oberste Priorität genießt.

pressetext: Wie waren die ersten Tage als Chef von T-Mobile Austria?
Chvatal: Ich bin sehr beschäftigt gewesen, aber es ist wirklich spannend, weil man nicht nur eine neue Organisation mit neuen Leuten kennen lernt, sondern sich auch mit dem gesamten Marktumfeld auseinandersetzen muss. Was allerdings bei der Orientierung hilft, ist, dass wir uns in der T-Mobile-Familie gegenseitig helfen und auch ähnlich organisiert sind, sei es nun in Bonn, Prag oder Wien.

pressetext: Wie ist der erste Eindruck vom österreichischen Mobilfunkmarkt? Was sind Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten im Vergleich etwa zur Slowakei?
Chvatal: Was zum Beispiel das Thema mobiles Internet betrifft, haben wir in Österreich einen Vorsprung. Die Leute nehmen HSDPA - im Vergleich zu DSL und Kabel - als Weg, um ins Internet zu gelangen, sehr ernst. Was mich am österreichischen Markt allerdings ein bisschen stört, ist die Konzentration der Mobilfunkindustrie auf Preisbotschaften. Ich hoffe, dass nicht nur der Preis, sondern auch die Hinwendung zu Services und den Bedürfnissen der Kunden zählt. Wir sollten ein bisschen mehr auf Produkte und Lösungen hinweisen, schließlich sind wir im Service-Geschäft tätig.

pressetext: Soll diese Service-Orientierung auch für die T-Mobile-Tochter tele.ring gelten?
Chvatal: tele.ring hat sich schon immer auf den Preis fokussiert, aber das wenigstens mit Witz. Ansonsten fehlt mir der Witz ein bisschen in Österreich. Vielleicht gab es das ja in der Vergangenheit, aber jetzt, mit all diesen Null-Euro-Kampagnen, kann ich keine wirklichen Visionen sehen. Als etwa T-Mobile in Österreich vor zwei Jahren das Thema mobiles Internet ins Rollen gebracht hat, hat uns das in der T-Mobile-Konzernfamilie berühmt gemacht. Auch weil wir als eine der ersten gesagt haben, dass mobiles Internet nicht nur für Geschäfts- sondern auch für Privatkunden von Interesse ist. Ich denke, dass wir andere Themen finden müssen, sodass das Mobilfunkgeschäft nicht nur auf die Preise reduziert wird.

pressetext: Was hat denn T-Mobile für Visionen für die Zukunft?
Chvatal: Bei unserem Mobilen-Internet-Paket zahlt man zum Beispiel keine Grundgebühr, sondern wie im Prepaid-Bereich nur die konsumierte Datenmenge. Außerdem haben wir ein sogenanntes Surferset, bei dem der Kunde eine E-Mail-Adresse erhält und für die konsumierte Datenmenge auch Flamingos für unser Treueprogramm sammeln kann. Wir versuchen unseren Kunden darüber zu informieren, welche Datenmenge sie im laufenden Monat bereits verbraucht haben. Darüber hinaus wollen wir in Zukunft den Bereich mobile E-Mails etwas forcieren.

pressetext: Wie werden sich nach den deutlichen Rückgängen des Vorjahres in Zukunft die Preise auf dem österreichischen Mobilfunkmarkt entwickeln?
Chvatal: In punkto Preisgestaltung der Zukunft gehören für mich die Preise für Telefonie und Geräte zusammen. Wir sehen jetzt sehr aggressiv gestaltete Monatsgebühren und Minutenpreise. Das heißt aber auch, dass wir die klassischen Geschäftsmodelle verändern müssen. Wenn die Kunden für die Mobilfunknutzung weniger und weniger zahlen, werden sie in Zukunft vielleicht mehr für die Handys zahlen müssen. Angesichts der ohnehin schon niedrigen Preise kann ich mir nicht vorstellen, dass die Preise noch einmal so stark fallen wie 2006. Die Aufrüstung der Netze auf die Anforderungen des mobilen Internets erfordert ja auch Investitionen.

pressetext: Ist mobiles Fernsehen ein Thema für T-Mobile-Austria?
Chvatal: Das Thema mobiles Fernsehen organisieren wir in der T-Mobile-Gruppe. Das läuft derzeit international als Pilotprojekt. Wir in Österreich sind da nicht so sichtbar, weil wir nicht denken, dass mobiles Fernsehen ein aktuell dringendes Thema ist. Man braucht dafür ein passendes Geschäftsmodell. Wir setzen unsere Prioritäten und unsere Priorität ist auf jeden Fall mobiles Internet und nicht mobiles TV. Wir denken übrigens, dass es nur ein offenes Internet geben sollte und verschiedene Formen für den mobilen oder den Festnetzzugang. Der Kunde hat das Recht, möglichst bequem mobil ins Internet zu gehen, auch dank neuer Mobilfunktechnologien.

pressetext: Ist die Marktführerschaft in Österreich - wie von Deutsche-Telekom-Boss Rene Obermann gefordert - nun ein konkretes Ziel für T-Mobile Austria?
Chvatal: Ich will natürlich nicht gegen meinen obersten Chef sprechen (lacht). Aber im Ernst: Ich würde gern ein guter, innovativer und kreativer Wettbewerber im österreichischen Mobilfunkmarkt sein. Ich würde T-Mobile auch gern so ausrichten, dass wir nicht nur Privat- sondern auch Geschäftskunden ansprechen. Ich bin nicht der Meinung, dass der einzige Anbieter, den ein österreichischer Geschäftskunde auswählen kann, mobilkom austria sein sollte. Aber über die Marktführerschaft zu sprechen, ist für uns nicht notwendig. Wir müssen schneller wachsen als der Wettbewerb und das ist für mich genug.

pressetext: Vielen Dank für das Gespräch.

(Ende)
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