Asbest-Kreuzfahrtliner stößt auf Widerstand in Indien
1.200 Tonnen Giftstoffe schippern durch die Weltmeere
![]() |
SS France hatte illustre Gäste wie Salvador Dali oder David Bowie an Bord |
London/Alang (pte025/07.07.2006/12:21) Umweltschützer haben nun auch in Indien heftig gegen das Abwracken des ehemaligen Luxus-Liners "SS France" (alias "Norway") protestiert. Das Schiff, das ähnlich wie der französische Flugzeugträger Clemenceau in Bangladesch verschrottet werden sollte, stößt überall auf breite Ablehnung. Beide Schiffe sind nach Angaben von Experten mit Asbest verseucht. An Bord der SS France sollen sich 1.200 Tonnen Asbest befinden.
Der einstige Stolz der Reederei ist zu einem Wrack verkommen und kreuzt auf der Suche nach seiner letzten Ruhestätte durch die Weltmeere. Nun ist das Schiff, das unter dem "letzten" Namen "Blue Lady" fährt vor der Küste des indischen Bundesstaats Guajarat gelandet. In Pipavav nahe der Stadt Alang, soll der einstige Luxusliner verschrottet werden. Dort befindet sich der größte "Ship Breaking Yard" der Welt, wo die einstigen Giganten der Meere in Einzelteile zerlegt werden. Aber gerade das sei ein höchst gefährliches Unterfangen, kritisieren Umweltschützer. An Bord der Schiffe befinden sich nämlich zahllose Giftstoffe wie etwa Asbest. Das ist auch der Grund dafür, warum das 315 Meter lange und elf Stockwerke hohe Schiff nicht in Bangladesch verschrottet werden durfte. Die technischen Geräte seien nicht in der Lage den gefährlichen Schrott sicher zu entsorgen, hieß es.
"Die Blue Lady ist voll mit giftigen Stoffen und aufgrund der fehlenden Technologien in Indien ist es für die Arbeiter nicht sicher, diese fachgerecht zu entsorgen ohne sich selbst zu gefährden", meint Laurie Kazan-Allen von der Ban Asbestos Network-Plattform http://www.btinternet.com/~ibas im pressetext-Interview. "Viele Teile, die großen Hitzen ausgesetzt sind, wie etwa Rohrleitungen und Boiler sind mit Asbest verkleidet. Asbest findet sich auch in Deckenverkleidungen", erklärt die Expertin. "Eine fachgerechte Entsorgung der Asbestteile ist in Indien nicht möglich", kommt Kazan-Allen zum Schluss. Asbest wurde in großen Mengen verwendet. "Auch bei dem ehemaligen Kreuzfahrtschiff Queen Mary, das heute als Hotel in Long Beach Kalifornien dient, wurde viel Asbest verwendet." Die Expertin berichtet von einem ihr bekannten Fall, bei dem ein Mann 30 Jahre nach dem Umbau des Schiffes an Krebs - hervorgerufen durch Asbeststaub - gestorben sei. "Es ist unverständlich, dass Asbest in Indien oder in anderen Ländern, die nicht über die notwendigen Technologien verfügen, entsorgt wird, nur weil es dort billiger ist." Auf den indischen Schiffsfriedhöfen sind die Arbeiter mit kurzen Hosen und T-Shirts bekleidet, Schutzmäntel gebe es nicht.
"Der Fall des Flugzeugträgers Clemenceau hat deutlich gezeigt, dass das Abwracken von Giftschiffen in Asien nicht mehr akzeptiert wird", so Kazan-Allen. Das französische Kriegsschiff ist am 17. Mai 2006 nach einer 12.000 Meilen langen Seereise wieder in Toulon eingelaufen, um dort verschrottet zu werden. "Diese letzte Reise auf der Suche nach einem Schrottplatz hat dem Staat Frankreich fast 29 Mio. Euro gekostet", empört sich Kazan-Allen. Allerdings warten noch mehr als 2.000 asbestverseuchte Schiffe auf das Abwracken. "Bis jetzt war niemand bereit dazu, die Verantwortung für diesen Müll zu übernehmen. Am wenigsten noch die Armee oder die globale Schifffahrtindustrie. Daher ist die EU aufgefordert endlich etwas zu tun, damit auch die letzte Reise eines Sondermüll-Schiffes ordnungsgemäß verläuft", zitiert Kazan-Allen Karine Appy von der NGO-Plattform "Shipbreaking".
Dass nicht alle dem Ende der "Blue Lady" entgegensehen, zeigt sich nun in Frankreich. Eine Gruppe fordert die SS France als Hotelschiff weiter zu betreiben. "Für einen Franzosen ist das Abwracken des einstigen Flagschiffes so als würde man den Londoner Tower niederreißen", meint der Sprecher der Plattform "Kampagne zur Rettung der SS France", Jean Philippe Prieur.
(Ende)Aussender: | pressetext.austria |
Ansprechpartner: | Wolfgang Weitlaner |
Tel.: | +43-1-811 40-307 |
E-Mail: | weitlaner@pressetext.com |