pts20060308047 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Gewerbeverein: Müssen wir aber in der Schüle blöd gewesen sein!

Von den Lehrern wird Ernsthaftigkeit, nicht Gefälligkeit eingefordert.


Wien (pts047/08.03.2006/21:09) Ja, jene die im ausgehenden vergangenen Jahrhundert die Schulen besuchten , müssen in der Tat ganz schön blöd gewesen sein. Dass sie nun die Leistungsträger einer florierenden Wirtschaft sind, lässt vermuten, dass die wahren High-Flyer gerade noch in der schulischen Pipeline dahindümpeln. Ein wildes Wirtschaftswunder wird Dank dieser kommenden Arbeitsgeneration anbrechen. Davon gibt man sich im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) überzeugt.

Die Befunde gerade aus Wien sind mehr als erfreulich:

+ Ein Drittel der Volksschulabgänger - in manchen Schulen bis zu 60 Prozent - weisen ein Zeugnis mit lauter Einsern auf.
+ Danach gehen alle in eine Mittelschule.
+ Jeder, der in eine AHS gehen will, bekommt auch einen Schulplatz; einige müssen allerdings in andere Bezirke ausweichen.

Alte Menschen erinnern sich da, wie blöd sie selbst waren. Da gab es auch vereinzelt "lauter Einser" in Klassen. Die Inhaber solcher Zeugnisse wurden mit dem Prädikat Streber abgekanzelt und waren meist ausgegrenzt. Heute macht ja wirklich jeder Zweier im sonst makellosen Zeugnis aus einem Schüler einen Underdog. Und um in eine Mittelschule zu kommen, mussten die Uralten unter uns sogar noch hochnotpeinliche Zulassungsprüfungen über sich ergehen lassen.

Da kommt einem wohl die Analyse des deutschen Altbundespräsidenten Roman Herzog zum derzeitigen Schulwesen in Deutschland in den Sinn: "Auf der einen Seite haben die Linken die Anforderungen in unseren Schulen immer wieder abgesenkt, um Kindern aus nicht arrivierten Schichten den Aufstieg zu erleichtern und die Bürgerlichen haben das mitvollzogen, um den dummen Kindern arrivierter Familien den Abstieg zu ersparen". Aber Herzog war ja immer schon ein Zyniker.

Nur gibt es eben Zyniker, die auch die Wahrheit sagen.

Die österreichischen Schüler stehen schneller als sie wollen im Wettbewerb mit Schulabgängern aus unseren östlichen und nördlichen Nachbarländern, die noch hungrig nach Erfolgen sind. Wenn es der heimischen Schule nicht gelingt, ernsthaft Leistung einzufordern, dann hat sie versagt - das Elternhaus im Übrigen auch!

Wenn Lehrer vor lauter Angst vor den Eltern und aus Faulheit Gefälligkeitszeugnisse schreiben, dann ist das ein strafbarer Tatbestand. Denn immerhin sind Zeugnisse Dokumente.

Die Politik hat sehr wohl Werte einzufordern. Von der Gesellschaft an sich, aber noch viel eher, von jenen, die sie um teures Geld bezahlt. Nur die Omi zu beglücken, dass der Burli lauter Einser hat und halt soviel g'scheit ist, dass kann ja nicht alles gewesen sein!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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