Großfischen geht es an den Kragen
Moratorium für Tiefseefischerei soll Abhilfe schaffen
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Tiefsee-Lebewesen: Lizard-Fisch; Foto: Greenpeace |
Wien (pte026/18.01.2006/13:55) Dass es den Fischen in den Weltmeeren an den Kragen geht, davor warnen die Wissenschaftler schon seit einigen Jahren. Zu wirksamen Schutzmaßnahmen konnte sich die Staatengemeinschaft bisher aber nicht durchringen. Als erste Maßnahme fordern daher 25 Umweltschutzgruppen, die Deep Sea Coalition http://www.savethehighseas.org , ein Moratorium. Über dieses soll im November 2006 die UN-Hauptversammlung abstimmen. Aktuell muss die EU bereits im April ihre Haltung dazu ausarbeiten.
"In der ersten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature im Januar 2006 haben Forscher erneut vor der Ausbeutung der Tiefsee gewarnt", so die Meeresbiologin Antje Helms von Greenpeace-Österreich http://www.greenpeace.at im pressetext-Interview. In dem Artikel werde in eindrucksvoller Weise der wissenschaftliche Nachweis erbracht, dass die industrielle Fischerei inzwischen auch die Tiefseefischarten stark bedroht und einige der Fischarten bereits als gefährdet einzustufen sind, erklärt die Expertin. "Tiefseefischerei mit so genannten Grundschleppnetzen ist verantwortlich für diesen Raubbau", kritisiert Helms. Diese finde vor allem rund um unterseeische Berge statt, wo eine besonders große Artenvielfalt und daher auch große Fischbestände anzutreffen seien. "Die Umweltorganisationen fordern daher, diese Regionen aufgrund ihrer biologischen Einzigartigkeit als Meeresschutzgebiete auszuweisen." Bis dahin sei es aber noch ein langer und steiniger Weg.
"Als erste Maßnahme fordert die Deep Sea Coalition, darunter auch federführend Greenpeace, ein Moratorium auf die Tiefseefischerei bis wissenschaftlich geklärt ist, welche Schäden diese Fischerei anrichtet und die Seeberge wissenschaftlich untersucht sind", so Helms. Das Thema ist politisch derzeit sehr brisant, da zum Beispiel Spanien ein der größten Tiefseefangflotten besitzt.
Mit schlechten Nachrichten wartet auch das Australian Institute of Marine Science AIMS http://www.aims.gov.au auf: Die größten Fische der Welt, die Walhaie (Rhincodon typus), haben nach Untersuchungen in nur einer Dekade durchschnittlich zwei Meter an Größe verloren. Lag die durchschnittliche Größe der Fische bei sieben Metern, so sind es heute nur noch fünf Meter, berichten Ecotourism-Veranstalter des Ningaloo-Marine-Parks vor der Nordwestküste Australiens. "Die Veranstalter der Touren beobachten jeden einzelnen Walhai genau und zeichnen Geschlecht und Größe der Tiere exakt auf", so Mark Meekan vom AIMS. Erschreckend sei das deshalb, weil die Tiere erst mit etwa 30 Jahren bei einer Körpergröße von sechs oder sieben Metern Länge geschlechtsreif sind. Walhaie werden bis zu 20 Meter lang und können bis 150 Jahre alt werden. In vielen Regionen Südasiens werden die Fische, die sich ausschließlich von Plankton ernähren, gefangen. "Einerseits wird das Fleisch gegessen, die gigantischen Flossen werden als Spezialität verkauft, die Leber als Öl genutzt und andere Teile als Medizin gehandelt", so Meekan.
"Viele der Fischer leben in Dörfern und sie haben keine Option", so Meekan. "Wenn wir genau wüssten, wer die Fischer sind, könnten wir eingreifen, denn die Ecotourism-Industrie im Ningaloo-Marine-Park lukriert jährlich 50 Mio. Dollar." Das sei genug, um eine kleine Stadt zu ernähren. Die Jagd auf die Fische geht indessen immer weiter. Von der World Conservation Union IUCN wurde der Walhai inzwischen auf die Rote Liste gesetzt. Auch der Handel mit den Haien ist nach dem CITES-Abkommen mittlerweile verboten. "Durch die große Lebensspanne sind diese Haie, wie auch andere Raubfische und Haiarten, besonders bedroht", so Meekan. Für die Forscher gehört es immer noch zu den ungelösten Rätseln, wie sich diese Fische vermehren und ob sie lebendgebärend sind. Junge Walhaie wurden extrem selten gesichtet.
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