pts20041116050 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Gewerbeverein: AUVA - exzellente Forschung über die man leider zu wenig hört!

Die AUVA-Forschungsleistungen und Forschungskooperationen sind beeindruckend!


Wien (pts050/16.11.2004/21:34) Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) bot jene Plattform, die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) mit ihren Forschungsaktivitäten und Forschungspartnern vorzustellen. ÖGV-Mitgliedsunternehmen, die im F&E-Bereich mit den Forschungseinrichtungen der AUVA kooperieren, stellten sich bei dieser Präsentation als herausragende Netzwerkpartner vor.

Einleitend betonte AUVA-Obmann Helmut Klomfar besonders die Bedeutung der Unfallprävention. Im Gegensatz zu anderen SV-Trägern ist der AUVA die Weiterentwicklung des state of the art in ihrem Wirkungsbereich gesetzlich vorgeschrieben. Ganz dem Geist des Mentors der modernen Unfallchirurgie - Lorenz Böhler - folgend, betonte Klomfar, dass es für Patienten, wie Unternehmen besonders wichtig ist, eine möglichst rasche Wiedereingliederung ins Arbeitsleben zu erreichen.

Der ärztliche Leiter der AUVA, Hartmut Pelinka stellte die Arbeitsbereiche der Unfallbehandlung - Prävention, Heilung und Rehabilitation - vor. Ohne Forschung läuft dabei gar nichts. Der ganzheitliche AUVA-Ansatz, bei dem neben vielen anderen Einrichtungen immerhin sieben Unfallkrankenhäuser und zwei Forschungseinrichtungen den Nukleus bilden, bringt dieser Forschung einen wesentlichen Vorteil. Im Präventionsbereich stehen Projekte von Auswirkungen der Ozonbelastung auf im Freien Arbeitenden bis hin zur Entwicklung lärmarmer Pressluftdüsen zur Lösung an. Immerhin wendet die AUVA jährlich an die drei Mio EUR für Forschung auf. Die F&E-Aktivitäten werden vom Forschungsinstitut für Traumatologie, vom Ludwig-Boltzmann-Institut für experimentelle und klinische Traumatologie sowie von Trauma Care Consult wahrgenommen. 2.100 Publikationen unterstreichen die hohe Qualität der AUVA-F&E.

Der Leiter des Forschungsinstituts für Traumatologie, Heinz Redl betonte die Interdisziplinarität dieser Forschungseinrichtung. Immerhin haben sich bisher 13 Mitarbeiter auf verschiedendsten Gebieten der Wissenschaft habilitiert. Die enge Kooperation mit der Industrie aber insbesondere mit innovativen Life-Science-Startups ist ein wesentlicher Stimulus für die Instituts-Aktivitäten. Sepsis, CNS, Blutstillung und Knochenheilung sind die Hauptarbeitsgebiete. Mit Sepsis ist man im weltweiten Genomprojekt verankert. Mit dem AUVA-Institut für Traumatologie ist global gesehen lediglich ein zweites Institut so tief mit dieser Materie befasst. Dabei werden am AUVA-Institut neue Marker für Sepsis getestet und Genchips konstruiert. Immerhin ist Sepsis heute noch eine Erkrankung, die in fünfzig Prozent der Fälle letal endet. Mit Prof. Millesi werden an Pavianen neue Operationsmethoden für die Reaktivierung von Handwurzelnerven entwickelt. Biomaterialien zur Überbrückung fehlender Nerven sind in Erprobung. Besonders ging Riedl auf die enge Kooperation mit Baxter bei blutstillenden Präparaten ein, die am Modell der gerinnungsgestörten Leber und Milz getestet werden. Um den optimalen Knorpelersatz zu evaluieren, wird vom Traumatologie-Institut gerade eine Multicenter-Studie koordiniert. Aber auch Alternativ-Technologien, wie Meeresalgen zur Knochenheilung stehen auf der Agenda der AUVA-Forschung. Natürlich kommt man mit der Beschäftigung mit adulten Stammzellen nicht umhin - sie könnten der Knackpunkt der Wund- und Knochenheilung sein.

ÖGV-Verwaltungsratsmitglied Hans Prihoda/Lasergruppe stellte als erster der Reihe der AUVA-Kooperationspartner eindrucksvoll die von ihm entwickelten 3D-Modelle menschlicher Organe, die nach CT- und MRT-Daten individuell angefertigt werden, vor. Gute Chirurgen sind gute Handwerker, so sein Kernsatz. Sie orientieren sich an plastischen Modellen optimal - und dafür dienen die stereolithographischen Modelle der Lasermodell-Gruppe bestens. Die Planungszeiträume für komplizierte Operationen gehen - Dank dieser Modelle - von konventionell zwei bis drei Monaten auf ebenso wenige Tage zurück. Das bringt dem Patienten weniger Leid und zusätzlich dem Gesundheitssystem enorme Kostenvorteile. Dass heimische Ärzte mit dem Qualitätssicherungseffekt der stereolithographischen Modelle nicht immer froh sind, ist ein Faktum. Sind sie doch dafür das ideale Werkzeug - in den USA deswegen auch besonders geschätzt.

Wilhelm-Exner-Preisträger 2002 Hermann Katinger beschäftigte sich in seinem Beitrag mit dem optimalen Schutz und Transport von Pharmazeutika im Körper durch Liposomen. Insbesondere bei teuren Medikamenten bieten sie sich als kostengünstiger "Spediteur" im Körperinneren geradezu an. Mit verschiedenen Produkten aus der Liposomen-Linie Katingers kann die Halbwertszeit der Wirkung von Medikamenten und der optimale Transport zum Wirkort gesteuert werden. Besonders bei entzündlichen Prozessen ist dies äußerst hilfreich. Neben Verbrennungen und Verbrühungen reicht das Einsatzgebiet bis hin zu kosmetischen Anwendungen. Die Inhalation von Leposomen etwa verbessert den Transport von Wirkstoffen in die Lunge optimal. Die Bioverfügbarkeit ist durch Liposome leicht zu verändern. Andere Liposome sind geeignet als Antioxydantien zu wirken. Mussten bisher Tinnitus-Präparate oral oder intravenös verabreicht werden, so sind diese nun mit Ohrentropfen auf Liposom-Basis optimal an den Herd des Geschehens zu bringen. Liposomale Vakzinen sind Zukunftsmusik, an der an Katingers Institut gearbeitet wird.
Michael Schaude, CEO von Bender MedSystems und ÖGV-Verwaltungsrat produziert eine Produktlinie von über 750 biomedizinischen Forschungsreagenzien und -diagnostika. Dazu zählen insbesondere rekombinante Proteine und Antikörper zur Darstellung des Immunsystems. Elisa-Tests - Nachweissysteme im Körper - wurden von Bender MedSystems so optimiert, dass von den eineinhalb Stunden Dauer zwischen Testbeginn und Ergebnis eine Reduktion auf lediglich zehn Minuten erreicht werden konnte. Die Anwendungsgebiete der Bender MedSystems-Produktpalette:

+ Zytokine, die das Immunsystem steuern,
+ Apoptose, die den natürlichen Zelltod beeinflusst und
+ Tumorbiologie.

Schaude betonte, dass zehn Jahre Forschungspartnerschaft beiden Instituten sehr viel gebracht hat. So gab es zahlreiche gemeinsame Entwicklungen - etwa gerade im Bereich von Schnelltests. Auch an der Miniaturisierung von Systemen wird zielstrebig gemeinsam gearbeitet.

Heinz Gulle, Forschungleiter von Baxter Bio Surgery/Wien lobte in seinem Statement die jahrzehntelange Kooperation AUVA-Immuno/Baxter im Bereich Fibrinkleber - insbesondere TISSEEL. Einsatzgebiete sind Blutstillung und Oberflächenklebung. Als besonders zukunftsträchtig gilt der Bereich Wundheilung, wofür sich Fibrinkleber besonders gut eignen. Betrug das US-Marktvolumen für derartige Kleber 2001 noch 1,75 Mrd. $ so werden 2010 Umsätze von sechs Mrd $ erwartet. Übrigens beziehen sich 90 Prozent aller Publikationen über medizinische Kleber auf Baxter-Produkte.

Ingeborg Biegler, Eigentümerin von E. Biegler GmbH beschäftigt als typisch innovativ-österreichische Unternehmerin in Mauerbach bei Wien 40 Mitarbeiter im Bereich Medizintechnik. Alles Apparative um den Fibrinkleber herum, ist hauptsächlich Gegenstand ihrer seit nahezu drei Jahrzehnten kooperativen Aktivitäten mit der AUVA-Forschung. So konnte auch die Schiene zu universitären Forschungseinheiten gelegt werden. Die Kooperation mit (seinerzeit) Immuno beschleunigte so manche FDA-Zulassung in USA. Das Sprühen bei Fibrinklebern bedarf besonderer medizintechnischer Geräte von Biegler. 10.000 Stück wurden davon bereits abgesetzt. Aber auch fern vom Fibrinkleber ist Biegler aktiv. Bei Speichenbrüchen im Unterarm verkürzt sich diese bei der Heilung. Damit die gleich lang gebliebene Elle dann nicht eine Asymmetrie hervorruft, wurde eine innovative Ellenverkürzungsplatte entwickelt. Auch auf dem Sektor verstellbaren Wirbelkörperersatzes (Caches) ist Biegler aktiv.

Dem ÖGV war es ein besonderes Anliegen einmal mehr österreichische Forschung - ob im Umfeld eines Sozialversicherungsträgers, in innovativen KMU oder in global tätigen Konzernen - in ihrem Verbund darzustellen. Bemerkenswert ist dabei für den ÖGV, dass gerade jener Sozialversicherungsträger, der zur Gänze von den Unternehmern dotiert wird und einen Unternehmer als Obmann hat - die AUVA -, offenbar nicht mit jenen Problemen kämpft, die im übrigen Gesundheitswesen als Dauerbrenner die heimischen Medien füllt.

In der AUVA wird Forschung vom Feinsten gemacht - und das in einem Netzwerk ohne jegliche Berührungsängste zur Wirtschaft.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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