"Niederlage für Gesundheits- und Wirtschaftspolitik"
Kleine Pharma-Firmen kämpfen mit der Streichung erstattungsfähiger Medikamente.
Wien (pts012/29.10.2004/11:10) "Das ist eine Niederlage für die Gesundheits-, aber auch die Wirtschaftspolitik", betont Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Branchenverbands Pharmig. Der Grund für seine Kritik: Von 3.000 bisher chefarztpflichtigen Medikamenten werden nur 560 in den neuen Erstattungskodex (das sogenannte Boxensystem) übergeführt, das ab 1. Januar 2005 gilt. Mit anderen Worten: Rund 2.500 Arzneimittel werden nicht mehr erstattet, sondern dürfen nur noch in Ausnahmefällen bewilligt werden. Damit werden von insgesamt 15.000 zugelassenen Medikamenten künftig nur mehr 3.600 von der Krankenkasse bezahlt - das sind gerade noch 24 Prozent!
Eines der Medikamente, das sich nun nicht mehr im Erstattungskodex findet, ist Artzal, ein Medikament gegen Arthrosen im Kniegelenk. Seit der Zulassung 1996 ist das Medikament über 200.000 mal chefärztlich genehmigt worden, 35.000 Patienten sind in Österreich darauf angewiesen. Sie werden das Medikament - sollte es nicht mehr ausnahmsweise genehmigt werden - künftig aus eigener Tasche bezahlen oder darauf verzichten müssen. Dramatisch ist die Situation aber nicht nur für tausende Patienten, sondern auch für die Herstellerfirma von Artzal, Sankyo. Das Unternehmen hat mit dem Produkt mehr als 60 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet, "nun sind dort Arbeitsplätze massiv gefährdet", weiß Pharmig-Chef Huber. "Erste personelle Konsequenzen hat es bereits gegeben."
"Für kleine und mittlere Unternehmen ist der Rausschmiss aus der Erstattung der Todesstoß", ergänzt Martin Peithner, Pharmig-Vorstand und Geschäftsführer der Firmen Peithner und Austroplant. Von seinen beiden Firmen ist überhaupt kein einziges Produkt in den neuen Erstattungskodex übernommen worden. Sinupret, ein Medikament zur Behandlung von Nebenhöhlenkatarrhen, wurde bisher pro Jahr 21.000 mal vom Chefarzt bewilligt. Symbioflor, ein Bakterienpräparat zur Immunstimulierung und Darmflorasanierung, hat der Chefarzt bisher 10.000 mal im Jahr genehmigt. "Der Politik sind die Patienten offenbar egal, das ist absolut unverantwortlich", ist Peithner empört. "Darüberhinaus vernichtet man Arbeitsplätze und schwächt den Wirtschaftsstandort Österreich. Das kann doch nicht Ziel der Politik sein."
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