"Forschungsstandort Österreich wird weiter geschwächt"
Pharmig-Chef Huber kritisiert die hohen Kosten für Ethik-Kommissionen
Wien (pts013/15.07.2004/10:32) "Die Politiker versprechen immer, den Forschungsstandort Österreich zu stärken - aber was tatsächlich passiert ist das Gegenteil", betont Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Branchenverbands Pharmig. Seine Befürchtung: "Österreich wird bei der Forschung im Vergleich zu anderen EU-Staaten noch mehr ins Abseits gedrängt. Das kann doch nicht das Ziel der Politiker sein."
Der Grund für die heftige Kritik des Pharmig-Generalsekretärs ist die drastische Gebührenerhöhung für die Arbeit der Ethik-Kommissionen bei klinischen Prüfungen. Zur Erklärung: Damit ein Arzneimittel zugelassen werden kann, muss es davor in klinischen Prüfungen getestet werden. Ob und wie klinische Prüfungen an Patienten durchgeführt werden dürfen, das bestimmen - neben dem Gesundheitsministerium - auch sogenannte Ethik-Kommissionen. Diese von Experten besetzten Gremien haben die Aufgabe, den Ablauf der klinischen Prüfungen zu genehmigen und die Interessen der involvierten Patienten zu wahren. Wenn also eine Pharma-Firma eine klinische Prüfung beispielsweise in einem Krankenhaus durchführen will, muss sie alle dafür relevanten Unterlagen einer Ethik-Kommission vorlegen, die für diesen Begutachtungsprozess Gebühren verrechnet und dann eine Entscheidung trifft.
Gerade diese Gebühren sind nun vielen Pharma-Firmen ein Dorn im Auge. Denn in Folge des neuen Arzneimittelgesetzes (AMG), das mit 1. Mai in Kraft getreten ist, haben sich die Gebühren für die Begutachtung der Leitethik-Kommissionen fast verdreifacht! Musste ein Pharma-Unternehmen in Österreich bisher 1500 Euro für die Überprüfung durch eine Ethik-Kommission berappen, so sind es jetzt allein für die Leitethik-Kommission 4000 Euro plus 700 Euro für jedes weitere Prüfzentrum. "Vor allem kleine und mittlere Unternehmen werden sich klinische Prüfungen in Österreich nicht mehr leisten können", befürchtet Pharmig-Chef Huber. Nachsatz: "Besonders ärgerlich ist, dass diese explosionsartige Steigerung der Kosten sachlich durch nichts gerechtfertigt ist."
Fest steht, dass Österreich mit der neuen Gebührenregelung deutlich schlechter gestellt ist als viele andere Staaten in der EU. In Deutschland etwa zahlt ein Pharma-Unternehmen für die Begutachtung einer klinischen Prüfung durch eine Ethik-Kommission ca. 1500 Euro, in Großbritannien 1000 Euro, in Frankreich 1450 Euro. Hubers Appell: "Ich ersuche die Verantwortlichen, die Gebührenordnung für die Ethik-Kommissionen nochmals zu überdenken. Bleibt alles so, wie es ist, werden viele Pharma-Unternehmen ihre klinischen Studien lieber im billigeren Ausland durchführen. Für den Forschungsstandort Österreich wäre das fatal."
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