Winterschlaf von Eichhörnchen ähnelt Alzheimer
Proteinveränderung sorgt für Abschalten von Gehirnfunktionen
Leipzig (pte022/17.12.2003/13:51) Deutsche Neurowissenschaftler haben beim europäischen Eichhörnchen während des Winterschlafes ähnliche Veränderungen festgestellt wie sie bei Alzheimer-Patienten auftreten: Die Veränderungen von zwei Proteinen im Gehirn sorgen für eine "Quasi Stilllegung" von Funktionen. Nach dem Aufwachen im Frühjahr wird dieser Zustand innerhalb einiger Tage wieder reversibel, berichtet die Universität von Leipzig http://www.uni-leipzig.de .
Bei der Alzheimer Erkrankung verändern sich zwei Proteine im Gehirn, das Amyloid- und das Tau-Protein. Die Veränderungen des Tau-Proteins führen zu den so genannten Tangles, den Ablagerungen, die für die Degeneration des Gehirns typisch sind. Seit einigen Jahren ist das Tau-Protein stärker in den Blickpunkt der Alzheimer-Forscher gerückt, da man erkannt hat, dass die Anreicherung von Phosphatresten wesentlich zu den pathologischen Veränderungen bei Alzheimer beiträgt. Wenn man wie der Leipziger Neurowissenschaftler Thomas Arendt von einer funktional dynamischen Veränderung des Gehirns bei Alzheimer ausgeht ist es naheliegend, nach entsprechenden natürlichen Modellen in der Welt der Lebewesen zu suchen. "Der kleine Nager aus dem Mittelmeerraum war das geeignete Studienobjekt", berichtet der Experte. Wie auch heimische Eichhörnchen überwintert das European Ground Squirrel unter Ausnutzung eines Mechanismus, damit es über die nahrungsarme Zeit kommen kann. Die Tiere reduzieren ihren Energiebedarf um 90 Prozent, wobei alle Lebensfunktionen in diesem Zustand weiter betrieben werden.
Arendt wollte feststellen, ob die Reduzierung der Lebensfunktionen auch eine Reduzierung der Hirnaktivitäten einschließt. "Nach neuesten Erkenntnissen findet auch ein Abbau im Gehirn statt, indem bestimmte Synapsen stillgelegt werden und damit auch die Proteine an den synaptischen Kontaktstellen", führt Arendt aus. Beim Aufwachen aus dem Winterschlaf erweist sich diese Situation bei den Eichhörnchen innerhalb von Tagen als reversibel. Die Forscher sind nun davon überzeugt, dass die Veränderung des Tau-Proteins offensichtlich ein ganz normaler Vorgang sein kann, mit dem die Natur gut umgehen kann. "Dies wirft ein völlig neues Licht auf diese Veränderungen bei Alzheimer-Patienten, da man bisher davon ausgegangen war, dass es sich um einen hirnschädigenden Prozess handelt, den man bekämpfen muss", meint Arendt. Der Forscher will nun die Mechanismen untersuchen, die zu diesem Zustand führen und die diesen Zustand auch wieder umkehrbar machen. "Es gibt viele Ansatzpunkte, die Parallelen zur Alzheimer-Krankheit erkennen lassen. Letztendlich ist zu klären, warum ein eigentlich normales zelluläres Programm beim Menschen krankhaft wird", beschreibt der Forscher die zukünftige Arbeit.
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