pte20001122047 in Leben

Neurobiologin löst Rätsel um das Lächeln der Mona Lisa

Zweiteilung der optischen Wahrnehmung liefert widersprüchliche Informationen


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Boston (pte047/22.11.2000/14:52) Die Neurobiologin Margaret Livingston glaubt, eine Erklärung für das rätselhafte Lächeln der Mona Lisa von Leonardo da Vinci gefunden zu haben. Der merkwürdige Eindruck, den die berühmte Dame beim Betrachter hinterlässt, habe demnach weniger mit dem Gesichtsausdruck zu tun, den ihr der berühmte Renaissance-Maler zuteil werden ließ. Vielmehr sei es die Art, wie wir Menschen optische Reize aufnehmen, erklärte die Wissenschaftlerin gegenüber der New York Times. http://www.nytimes.com/2000/11/21/science/21MONA.html

"Seit fast 500 Jahren betrachten die Menschen die Mona Lisa und sind sich nicht sicher, ob sie nun lächelt oder nicht", meint Livingstone, Neurobiologin an der Harvard University http://www.harvard.edu/ und Autorität auf dem Gebiet, wie Gehirn und Auge mit visuellen Reizen umgehen. "Als ich die Mona Lisa betrachtete, ging es mir ähnlich. Dann wurde mir aber klar, dass es darauf ankommt, auf welche Stelle des Bildes der Blick gerichtet ist." Das menschliche Auge habe nämlich zwei unterschiedliche Systeme zur optischen Wahrnehmung: Mit der zentralen Fovea nehmen wir Farben, Konturen und feine Details wahr. Der die Fovea umgebende Bereich ist für das Schwarz-Weiß-Sehen und für das Erkennen von Bewegungen und Schatten zuständig.

"Wenn wir eine Person anschauen, fokussieren wir unseren Blick meist auf die Augen des Gegenübers und der periphere Blick ist auf den Mund gerichtet", so Livingston weiter. Im Fall der Mona Lisa würden dann die Schatten der Wangenknochen ein Lächeln suggerieren, das sofort wieder verschwindet, wenn wir den Blick direkt darauf konzentrieren.

Diese Erkenntnis schmälere jedoch keineswegs die Leistung des Künstlers, versichert Livingston. Schließlich habe es fast 500 Jahre gedauert, bis jemand dem Geheimnis des Lächelns auf die Spur gekommen sei. Außerdem: Wenn der Effekt von da Vinci beabsichtigt gewesen wäre, hätte er Mona Lisas Mund malen müssen, ohne hinzuschauen. Wie er das geschafft hat, bleibt weiterhin rätselhaft.

(Ende)
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