pts20001005054 in Leben

Martiniloben: Wenn der Jungwein erstmals seine Güte zeigt

17 Gemeinden rund um den Neusiedler See dabei


Neusiedl/See (pts054/05.10.2000/18:13) Weinkenner und Genießer fiebern dem 11. November bereits ungeduldig entgegen. Am Tag des Heiligen Martin findet man sich in der Region Neusiedler See zusammen, um den neuen Wein zu "taufen". Dann erst darf man sich mit dem frisch gekelterten Rebensaft zuprosten. Die Gemeinden rund um den See lassen sich zum "Martiniloben" alljährlich ein besonderes kulturelles Programm einfallen und bieten kulinarische Schmankerln an, wie zum Beispiel ein knuspriges Martinigansl.

Das "Martiniloben" am 11. November ist vom Geheimtipp längst zum Fixtermin geworden. 17 Orte von Andau bis Weiden beteiligen sich dieses Jahr an diesem "Fest des guten Geschmacks". Weinverkostungen, "Tage der offenen Kellertür" und Ausstellungen, die neben dem Wein auch das typische Kunsthandwerk der Region präsentieren, wie zum Beispiel Strohflecht- und Drechselarbeiten, laden Gäste und Einheimische zum Genießen ein.

Zusätzlich haben sich viele der Gemeinden für ihre Besucher Besonderheiten einfallen lassen. So verwöhnt Neusiedl am See Gourmets mit "Wein und Wild im Herbst - Rotwein aus verschiedenen Jahrgängen, dazu Wildgerichte aus dem Neusiedler Waldrevier". Ruster Weinbauern präsentieren im Rahmen von "Ruster Herbst Zeitlos" die Ruster Weintrilogie. In Apetlon werden Wein und Herbst in Gedichten und Liedern gelobt und Eisenstadt wartet beim Martinikirtag mit Blasmusik, Vergnügungspark und Maroni auf.

Martinigansl: Gaumenfreude mit alter Geschichte
Wenn in den ersten Novembertagen bei den burgenländischen Gänsen der Blutdruck steigt und sie vor ihren Besitzern Reißaus nehmen, ist der Heilige Martin nicht ganz unschuldig daran. Im Jahre 317 wurde der Sohn eines römischen Tribuns im nahen Steinamanger (Györ) geboren. Nach seiner Taufe im Alter von 18 Jahren missionierte Martin zunächst in Pannonien und später als Mönch im Gallien. 371 zum Bischof von Tours geweiht, gewann er sehr bald Einfluss am kaiserlichen Hof zu Trier. Nach seinem Tod im Jahr 379 wurde er zum bedeutendsten Heiligen und zum Schutzpatron des merowingisch-fränkischen Reiches.

Überliefert ist von Martin, dass er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben soll. Nun war Martin nicht nur ein Heiliger, sondern auch ein so bescheidener Mensch, dass er sich für das Amt des Bischofs nicht würdig befand. Also versteckte er sich, in der Hoffnung, der Kelch werde an ihm vorübergehen. Martin hatte allerdings nicht mit den geschwätzigen Gänsen gerechnet, die mit ihrem Geschnatter das Versteck des Heiligen verrieten und ihm damit zu höheren Kirchenweihen verhalfen.

Zur Freude aller Feinschmecker muss das vorlaute Federvieh bis heute dafür büßen. Am Festtag des Landespatrons kommt es als knuspriges Martinigansl auf den Tisch. Die pannonische Spezialität eignet sich ausgezeichnet als Grundlage zum Verkosten des Jungweins.

Für Hobbyköche, die sich selbst an die Zubereitung des schmackhaften Geflügels machen wollen, hier ein Rezept, das im pannonischen Raum besonders beliebt ist:

Maronicremesuppe von Fritz Tösch/Landgasthaus am Nyikospark, Neusiedl/See
Zutaten: 500 g Maroni, 80 g Schalotten gehackt, 1/4 l Obers, 3/4 l Hühnersuppe,
50 g Butter, 4 cl Weinbrand, 200 g Blätterteig, Salz, Pfeffer, Zucker und Zimt.
Maroni im Rohr braten, auslösen, grob hacken, Schalotten in Butter
anschwitzen, Maroni kurz mitrösten, mit Weinbrand ablöschen und
Hühnersupe auffüllen, ca. 30 Min. kochen, Obers dazugeben, gut mixen
und abschmecken. Blätterteig ausrollen, in ca. 1 cm breite Streifen
schneiden, mit Dotter bestreichen und Zimt bestreuen, backen; Suppe
mit Obershäubchen und Stangerl servieren.

Martini Gansl auf Großmutter Art
Zutaten: 1 Gans (4 - 4,5 kg), Salz, Majoran, 1 TL Mehl, Wasser
Maronifüllung: 500 g geschälte, gedünstete Maroni, 500 g geschälte, in
Scheiben geschnittene Apfel. Die Gans wird gerupft, ausgenommen und
3 Tage in einem Kühlraum (Speisekammer) abgelegt.
Nach dem Waschen wird sie abgetrocknet, etwas gesalzen und innen
mit Majoran gewürzt, mit Äpfel und Maroni gefüllt, mit der Brust nach
unten in eine Pfanne mit etwas Wasser gegeben - und bei mäßiger
Hitze im Rohr gebraten. Nach halber Bratzeit umdrehen. Bratzeit: eine
Stunde pro Kilogramm. Um die Haut schön knusprig zu bekommen, wird
die Gans häufig mit dem eigenem Saft begossen.
Beilagenempfehlung: Rotkraut und Knödel

Weinkuchen mit Äpfeln von Christine Tremmel, Rust
Mürbteig aus 125 g Butter, 200 g Zucker, 1 Ei, 250 - 300 g Mehl, 2 Teelöfel Backpulver bereiten,
1/2 Stunde rasten lassen, auswalken und aufs Blech geben, am Rand hochziehen.
Für den Belag 1 kg Boskop-Äpfel in Scheiben geschnitten auf den Mürbteig legen.
3/4 l Riesling mit 250 g Zucker, 2 Pakete Vanillepuding aufkochen,
etwas abkühlen lassen, dann bei 180 Grad Celsius langsam durchbacken.
Der Kuchen muss vor dem Servieren gut ausgekühlt sein,
damit der Puding fest ist (eventuell schon am Vortag backen). Mit 1/2 l
Schlagobers bestreichen und mit Krokantbrösel verziehren.

Initiiert wurde das "Martiniloben am Neusiedler See" 1999 von der Neusiedler See Tourismus GmbH (NTG). Um den 11. November geben die Gastwirte und Weinbauern der Region eine Kostprobe pannonischer Küche und Lebensart. "Mit seinen weltweit preisgekrönten Weinen und den typisch pannonischen Produkten ist der Neusiedler See in den vergangenen Jahren zu einer der kulinarisch interessantesten Regionen geworden", so Mag. Robert Jeller, Geschäftsführer Neusiedler See Tourismus GmbH.

Information: Neusiedler See Tourismus, A-7100 Neusiedl/See, Peter Floridan Gasse 4, Tel: +43 (0)2167/8600, Fax: +43 (0)2167/8600-20, e-Mail: info@neusiedlersee.com, Internet: http://www.neusiedlersee.com

(Ende)
Aussender: Neusiedler See Tourismus
Ansprechpartner: Elisabeth Smolak
Tel.: 01/402 48 51
E-Mail: smolak@temmel-seywald.at
Website: www.neusiedlersee.com
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