pte20000303013 in Leben

Werbe-Branche lehnt Boykott von RTL2 wegen Big Brother-Serie ab

Hessen will gegen weitere Ausstrahlung vorgehen


Bonn (pte013/03.03.2000/10:58) Die deutsche Werbewirtschaft wird den Fernsehsender RTL II http://www.rtl2.de wegen dessen umstrittener Sendung Big Brother nicht boykottieren. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) meinte, Werbeetats seien kein Mittel zur Steuerung redaktioneller Inhalte. Es sei ein Bruch staatlicher Vorgaben wie des Rundfunkstaatsvertrages, wenn man die Wirtschaft zu einem Boykott aufrufe. Indessen sorgt Big Brother, das am Mittwoch gestartet wurde, in Österreich für beachtliche Einschaltquoten.

Johanna Haberer, die Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hatte die Wirtschaft zuvor aufgerufen, nicht im Umfeld von Big Brother zu werben. In der Show würden gesellschaftliche Spielregeln verletzt. Alle Versuche, die Show zu verbieten, seien juristisch aussichtslos. Ohne Werbung werde Big Brother aber sehr schnell wieder eingestellt werden.

Die fünf Männer und fünf Frauen, die bis zu 100 Tage lang in einem verschlossenen Wohncontainer rund um die Uhr von Fernsehkameras beobachtet und zudem abgehört werden, hätten ihre grundlegenden Persönlichkeitsrechte an der Tür abgegeben, sagte Haberer. Sie würden dafür bezahlt, sich mit Haut und Haaren der Kamera auszuliefern. Dies verletze die im Grundgesetz verankerten Rechte auf den Schutz der Privatsphäre und das Recht auf freie Bewegung, so die EKD-Beauftragte. Bereits vor Haberer hatte der Vorsitzende der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Trier Bischof Hermann Josef Spital, zum Zuseherboykott der Sendung aufgerufen. s. auch http://www.pte.at/show.pl.cgi?pta=000226006

Indessen will die hessische Landesanstalt für Privaten Rundfunk gegen die weitere Ausstrahlung der TV-Show "Big Brother" vorgehen. Die Anstalt will deshalb eine Abstimmung der Aufsichtsorgane einleiten. Nach Ausstrahlung der ersten Folge seien die Bedenken bestätigt worden, hieß es zur Begründung. Mit einem Votum der Landesmedienanstalt wird Anfang kommender Woche gerechnet.

Quotenmäßig zahlt sich Big Brother für RTL II vor allem in Österreich aus: Hier erzielte die Sendung mit einem Marktanteil von elf Prozent (265.000 Zuseher) den Spitzenwert aller Privatsender. In Deutschland selbst musste sich "Big Brother" in der Zielgruppe der 14- bis 49jährigen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" bei RTL geschlagen geben. (epd)

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: gp
Tel.: 01/406 15 22-0
E-Mail: redaktion@pressetext.at
Website: pressetext.at
|