pte20221102021 in Leben

MS: Fettleibigkeit verschlimmert Behinderung

Auftreten von Rückfällen und Nervenschädigungen laut Datenanalyse jedoch nicht zu beobachten


Fettleibigkeit: MS-Patienten sollten laut Forschern dringend abnehmen (Foto: pixabay.com, Tumisu)
Fettleibigkeit: MS-Patienten sollten laut Forschern dringend abnehmen (Foto: pixabay.com, Tumisu)

Münster (pte021/02.11.2022/11:30)

Ein deutlich erhöhtes Gewicht bei der Diagnose von Multipler Sklerose (MS) steht mit einer Verschärfung des Grads der Behinderung innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums in Zusammenhang. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung des korrespondierenden Autors Jan D. Lünemann vom Universitätsklinikum Münster und der WWU Münster. Die Rückkehr zu einem gesunden Gewicht dürfte die klinischen Ergebnisse für fettleibige Patienten mit MS verbessern. Details wurden im "Journal of Neurology Neurosurgery & Psychiatry" publiziert.

1.066 Patienten analysiert

Fettleibigkeit während der Kindheit und Jugend stehen mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung. Das ist unabhängig von anderen umweltbedingten Auslösern der Fall. Bisher war jedoch nicht klar, ob es auch nach der Diagnose einen Zusammenhang zu einem rascheren Fortschreiten der Beeinträchtigung gibt. Die Forscher haben sich auf 1.066 Studienteilnehmer mit schubförmig remittierender MS konzentriert, die aus ganz Deutschland stammen. Mit 29,5 Prozent war mehr als ein Viertel der Patienten männlich mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren.

Bei der MS-Diagnose waren 159 Patienten (15 Prozent) mit einem BMI von mindestens 30 fettleibig. Begleitende Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck wurden bei 68 Patienten, also etwas weniger als 6,5 Prozent, festgestellt. Das Ausmaß der Beeinträchtigung wurde alle zwei Jahre über einen Zeitraum von sechs Jahren festgestellt. Dafür wurde die "Expanded Disability Status Scale" (EDSS) eingesetzt. Das ist eine Leistungsskala, die den Schweregrad der Behinderung bei MS-Patienten zum Zeitpunkt der Erhebung angibt. Diese Skala reicht mit 0,5-Schritten von null bis zehn.

Raschere Verschlimmerung

Eine Fettleibigkeit bei der Diagnose stand weder mit einer höheren jährlichen Anzahl an Rückfällen oder einem größeren Auftreten von Nervenschädigungen in Zusammenhang. Der Schweregrad der Behinderung ist jedoch zum Zeitpunkt der Diagnose und an jedem der drei folgenden Zeitpunkte größer. Faktoren wie Alter, Geschlecht und Rauchen wurden dabei berücksichtigt. Bei Patienten mit Fettleibigkeit war der durchschnittliche Zeitraum bis zu einem Erreichen eines größeren Ausmaßes an Behinderung kürzer. Fettleibige erreichten auch innerhalb dieser sechs Jahre mehr als doppelt so wahrscheinlich EDSS 3. Es spielte dabei keine Rolle, mit welchen Medikamenten sie behandelt wurden.

Vollständige Gesundheitsdaten standen für 81 der fettleibigen MS-Patienten zur Verfügung. Das entspricht einem Wert von 51 Prozent. Diese Daten waren bei 430 der anderen Patienten und damit etwas unter 47,5 Prozent vorhanden. Das Risiko für EDSS 3 innerhalb von sechs Jahren war in dieser Gruppe bei Fettleibigen wieder mehr als doppelt so hoch. Nachdem Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht und Rauchen berücksichtigt waren, sank dieses Risiko auf 84 Prozent. Wichtig ist laut den Forschern, dass Übergewicht, ein BMI von 25 bis 29,9 bei der Diagnose, nicht wesentlich mit einer höheren bestehenden oder folgenden Behinderung in Zusammenhang stand. Das galt auch für das erhöhte Risiko des Erreichens von EDSS 3 nach sechs Jahren.

Es handelt sich jedoch um eine Beobachtungsstudie, die keine Ursache feststellen kann. Zudem wurde, so die Forscher, der BMI nur zu Beginn der Studie ermittelt. Die begleitenden Erkrankungen beschränkten sich zudem auf Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. Die Zahl der davon Betroffenen erwies sich jedoch als gering. Die Forscher weisen jedoch auch darauf hin, dass frühere Studien einen Zusammenhang zwischen einer Verringerung der grauen Substanz des Gehirns und Fettleibigkeit festgestellt haben. Das Ergebnis, dass nur fettleibige MS-Patienten betroffen sind, liegt jedoch einen Schwelleneffekt bei der Körpermasse in Bezug auf das Fortschreiten der Behinderung nahe.

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