Herzversagen und Krebsrisiko korrelieren
Untersuchung der Universität zu Kiel hat Daten von mehr als 200.000 Personen ausgewertet
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Herzversagen: Krebs tritt häufiger auf (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann) |
Kiel (pte017/28.06.2021/10:30)
Patienten mit einem Herzversagen erkranken wahrscheinlicher an Krebs als Gleichaltrige, die nicht erkrankt waren. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel https://www.uni-kiel.de gekommen für die die Daten von mehr als 200.000 Personen ausgewertet wurden. Laut dem Forschungsleiter Mark Luedde handelt es sich jedoch um eine Beobachtungsstudie deren Ergebnisse nicht beweisen, dass ein Herzversagen Krebs verursacht. Sie legten jedoch nahe, dass Patienten nach einem Herzversagen von Präventionsmaßnahmen für Krebs profitieren könnten.
Von einem Herzversagen sind weltweit rund 65 Millionen Menschen betroffen. Manche Krebspatienten erleiden als Folge der Krebsbehandlung ein Herzversagen. In letzter Zeit zeichnet es sich auch ab, dass Patienten mit einem Herzversagen während ihrer Herzkrankheit über ein erhöhtes Krebsrisiko verfügen dürften. Die meisten bisher durchgeführten Studien hatten jedoch nur einen geringen Umfang. Die aktuelle Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Herzversagen und einer neu entstandenen Krebserkrankung bei einer großen Kohorte. Dafür wurden landesweit repräsentativen Datenbank Disease Analyser eingesetzt, die 1.274 Allgemeinpraxen in Deutschland umfasst.
[b]10 Jahre Beobachtungszeitraum[/b]
Insgesamt 100.124 Patienten mit Herzversagen und 10.124 nicht betroffene Personen wurden in die Analyse aufgenommen. Patienten mit Herzversagen und Teilnehmern ohne Herzversagen wurden in Hinblick auf Geschlecht, Alter, Fettleibigkeit, Diabetes und Häufigkeit der Besuche in der Praxis individuell aufeinander abgestimmt. Zu Beginn der Studie litt keiner der Teilnehmer an Krebs. Statistische Modelle wurden eingesetzt, um den Zusammenhang zwischen Herzversagen und dem Auftreten von Krebs in einem Zeitraum von 10 Jahren zu untersuchen.
[b]Krebs deutlich häufiger[/b]
Das durchschnittliche Alter der Studienpopulation lag bei 72,6 Jahren. 54 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Mit 25,7 Prozent war das Auftreten von Krebs bei Patienten mit Herzversagen deutlich höher. Bei Personen ohne Herzversagen lag dieser Wert bei 16,2 Prozent. Patientinnen mit Herzversagen erkrankten zu 28,6 Prozent auch an Krebs. Der Vergleichswert bei den gesunden Teilnehmerinnen lag bei 18,8 Prozent. Bei Männern lagen die entsprechenden Werte bei 23,2 und 13,8 Prozent. Herzversagen stand maßgeblich mit dem Auftreten von Krebs in Verbindung. Der Risikoquotient lag bei 1,76. Die Risikoquotienten für Frauen und Männer lagen bei 1,85 respektive 1,69.
[b]Höchster Risikoquotient bei 2,10[/b]
Es wurden signifikante Zusammenhänge zwischen Herzversagen und allen untersuchten Krebsarten festgestellt. Die größte Zunahme des Risikos wurde bei Krebserkrankungen der Lippe, der Mundhöhle und des Rachens festgestellt. Hier lag der Risikoquotient bei 2,10. An zweiter Stelle standen Krebserkrankungen der Atmungsorgane mit einem Risikoquotienten von 1,91. Bei Krebserkrankungen der weiblichen Genitalorgane lag der Risikoquotient bei 1,86, bei Hauttumoren bei 1,83, bei lymphpoiden und hämatopoetischen Krebserkrankungen bei 1,77. Der Risikoquotient für Krebserkrankungen des Verdauungstrakts belief sich auf 1,75, bei Brustkrebs lag er bei 1,67, 1,64 bei Erkrankungen des Urogentitaltrakts und 1,52 bei Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane.
[b]Kausaler Zusammenhang möglich[/b]
Laut Luedde erlauben diese Forschungsergebnisse die Vermutung, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Herzversagen und einem erhöhten Auftreten von Krebs geben könnte. „Das ist biologisch plausibel, da es experimentelle Nachweise gibt, dass die Faktoren, die vom versagenden Herzen freigesetzt werden, das Tumorwachstum anregen könnten." Herversagen und Krebs verfügen laut dem Experten über die gleichen Risikofaktoren wie Fettleibigkeit und Diabetes. Diese wurden in der Studie berücksichtigt. Die Datenbank hat jedoch keine Informationen zum Rauchverhalten, Alkoholkonsum oder körperliche Aktivität enthalten. Daher konnten die Forscher diese Faktoren auch nicht berücksichtigen. Die Forschungsergebnisse wurden in „ESC Heart Failure" veröffentlicht.
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