pte20210903014 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Epilepsie-Implantat verändert Persönlichkeit nicht

Studie der University of California will Bedenken durch Erfahrungen von Patienten entkräften


Gehirn: Implantate gegen Epilepsie gefahrlos (Foto: pixabay.com, John Hain)
Gehirn: Implantate gegen Epilepsie gefahrlos (Foto: pixabay.com, John Hain)

San Francisco (pte014/03.09.2021/12:30)

Ein Gehirnimplantat der nächsten Generation, das derzeit zur Behandlung von refraktärer Epilepsie eingesetzt wird, führt laut einer Studie der University of California San Francisco https://www.ucsf.edu bei den Patienten nicht zu Veränderungen der Persönlichkeit oder der Selbstwahrnehmung. Das Implantat soll Symptome wie Anfälle verhindern helfen. Diese Forschungsergebnisse sollen ethische Bedenken verringern, dass die Closed Loop Stimulation theoretisch unbeabsichtigte Folgen für die Patienten haben könnte. 

Laut dem Forschungsleiter Tobias Haeusermann können diese Geräte zur Hirnstimulation die Gehirnaktivität ohne menschliches Eingreifen modulieren. Derzeit sei jedoch nur sehr wenig über die Erfahrungen der Patienten mit den bereits zugelassenen Implantaten bekannt. Diese Thematik werde zunehmend vordringlich, da mehrere ähnliche Behandlungen derzeit für mehrere verbreitete neurologische und psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Angst und chronische Schmerzen, Alzheimer und ischämischer Schlaganfall entwickelt würden und neue Behandlungsansätze versprächen. 

[b]Closed Loop Stimulation personalisieren[/b]

Closed Loop Stimulation Systeme können die Gehirnaktivität überwachen, entschlüsseln und die Behandlung über elektrische Impulse basierend auf internen Softwarealgorithmen automatisch anpassen. Diese implantierbaren Geräte könnten eine genauere und stärker personalisierte Behandlung ermöglichen als Open Loop Systeme, die seit Jahrzehnten für die Behandlung von Parkinson und anderen Krankheiten eingesetzt werden. Dabei wird eine gleichbleibende vorprogrammierte Stimulation von bestimmten Gehirnbereichen durchgeführt. 

[b]Refraktären Epilepsie große Belastung[/b]

Bei Epilepsie handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns, die zu Anfällen führt. Rund ein Drittel der Patienten erkranken letztendlich an einer refraktären Epilepsie. Das bedeutet, dass die derzeitigen Medikamente nicht gut oder überhaupt nicht mehr bei der Kontrolle der Anfälle wirken. Eine Gehirnoperation kann helfen, ist jedoch nicht für alle Patienten passend. Derzeit sind allein in den USA rund 3 Millionen Erwachsene betroffen. 

[b]Seit 2013 zugelassen[/b]

2013 erteilte die US Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für ein Closed Loop Stimulation System zur Behandlung von refraktärer Epilepsie. Die aktuelle Studie begleitete 12 Patienten und ihre pflegenden Angehörigen zwei Jahre lang, um ihre Erfahrungen mit diesem Implantat herauszufinden. Es handelt sich dabei um das erste Gerät, das klinisch zugelassen und auf dem Markt ist. Laut Haeusermann zeigte sich, dass die Gehirnimplantate weder die Selbstwahrnehmung noch die Persönlichkeit veränderten. Weder die langfristige Implantation des elektronischen Geräts im Gehirn noch die elektrische Stimulation zur Modulierung der Hirnfunktion führten zu Veränderungen in der Selbstwahrnehmung oder der Wahrnehmung durch die Familienmitglieder und anderen nahestehenden Menschen. Das seien beruhigende Nachrichten für die mehr als 3.000 Patienten mit refraktärer Epilepsie bei denen dieses Implantat bisher eingesetzt wurde aber auch für andere Betroffene, die über einen derartigen Eingriff nachdenken.

[b]Krankheit besser verstehen[/b]

Die Fähigkeit der Geräte zur Hirnstimulation der nächsten Generation Gehirndaten aufzuzeichnen, zu speichern und anzuzeigen, könnte den Patienten auch neue Möglichkeiten eröffnen, ihre Krankheit besser zu verstehen. Die Studie weist aber auch darauf hin, dass wenn die Erfahrungen eines Patienten nicht durch die Technologie bekräftigt werden, können sie und ihre Umwelt anfangen ihr Verständnis der Krankheit in Frage zu stellen. Laut Haeusermann schätzten die Patienten allgemein die Möglichkeit, die Daten zu sehen, die von diesen Geräten gesammelt wurden. Das könne aber auch zu Unsicherheiten führen. Das Herstellen von objektiven Bestandsaufnahmen der Krankheit könne auch als Diskreditierung der Aufzeichnungen der Patienten angesehen werden. 

Die Studienautoren merken an, dass das Gehirnimplantat, das bei diesen Patienten eingesetzt wurde, noch nicht über viele der fortgeschrittenen Funktionen verfügt, die es in Zukunft geben soll. Diese Systeme könnten so designt werden, dass sie zur Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen Wirkungen spezifisch über programmierte Veränderungen in Hinblick auf die Persönlichkeiten und Verhalten ausüben. Die Forschungsergebnisse wurden in „AJOB Neuroscience" veröffentlicht.

(Ende)
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