pte20210426031 in Leben

Dracula-Fisch fehlen mehr als 40 Knochen

Durchsichtige Art eignet sich als Modellorganismus in der neurophysiologischen Forschung


Danionella dracula unter dem Rasterelektronenmikroskop (Foto: senckenberg.de)
Danionella dracula unter dem Rasterelektronenmikroskop (Foto: senckenberg.de)

Frankfurt am Main (pte031/26.04.2021/13:58) Danionella dracula, einem nur elf und 17 Millimeter großen, durchsichtigen Fisch, fehlen im Vergleich zu seinem nahen Verwandten, dem Zebrabärbling Danio rerio, mehr als 40 Knochen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Senckenberg Forschungsinstituts http://senckenberg.de und der Texas A&M University http://tamu.edu . Der Fisch hat unter anderem kein Schädeldach, was ihm zu einem Modellorganismus in der neurophysiologischen Forschung macht.

Folge der Heterochronie

"Die Miniaturisierung von Danionella und das Fehlen vieler Knochen, einschließlich derer, die das Gehirn normalerweise bedecken, sind eine Folge der sogenannten Heterochronie, ein vom deutschen Zoologen Ernst Haeckel geprägter Begriff", so Ralf Britz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Das führe unter anderem zur Beschleunigung der Geschlechtsreife - und das, obwohl die Fische anatomisch Larven ähneln und mit etwa zehn Millimetern erwachsen sind und sich fortpflanzen können.

Anhand einer Serie von 43 Stadien dieser Art hat Britz, gemeinsam mit Erstautor Kevin Conway und seinem Kollegen Kole Kubicek von der Texas A&M University, die Entwicklung der Tiere von frischgeschlüpften Larven mit 3,4 Millimeter Länge bis hin zu ausgewachsenen Tieren mit Längen von 16 Millimetern untersucht. "Andere Teile des Skelettes sind außergewöhnlich gut entwickelt. Besonders hervorzuheben ist hier der 'Webersche Apparat', der für die innerartliche Kommunikation der Tiere verantwortlich ist", unterstreicht der Wissenschaftler.

Gutes Kommunikationsvermögen

Mithilfe von drei kleinen Knochen, die den Mittelohrknöchelchen des Menschen ähneln, erhöht der Webersche Apparat das Hörvermögen der Fische und leitet Schallwellen von der Schwimmblase zu deren Innenohr weiter. Männliche Tiere von Danionella produzieren mit diesem Hörapparat aber auch verschiedene Laute mit Amplituden von 140 Dezibel und 60 bis 120 Hertz, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren.

"Gerade dieser Teil des Skelettes von Danionella hat sich in der Entwicklung nicht nur normal, sondern sogar beschleunigt ausgebildet", ergänzt der Dresdner Ichthyologe. Das Tier vereine demnach sowohl die Eigenschaften eines larvalen Zebrafisches - kleines Gehirn, fehlende Knochen und Pigmentierung der Haut - als auch die neuronale Komplexität von erwachsenen Tieren, was das Hören und innerartliche Kommunikation angeht.



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