pte20211004037 in Leben

Darm-Medikament verbessert die Kognition

Bereits zugelassenes Mittel Prucaloprid steigert laut britischen Wissenschaftlern Gedächtnisleistung


Medikament: Forscher steigern Kognition (Foto: pixabay.com, phoenixwil)
Medikament: Forscher steigern Kognition (Foto: pixabay.com, phoenixwil)

Oxford (pte037/04.10.2021/11:30)

Frühere Studien mit Tieren gaben gezeigt, dass Medikamente, die auf einen der Serotonin-Rezeptoren, nämlich den Rezeptor 5-HT4,  abzielen, bei der Verbesserung der kognitiven Funktion vielversprechend sind. Bei Serotonin handelt es sich um den Neurotransmitter auf den SSRI Antidepressiva abzielen. Es hat sich jedoch aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen als schwierig erwiesen, diese Forschungsergebnisse auf den Menschen zu übertragen. Britische Wissenschaftler haben jetzt mit Prucaloprid ein bereits zugelassenes Medikament getestet, das auf den 5-HT4, Rezeptor abzielt und herausgefunden, dass es die Kognition verbessern könnte. Prucaloprid wird vor allem gegen Verstopfung verschrieben und verfügt bei einer medizinisch überwachten Einnahme über ein akzeptables Maß an Nebenwirkungen.

An der Studie nahmen 44 gesunde Freiwillige zwischen 18 und 36 Jahren teil. 23 Personen erhielten Prucaloprid und 21 Teilnehmer ein Blindpräparat. Nach sechs Tagen wurden bei allen Personen einen fMRI Scan des Gehirns durchgeführt. Vor dem Betreten des Scanners wurde den Freiwilligen eine Reihe von Bildern von Tieren und Landschaften gezeigt. Während der Untersuchung sahen sie diese Bilder erneut und zusätzlich ähnliche Darstellungen. Nach dem Scan absolvierten die Teilnehmer einen Gedächtnistest. Sie wurden ersucht, die Bilder, die sie vor und während des Scans gesehen hatten von einer Serie von völlig neuen Darstellungen zu unterscheiden. 

[b]Ergebnisse überraschend[/b]

Laut der leitenden Wissenschaftlerin Angharad de Cates von der University of Oxford https://www.ox.ac.ukschnitten die Teilnehmer, die das Medikament erhalten hatten, beim Test deutlich besser ab: Die Prucaloprid-Gruppe identifizierte 81 Prozent der zuvor gesehenen Bilder. Bei der Placebo-Gruppe waren es nur 76 Prozent. Statistische Tests weisen laut der Forscherin darauf hin, dass es sich um eine ziemlich große Wirkung gehandelt hat. „Eine derartige offensichtliche Verbesserung durch das Medikament war auch für uns überraschend." 

[b]Erhöhte Gehirnaktivität[/b]

Das Team wies nach, dass jene Personen, die Prucaloprid erhalten hatten, sowohl beim Gedächtnistest nach dem Scan deutlich besser abschnitten als auch über fMRI Scans verfügten, die auf eine erhöhte Aktivität in mit der Kognition in Verbindung stehenden Bereichen des Gehirns verfügten. Die erhöhte Aktivität fand in Bereichen statt, die wie der Hippocampus und der rechte Gyrus angularis mit dem Gedächtnis in Verbindung stehen. 

[b]Hilfe bei Depressionen[/b]

Laut der Seniorautorin Susannah Murphy erklärte, dass wenn auch die getrübte Stimmung, die mit Depressionen einher geht, mit herkömmlichen Antidepressiva gut behandelt werden kann, leiden zahlreiche Patienten trotzdem weiter an Problemen mit dem Gedächtnis. „Unsere Studie liefert beim Menschen aufregende frühe Belege eines neuen Ansatzes, der dabei helfen könnte, diese verbleibenden kognitiven Symptome zu behandeln. Angharad de Cates ergänzte, dass es sich um eine Proof-of-Concept-Studie handle und damit um einen Ausgangspunkt für die weitere Forschung. Derzeit finden weitere Studien an Patienten und klinisch gefährdeten Bevölkerungsgruppen statt, um herauszufinden, ob die Ergebnisse der gesunden Freiwilligen repliziert werden können und von klinischer Bedeutung sind. 

Bei Prucaloprid handelt es sich um einen 5-HT4 Antagonisten, der vor allem gegen Verstopfung eingesetzt wird. Unter ärztlicher Überwachung kommt es zu keinen signifikanten Nebenwirkungen. Mediziner warnen jedoch vor einem möglichen Auftreten von Kopfschmerzen, Magen-Darm-Symptomen wie Schmerzen im Unterleib, Übelkeit, Durchfall sowie Müdigkeit oder Schwindel. Bei den Teilnehmern der Studie konnten keine signifikanten Nebenwirkungen festgestellt werden. Die Forschungsergebnisse wurden auf der Jahrestagung des European College of Neuropsychopharmacology https://www.ecnp.eu/Congress2021/ECNPcongress der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig wurden sie in „Translational Psychiatry" publiziert.

(Ende)
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