pte20230523004 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

China macht Comedian Nigel Ng mundtot

Harte Zensur auf Weibo sowie Bilibili - Social-Media-Konten nach kritischen Scherzen gesperrt


Nigel Ng: Comedian ist in China nicht mehr zu hören und zu sehen (Foto: youtube.com)
Nigel Ng: Comedian ist in China nicht mehr zu hören und zu sehen (Foto: youtube.com)

London/Peking (pte004/23.05.2023/06:15)

China hat die Social-Media-Konten des in London lebenden malaysischen Comedians Nigel Ng gesperrt. Er hatte zuvor einen Promo-Clip für seine bevorstehende Show gepostet, in der er sich über die autoritäre Regierung der Volksrepublik lustig machte. In dem Clip trat er als "Onkel Roger" auf und scherzte noch, dass er "kurz davorsteht, gecancelt zu werden". Ngs Weibo- und Bilibili-Konten - die chinesischen Versionen von Twitter und YouTube - wurden am Wochenende eingefroren.

Twitter als Alternative

Auf seinem Weibo-Account, auf dem er mehr als 400.000 Follower hat, ist jetzt zu lesen: "Dem Nutzer wurde das Posten verboten, da er gegen einschlägige Gesetze und Vorschriften verstoßen hat." Ng postete das Video am Montag erneut, diesmal auf Twitter, mit der Bildunterschrift: "Aus irgendeinem Grund hat dieser Clip am vergangenen Wochenende eine Menge Aufrufe erhalten. Ich frage mich, warum."

In dem Video spricht Onkel Roger mit jemandem im Publikum, der sagte, er stamme aus Guangzhou in China. "Gutes Land, gutes Land", fährt er fort. "Das müssen wir jetzt sagen." Dann scherzte er darüber, dass sein Smartphone von Peking überwacht werde: "Sie hören alle zu. Alle unsere Telefone zapfen sie an. Es lebe Präsident Xi. Es lebe Präsident Xi."

Zensur durch Knödelrezept

Es ist nicht das erste Mal, dass Ng mit Chinas strengen Medienbestimmungen in Konflikt gerät. Im Januar 2021 arbeitete er mit Mike Chen, einem YouTuber und bekannten Kritiker Pekings, zusammen, um ein Video zu produzieren, in dem sie ein Knödelrezept kritisieren. Der 32-jährige Komiker entfernte den Clip später und postete auf Weibo, er sei sich "seiner politischen Gedanken und seiner früheren falschen Äußerungen über China nicht bewusst".

Ng ist das jüngste Ziel des harten Vorgehens Pekings gegen Comedians. In der vergangenen Woche wurde der chinesische Komiker Li Haoshi verhaftet, weil er seine Hunde mit einem Slogan des Militärs verglichen hatte. Das Unternehmen, das ihn eingestellt hatte, wurde außerdem mit einer Geldstrafe von 14,7 Mio. Yuan (1,93 Mio. Euro) belegt. Das hat Befürchtungen ausgelöst, dass Stand-up-Comedy im Reich der Mitte künftig komplett verboten werden könnte.

(Ende)
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