pte20250808024 in Forschung

Chemischer Fingerabdruck gegen Medikamentenbetrug

Herkunft lässt sich dank eines neuartigen Verfahrens durch eine chemische Analyse ermitteln


Betrügern auf der Spur: Isotopenmix ist für jede Pille spezifisch (Bild: William Brøns Petersen)
Betrügern auf der Spur: Isotopenmix ist für jede Pille spezifisch (Bild: William Brøns Petersen)

Kopenhagen/Stanford (pte024/08.08.2025/13:30)

Mit einem raffinierten Verfahren lässt sich in Zukunft der Betrug mit Medikamenten unterbinden, der allein in der Europäische Union einen Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich generiert. Forscher der Universität Kopenhagen (UCPH) haben mit Kollegen der Stanford University (SU) eine Methode entwickelt, mit der sich der Hersteller von Medikamenten anhand eines "Fingerabdrucks" ermitteln lässt, der für jeden charakteristisch ist. Die Forschungsergebnisse ihrer Studie erschienen kürzlich im Fachjournal "Molecular Pharmaceutics".

Per Fingerabdruck identifiziert

Mit dem Fingerabdruck lässt sich künftig nachweisen, das Medikamente gestohlen worden oder Pharmazeutika, die wegen Produktionsmängeln vernichtet werden sollten, auf den schwarzen Markt gelangen. "Alle Medikamente haben einen einzigartigen chemischen Fingerabdruck, der eine Identifizierung bis hin zur spezifischen Fabrik, in der sie hergestellt wurden, ermöglicht", erklärt Else Holmfred, die sowohl für die UCPH als auch für die SU arbeitet. Sie bewies das anhand des gängigen Schmerzmittels Ibuprofen.

"Stellen Sie sich vor, einem Pharmaunternehmen wird eine Lieferung Medikamente gestohlen, die aufgrund unzureichender Qualität entsorgt wurde", so Holmfred. "Später verpacken Kriminelle die Medikamente neu, um sie weiterzuverkaufen. Mit unserer neuen Technologie ist es möglich, genau zu bestimmen, woher das Medikament ursprünglich stammt und damit zu beweisen, dass es gestohlen wurde."

Charakteristischer Isotopenmix

Medikamente und ihre Herkunft können anhand darin enthaltener Varianten chemischer Elemente (Isotope) von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff eindeutig einer Region, in der sie hergestellt worden sind, zugeordnet werden und damit dem Unternehmen, das sie produziert hat. "Diese stabilen Isotope sind unglaublich nützlich, weil sie sich über Tausende oder Millionen von Jahren nicht verändern", sagt Mitautor Stefan Stürup. "Und da alle Medikamente aus synthetisierten organischen Substanzen oder aus Pflanzen gewonnenen Substanzen hergestellt werden, enthalten sie immer Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, zum Beispiel Maisstärke oder Zellulose."

Diese Elemente bestehen aus dem Material selbst und Isotopen, die für die Region, in der sie gewonnen werden, typisch sind. Wenn eine Firma etwa Mais aus dem Rheinland nutzt, um Füllstoffe für ihr Medikament zu gewinnen, liegt ein spezieller Mix aus Isotopen vor. "Die Isotopenzusammensetzung einer pflanzlichen Substanz wird dadurch bestimmt, woher sie stammt, welche Art Wasser sie aufgenommen hat und welche Form von Photosynthese sie durchführte", erklärt Stürup. "Demnach ändert sich das Verhältnis zwischen den Isotopen Kohlenstoff-12 und Kohlenstoff-13 geringfügig. Dieses Verhältnis ist für jede Pflanze einzigartig. Deshalb ist es unmöglich, Isotope zu fälschen."

"Tabletten sehen fast identisch aus, daher ist es schwierig zu dokumentieren, dass es sich um Fälschungen handelt, wenn man nicht chemisch nachweisen kann, dass sie unterschiedlich sind", resümiert Holmfred. Genau das kann ein gut ausgerüstetes Labor jetzt mit dem chemischen Fingerabdruck leisten.

(Ende)
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