Boom bezahlter pseudowissenschaftlicher Beiträge
US-Studie deckt weitreichende, blühende Geschäfte mit angeblichen Fachveröffentlichungen auf
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Betrüger verdienen an gefälschten Forschungsbeiträgen (Symbolbild: Philippe Delavie, pixabay.com) |
Evanston/Chicago (pte003/06.08.2025/06:10)
Wissenschaftliche Beiträge, die von Fehlern strotzen und voller geklauter Zitate stecken, werden von Geschäftemachern mit dem Ziel veröffentlicht, angeblichen Autoren Reputation zu verschaffen und ihre Karriere zu befördern. Diese unseriöse Praxis haben die Wissenschaftler Luís A. N. Amaral und Otis Haven von der Northwestern University in einer Studie aufgedeckt und ihre Forschungsergebnisse jüngst in "Proceedings of the National Academy of Sciences" publiziert.
"Irgendwann wird es zu spät sein"
"Die Wissenschaft muss sich selbst besser kontrollieren, um ihre Integrität zu bewahren", fordert Amaral. "Wenn wir kein Bewusstsein für dieses Problem schaffen, werden immer schlimmere Verhaltensweisen zur Normalität werden. Irgendwann wird es zu spät und die wissenschaftliche Literatur völlig vergiftet sein."
Wer an wissenschaftlichen Betrug denkt, hat meist zurückgezogene Artikel, gefälschte Daten oder Plagiate im Sinn. Dabei geht es in der Regel um einzelne Verfehlungen von Personen, die in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Branche verbotene Abkürzungen nehmen, um voranzukommen.
Amaral und sein Team haben jedoch ein weitverzweigtes Untergrundnetzwerk aufgedeckt, das systematisch und umfassend im Verborgenen außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung operiert. "Diese Netzwerke sind im Wesentlichen kriminelle Organisationen, die gemeinsam daran arbeiten, den wissenschaftlichen Prozess zu fälschen", führt Amaral aus. "In diese Prozesse fließen Millionen von Dollar."
Daten analysiert
Für ihre Studie analysierten Amaral und Haven umfangreiche Datensätze zu zurückgezogenen Publikationen, redaktionellen Aufzeichnungen und Fällen von Bild-Duplikaten. Die meisten Daten stammten von großen Aggregatoren wissenschaftlicher Literatur, darunter Web of Science (WoS), Elsevier's Scopus, PubMed/MEDLINE der National Library of Medicine und OpenAlex, das Daten von Microsoft Academic Graph, Crossref, ORCID, Unpaywall und anderen institutionellen Repositorien umfasst.
Die Forscher betonen, dass es sich nicht um Fälschungen handelt, die diese Medien veröffentlich haben, sondern um zurückgewiesene Beiträge. Sie sammelten auch Listen von wissenschaftlichen Zeitschriften, die aus Datenbanken entfernt wurden, weil sie bestimmte Qualitäts- oder ethische Standards nicht erfüllten.
Nach der Analyse der Daten deckte das Team koordinierte Bemühungen auf, an denen "Paper Mills", Makler und infiltrierte Zeitschriften beteiligt waren. Paper Mills produzieren eine große Anzahl von Manuskripten, die sie an Wissenschaftler verkaufen, die schnell Karriere machen möchten. "Immer mehr Wissenschaftler geraten in die Fänge von Paper Mills", sagt Amaral. "Sie können nicht nur Artikel kaufen, sondern auch Zitate. So können sie als renommierte Wissenschaftler auftreten, obwohl sie kaum eigene Forschung betreiben."
Radikale Umstrukturierung
Um dieser wachsenden Bedrohung für seriöse wissenschaftliche Veröffentlichungen entgegenzuwirken, pochen die Forscher auf die Notwendigkeit einer verstärkten Kontrolle der redaktionellen Prozesse und verbesserte Methoden zur Aufdeckung gefälschter Forschungsergebnisse. Nötig seien außerdem ein besseres Verständnis der Netzwerke, die dieses Fehlverhalten begünstigen sowie eine radikale Umstrukturierung des Anreizsystems in der Wissenschaft.
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