pte20200805002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Blutverdünner ohne Nebenwirkungen entwickelt

EPFL-Innovation gut verträglich - Gerinnung wird bei Verletzungen nicht beeinträchtigt


EPFL-Forscher bringen neuen Blutverdünner (Bild: qimono, pixabay.com)
EPFL-Forscher bringen neuen Blutverdünner (Bild: qimono, pixabay.com)

Lausanne/Bern (pte002/05.08.2020/06:05) Einen teilsynthetischen Blutverdünner ohne gefährliche Nebenwirkungen haben Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) http://epfl.ch entwickelt. Heute eingesetzte Präparate verhindern zwar, dass Blut in den Adern gerinnt und schwere Krankheiten wie Thrombosen und Herzinfarkte auslösen. Doch bei Verletzungen gerinnt das Blut nicht mehr, weil der Gerinnungsfaktor weitgehend ausgeschaltet wird. Bei inneren Blutungen kann das lebensgefährlich sein.

Maus-Experimente als Basis

Vor ein paar Jahren haben Forscher mit gentechnisch veränderten Mäusen experimentiert, denen das Enzym "Gerinnungsfaktor XII" (FXII) fehlte. Dieser liefert einen Beitrag zur Blutgerinnung. Gleichzeitig, so zeigte sich, waren diese Mäuse nicht durch Thromben gefährdet. Das Blut blieb flüssig. Bei Verletzungen gerann es jedoch wie gewohnt.

Viele Experten arbeiteten daran, einen Gerinnungsfaktor-XII-Hemmer zu finden, also ein Medikament, das den Faktor ausschaltet. Christian Heinis vom EPFL-Labor für therapeutische Proteine und Peptide nahm daran teil. Gemeinsam mit seinem Team und drei Partnerlabors in der Schweiz und in den USA entwickelte er den ersten teilsynthetischen Hemmer. Er ist hochwirksam und mit einer Halbwertzeit von 120 Stunden sehr stabil. Gefährdete Patienten müssen das Präparat also nur alle paar Tage zu sich nehmen.

Natürliches Peptid aufgepeppt

"Der FXII-Inhibitor ist eine Variation eines cyclischen Peptids, das wir in einem Pool von mehr als einer Mrd. verschiedener Peptide mithilfe einer Technik namens Phagen-Display identifiziert haben", sagt Heinis. Sie verbesserten das Präparat, indem sie einige seiner Aminosäuren durch synthetische ersetzten, um die Wirkung noch zu optimieren. "Das dauerte über sechs Jahre und zwei Generationen von Doktoranden und Post-Docs", verdeutlicht der Forscher.

Um das Präparat realitätsnah zu testen, haben sich die Forscher mit Experten für Blut- und Krankheitsmodellierung an der Universitätsklinik Bern http://insel.ch und der Universität Bern http://unibe.ch zusammengetan. Gemeinsam mit der Gruppe von Anne Angellillo-Scherrer zeigten sie, dass der Inhibitor die Gerinnung in einem Thrombosemodell effizient blockiert, ohne das Blutungsrisiko zu erhöhen. Der Inhibitor soll zunächst in Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt werden, in denen sich häufig Blutklumpen bilden.

(Ende)
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