pte20221202001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Bakterien steuern Verlangen auf Süßigkeiten

Experimente mit Mäusen des California Institute of Technology könnten auch Patienten helfen


Prinzipienskizze: Darmbakterien steuern die Lust auf Süßes (Illustration: caltech.edu)
Prinzipienskizze: Darmbakterien steuern die Lust auf Süßes (Illustration: caltech.edu)

Pasadena (pte001/02.12.2022/06:00)

Forscher des California Institute of Technology (Caltech) haben die Ursachen für "Binge Eating", ungezügelte Heißhunger-Attacken, identifiziert. Schuld sind demnach Darmbakterien der Familie S24-7 der Gattung Lactobacillus. Fehlen sie, wird die Gier nach Süßem nicht mehr unterdrückt. Das lässt sich heilen, wie Forscher James Ousey bei Experimenten mit Mäusen erkannt hat. Der Caltech-Doktorand von Mikrobiologe Sarkis Mazmanian konnte diese Essstörung auch bei Mäusen nachweisen. Selbst wenn sie satt sind, konsumieren sie immer noch zuckerhaltige Snacks, falls verfügbar.

Einfluss des Darmmikrobioms

"Es hat sich gezeigt, dass das Darmmikrobiom viele Verhaltensweisen und Krankheitszustände in Mausmodellen beeinflusst, von Geselligkeit und Stress bis hin zu Parkinson. Die jüngste Erkenntnis, dass das Ernährungsverhalten von der Zusammensetzung des Darmmikrobioms abhängt, hat nicht nur Auswirkungen auf Fettleibigkeit, Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen, sondern möglicherweise auch auf den übermäßigen Genuss von Alkohol, Nikotin oder illegalen Drogen", sagt Mazmanian.

Um herauszufinden, wie das Darmmikrobiom das Fressverhalten beeinflusst, hat Ousey einer Gruppe von Mäusen vier Wochen lang Antibiotika gegeben und löschte damit die Darmbakterien der Tiere aus. Dann verglich er ihr Fressverhalten mit normalen Mäusen mit einem gesunden Darmmikrobiom. Die beiden Gruppen fraßen ungefähr die gleiche Menge eines Standard-Mäusefutters. Doch wurden ihnen zusätzlich süße Leckereien angeboten, fraßen sie innerhalb von zwei Stunden 50 Prozent mehr davon als die unbehandelten Tiere.

Menschen können profitieren

Obwohl die Forschung nur Schlussfolgerungen über das Mikrobiom der Maus zieht, eröffnet sie neue Möglichkeiten zu verstehen, wie und warum Menschen dazu kommen, zu viele Süßigkeiten zu essen. "Ich glaube, es wäre so faszinierend zu sehen, ob Menschen, denen Antibiotika verabreicht werden, ihre Ess- und Ernährungsgewohnheiten ändern und ob das mit dem Darmmikrobiom in Verbindung gebracht werden kann", sagt Ousey. Das abnormale Fressverhalten von Mäusen jedenfalls lässt sich ändern, so der Biologe. Nach einer Stuhltransplantation, die die normale Zusammensetzung des Darmmikrobioms wiederherstellte, waren die Mäuse längst nicht mehr so scharf auf Süßes.

(Ende)
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