pte20251110003 in Business

Amazons Paketboten oft schwer benachteiligt

Harvard Kennedy School hat großen Vergleich der Arbeitsbedingungen in den USA durchgeführt


Amazon-Paket: Zusteller in den USA hinken oftmals hinterher (Foto: José Miguel, pixabay.com)
Amazon-Paket: Zusteller in den USA hinken oftmals hinterher (Foto: José Miguel, pixabay.com)

Cambridge (pte003/10.11.2025/06:10)

"Zutiefst beunruhigend" finden Daniel Schneider und David Weil von der Harvard Kennedy School, was sie bei einem Vergleich der Arbeitsbedingungen von Amazon-Fahrern festgestellt haben, die in den USA für den Handelsgiganten und andere Dienstleister Pakete ausliefern. Die Forscher haben eigenen Angaben nach den ersten groß angelegten Vergleich der Arbeitsbedingungen für Fahrer und Fulfillment-Mitarbeiter bei Amazon, UPS und FedEx durchgeführt. Basis ist eine Umfrage unter mehr als 9.000 Arbeitnehmern.

Amazon ohne Paketzusteller

Seit fast einem Jahrhundert ist das Fahren von Lieferwagen ein Weg in die Mittelschicht, wie sie die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter bei UPS verkörpern, heißt es. Sie sind Arbeitnehmer mit gesetzlichem Schutz und einem Tarifvertrag. Im Gegensatz dazu habe Amazon ein ganz anderes Modell eingeführt. Am wichtigsten sei, dass Amazon fast keinen seiner Paketboten direkt beschäftige.

Stattdessen stütze sich Amazon Logistics bei der Zustellung der meisten Sendungen auf zwei Methoden: Amazon Flex, ein plattformähnliches System, das Fahrer wie unabhängige Auftragnehmer behandele, und Amazon DSP, ein Franchise-ähnliches System, das Subunternehmer einsetze. Diese seien fast alle nicht gewerkschaftlich organisiert, und das Unternehmen habe die Beziehungen zu DSP-Auftragnehmern gekündigt, deren Fahrer versucht hätten, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Diese Praktiken übten einen Abwärtsdruck auf die Löhne und Arbeitsbedingungen der Fahrer in der gesamten Branche aus, so die Autoren.

UPS zahlt fast doppelt so viel

"Wir haben festgestellt, dass Fahrer bei Amazon deutlich niedrigere Löhne haben als bei UPS und FedEx. Besonders groß sind die Lohnunterschiede zwischen den Fahrern bei Amazon, die durchschnittlich 19 Dollar pro Stunde verdienen, und den gewerkschaftlich organisierten Fahrern bei UPS, die 35 Dollar bekommen", haben die Wissenschaftler bei ihrer Analyse eigenen Angaben nach festgestellt.

Ein weiteres Details: "Gewerkschaftlich organisierte UPS-Fahrer haben klare Aufstiegsmöglichkeiten, während dies bei Amazon-Fahrern nicht der Fall ist. Bei UPS steigen die Löhne stark an, je länger ein Arbeitnehmer im Unternehmen beschäftigt ist. Der Lohn beginnt bei 21 Dollar pro Stunde und erreicht fast 40 Dollar bei Fahrern, die seit mindestens zehn Jahren im Unternehmen beschäftigt sind - das sind mehr als die Hälfte von ihnen."

Bei Amazon begännen die Löhne dagegen bei 17 Dollar pro Stunde und stiegen nicht mit der Dauer der Beschäftigung. Vielleicht seien deshalb fast 50 Prozent der Amazon-Paketboten seit weniger als einem Jahr für den Internet-Riesen tätig. "Aufgrund niedrigerer Löhne, instabilerer Arbeitszeiten, weniger Sozialleistungen und begrenzten Schutzes durch das Arbeitsrecht haben die Fahrer von Amazon Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen", haben die Autoren festgestellt.

Prekäre Arbeitsbedingungen

Und weiter: "Mehr als jeder Vierte gab an, im letzten Monat hungern zu müssen, weil er sich nicht genug Nahrungsmittel leisten konnte. Und 33 Prozent sagten, sie könnten ihre Stromrechnungen nicht bezahlen. Darüber hinaus sind Amazon-Fahrer einer intensiven Überwachung am Arbeitsplatz ausgesetzt", kritisieren die Studienautoren.

60 Prozent der Amazon-Fahrer erhalten den Experten nach häufig Feedback zur Geschwindigkeit ihrer Arbeit, und mehr als zwei Drittel hätten angegeben, dass Amazon die Qualität ihrer Arbeit mithilfe von Technologie überwacht. "Dieses Ausmaß an technologischer Überwachung übertrifft bei weitem das, was UPS- und FedEx-Mitarbeiter uns berichtet haben, und stellt einen Extremfall der Mitarbeiterüberwachung und Leistungsbewertung dar", so die Autoren abschließend.

(Ende)
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