pte20180906020 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Phantomschmerz: Theorie für bessere Therapie

Neuronen, die nach Fehlen eines Körperteils "arbeitslos" werden, bleiben weiter aktiv


Phantomschmerz: ein Rätsel für die Forschung (Foto: Yen Strandqvist/chalmers.se)
Phantomschmerz: ein Rätsel für die Forschung (Foto: Yen Strandqvist/chalmers.se)

Göteborg (pte020/06.09.2018/10:30) Max Ortiz Catalan von der Chalmers University of Technology http://chalmers.se/en hat eine neue Theorie zum Ursprung von Phantomschmerzen entwickelt. Seine Hypothese basiert auf eigenen früheren Forschungen zu einem Therapieansatz, der mittels maschinellen Lernverfahren und Augmented Reality die Behandlungsmöglickeiten revolutionieren soll.

Phänomen kaum erforscht

Phantomschmerzen sind auch heute noch schlecht erforscht. Personen, die eine Gliedmaße verloren haben, können unter starken Schmerzen leiden, die scheinbar im fehlenden Körperteil auftreten. Diese Krankheit kann die Betroffenen stark beeinträchtigen und die Lebensqualität drastisch einschränken. Derzeitige wissenschaftliche Ansätze zum Ursprung dieser Schmerzen können jedoch weder klinische Ergebnisse erklären noch umfassende theoretischen Grundlagen liefern.

Ortiz Catalan hat jetzt in "Frontiers in Neurology" eine neue und vielversprechende Theorie mit der Bezeichnung "Stochastic Entanglement" veröffentlicht. Der Forscher geht bei dieser stochastischen Verwicklung davon aus, dass die neuronalen Schaltkreise nach einer Amputation ihre Aufgabe verlieren und anfällig für eine Verschränkung mit anderen neuronalen Netzen werden. Dabei handelt es sich um das Netzwerk, das für die Schmerzempfindung verantwortlich ist.

Neuronen sind niemals stumm

"Stellen Sie sich vor, Sie verlieren eine Hand. Übrig bleibt ein großes "Grundstück" im Gehirn und im gesamten Nervensystem, das plötzlich keine Aufgabe mehr hat. Es hört damit auf, sensorische Informationen zu verarbeiten, liefert keinen motorischen Imput für die Bewegung der Hand mehr. Es ist ungenutzt, ist dabei aber nicht stumm", so Ortiz Catalan.

Neuronen sind laut dem Wissenschaftler daher nie wirklich stumm. Wenn sie nicht eine bestimmte Aufgabe ausführen, können sie auch zufällig Signale senden. Dabei kann es dann in verschiedenen Bereichen gleichzeitig zu einem zufälligen Feuern von Neuronen kommen. In der Folge entsteht ein Schmerz in dem betroffenen Körperteil.

Normalerweise wäre das laut Ortiz Catalan kein großes Problem. Es würde sich dabei nur um einen Teil des Hintergrundrauschens handeln und nicht weiter auffallen. "Bei Patienten mit einer fehlenden Gliedmaße kann so ein Ereignis jedoch herausstechen, wenn sonst rundherum nicht viel passiert. Die Folge kann eine überraschende und emotionsgeladene Erfahrung sein und zwar, dass man Schmerzen in einem Teil des Körpers spürt, der nicht mehr vorhanden ist. Eine derartig außergewöhnliche Erfahrung kann die neuronale Verbindung stärken, sie herausragen lassen und dabei helfen, eine unerwünschte Verknüpfung herzustellen."

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