pte20140129002 Medien/Kommunikation

Tratsch und Ausgrenzung haben ihre Vorteile

Vermeintliche Gemeinheiten können gut für das Gemeinwohl sein


Tratschen über Dritte: kann sinnvoll sein (Foto: Maren Beßler, pixelio.de)
Tratschen über Dritte: kann sinnvoll sein (Foto: Maren Beßler, pixelio.de)

Stanford (pte002/29.01.2014/06:05) Obwohl Tratsch und Ausgrenzung als echte Gemeinheiten gelten, können sie eigentlich sehr gut für die Gesellschaft sein, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Denn sie dienen häufig als Werkzeug, um Rüpel zu resozialisieren und das Ausnutzen netter Menschen zu verhindern. "Gruppen, die ihren Mitgliedern das Tratschen erlauben, fördern Zusammenarbeit und verhindern Selbstsucht besser als jene, die das nicht tun", sagt Matthew Feinberg, Soziologe an der Universität Stanford http://stanford.edu .

Zu diesem Schluss kamen die Forscher durch ein Spiel, bei dem 216 Personen in kleineren Gruppen finanzielle Entscheidungen zu treffen hatten, die für die Gruppe vorteilhaft sein können. Dabei hat sich gezeigt, dass dank Tratsch wirklich kooperationsbereite Personen leichter zusammenfinden. Letztlich zurecht ausgegrenzte Egomanen wiederum wurden dadurch motiviert, aus ihren Fehlern lernen.

Schikanen nicht immer schädlich

Eigentlich gelten soziale Schikanen generell als großes Übel, wird doch beispielsweise Cyber-Mobbing in sozialen Netzwerken als Killer für die Psyche gehandelt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20130917003 ). Doch Tratsch und Ausgrenzung sind womöglich besser als ihr Ruf.

"Wenngleich beide Verhaltensweisen missbraucht werden können, legen unsere Ergebnisse nahe, dass sie eine wichtige Funktion für Gruppen und die Gesellschaft haben", erklärt Feinberg. Speziell, wenn es um wenig vertrauenswürdige Personen geht, können die vermeintlichen Gemeinheiten letztlich dem Gemeinwohl dienen.

Das hat sich im Studien-Spiel gezeigt. Zwischen den einzelnen Runden konnten die Teilnehmer tratschen, ehe sie einer neuen Gruppe zugeteilt wurden. Anhand dieses Tratsches war es den Probanden möglich, offenbar selbstsüchtige Mitspieler zu identifizieren und zu meiden - was letztlich gut für die Gruppe ist. "Indem sie Abtrünnige ausschließen, können kooperativere Menschen freier in das Gemeinwohl investieren, ohne Ausnutzung befürchten zu müssen", so die Forscher.

Ausgrenzung fördert gutes Benehmen

Zudem kann der Studie zufolge sozialer Druck unsozialere Individuen dazu motivieren, sich zu bessern. Denn wer sich im Spiel konsequent selbstsüchtig verhalten hat, über den wurde laut Robb Willer, Soziologie-Professor in Stanford, entsprechend getratscht. Schon das Risiko der Ausgrenzung habe letztlich oft selbstsüchtigem Verhalten vorgebeugt. Die Studie bestätigt den Forschern zufolge frühere Arbeiten, nach denen Menschen, die wissen, dass über ihren Ruf gesprochen wird, sich eher großzügig zeigen.

"Trotz negativer Besetzung hat die Paarung aus der Möglichkeit zu tratschen und unerwünschte Personen aus Gruppen auszugrenzen, einen starken positiven Einfluss auf den Grad der Kooperation in Gruppen", schließt Willer. In weiterer Folge will sein Team Feldstudien durchführen, um die Auswirkung der Androhung von Tratsch unter realweltlichen Bedingungen zu beobachten. So ist vorgesehen Autoreperaturwerkstätten anzurufen, um Kostenschätzungen einzuholen - wobei eine Anrufe-Gruppe betonen soll, dass sie aktive Nutzer des Empfehlungsportals Yelp http://yelp.de sind.

(Ende)
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