pte20120627003 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

USA: Software fasst Medienberichte zusammen

Informationen aus verschiedenen Ländern werden zusammengefügt


Lese-Maschine: Pentagon will haben (Foto: pixelio.de, F. Haindl)
Lese-Maschine: Pentagon will haben (Foto: pixelio.de, F. Haindl)

Washington (pte003/27.06.2012/06:10) Das Pentagon hat ein System in Auftrag gegeben, das selbständig Medien beobachtet und die Informationen beinahe in Echtzeit zu Berichten über jedes gewünschte Thema zusammenfasst, wie Technology Review berichtet. Der Prototyp scannt insgesamt 40 Internet-Nachrichtenportale in Chinesisch, Arabisch und Englisch. In Zukunft sollen auch TV- und Radio-Sendungen als Quellen dienen. Schon Ende des Jahres soll das Projekt für die Nutzung durch Regierungseinrichtungen freigeschaltet werden. Über eine Suchmaske können dann Namen oder Themen eingegeben werden, die Software liefert die entsprechende Zusammenfassung.

Einfache Aufgaben

"Ähnliche Programme zur Informationsextraktion gibt es schon länger. Das Suchen in Echtzeit ist neu. Einem Menschen kann ein solches System nicht das Wasser reichen. Dass es halbwegs funktioniert, ist denkbar, jedoch nur zum Sammeln von Fakten. Die Abwägung von Relevanz und die korrekte zeitliche Einordnung von Informationen sind große Probleme", erklärt Harald Trost, Experte für künstliche Intelligenz an der Medizinischen Universität Wien http://www.meduniwien.ac.at , gegenüber pressetext. Viel mehr soll das US-System - zumindest anfangs - aber auch nicht können.

Auf die Frage nach der nigerianischen Dschihadisten-Organisation Boko Haram liefert das System ein Dossier mit dem Namen des Gründers, dem aktuellen und früheren Anführern, die Lage des Hauptquartiers und einige Beschreibungen wie "eine neue radikal-fundamentalistische Sekte". "Das ist kein Durchbruch, aber eine clevere Anwendung des aktuellen Forschungsstandes. Das US-Militär steckt schon lange große Summen in die Erforschung künstlicher Intelligenz. Es gilt zu bedenken, dass Anwendungsbeispiele das jeweilige Projekt normalerweise in möglichst günstigem Licht erscheinen lassen", so Trost.

Kein Ersatz für Menschen

Die US-Software durchforstet die Medien nach dem gesuchten Begriff, inklusive alternativer Schreibweisen, und identifiziert andere Begriffe, die damit in Zusammenhang stehen sowie Äußerungen zum gesuchten Wort. "Durch Beispiele hat das System gelernt, wie diese Information zusammengehört und präsentiert werden soll", sagt Sean Colbath, einer der Entwickler des Systems. Probleme wie falsche Informationen, Sarkasmus, widersprüchliche Informationen und Redundanz stellen für Maschinen momentan noch unüberwindbare Hürden dar. Die Übersetzungen bereiten ebenfalls noch Probleme.

Die Eingabe "Barack Obama" liefert zwar den Namen einer entfernten Verwandten aus Irland, ein Verweis auf die jüngste Tochter fehlt aber. "Das System kann nicht abwägen. Es wird weiterhin große Fortschritte auf diesem Gebiet geben. Es wird vermutlich ein Punkt kommen, an dem die Technologie gut genug für einen Einsatz in gewissen Bereichen ist. Computer sind schneller und machen keine menschlichen Fehler, das kann oft ein Vorteil sein", sagt Trost.

(Ende)
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