pte20111025001 Unternehmen/Wirtschaft, Technologie/Digitalisierung

Deutsche Sparkasse schickt Kunden in die TAN-Wüste

Online Banking mit ausländischer Mobilfunknummer unmöglich


TAN-Generator: Banken bieten an, Kunden winken ab (Foto: harzsparkasse.de)
TAN-Generator: Banken bieten an, Kunden winken ab (Foto: harzsparkasse.de)

Wernigerode/Ballenstedt/Berlin/Wien (pte001/25.10.2011/06:00) Mit dem Slogan "Keine Chance dem Datenklau - Sicherheit beim Online-Banking" wirbt die in Wernigerode beheimatete Harzsparkasse http://harzsparkasse.de derzeit für die Umstellung von TAN-Listen auf das chipTAN- oder smsTAN-Verfahren. Bis zum 15. November müssen alle Kunden umsteigen, ab diesem Tag sind Transaktionen über die bisherige TAN-Liste dann nicht mehr möglich. Obwohl smsTANs der Bank nach "praktisch, mobil, bequem und sicher" sind und "immer und überall unkompliziert" zugestellt werden, schert sich das Geldhaus wie auch andere deutsche Sparkassen nicht um Kunden, die im Ausland leben. Wer mit smsTANs arbeiten will, braucht eine deutsche Mobilnummer. Die Werbung bleibt eine leere Worthülse.

Ausreden statt Begründung

Die Begründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) http://dsgv.de , warum ausländische Handynummern für das smsTAN-Verfahren nicht zugelassen sind, klingt obskur. "Das Problem betrifft nicht die Mehrheit, die meisten Kunden leben im direkten Einzugsgebiet ihrer lokalen deutschen Sparkasse", meint DSGV-Sprecherin Michaela Roth gegenüber pressetext. Das ist eine mutige Aussage: Leben allein im kleinen EU-Nachbarland Österreich mit Stichtag 1. Januar 2010 rund 140.000 Deutsche, die großteils über deutsche Bankkonten verfügen. Dem Auslandskunden ohne deutsche Mobilnummer bleibt somit nur eine Chance: Umstieg auf das chipTAN-Verfahren über SparkassenCard und den sperrigen TAN-Generator "Digipass 835A" - zu eigenen Anschaffungskosten von zehn Euro versteht sich.

Eine Antwort auf die Frage, warum deutsche Sparkassen sich gegen die SMS-TAN-Zustellung an ausländische Mobilnummern wehren, blieb Roth auf mehrmalige Nachfrage von pressetext schuldig. "Wir empfehlen im Ausland lebenden Kunden das chipTAN-Verfahren." Laut Roth ist bei der Zustellung von SMS-TANs in ausländischen Netzen nicht sichergestellt, dass diese auch zeitnah erfolgt. Eine technische Fehleinschätzung und schlechte Ausrede zugleich, wie ein pressetext-Test mit einem Ostharzer-Volksbanken-Konto zeigt. Die SMS-TAN-Zustellung an ein deutsches Handy in Wien für eine Überweisung erfolgte in weniger als zehn Sekunden.

Servicewüste Deutschland

Technologieexperten und Markenstrategen finden klare Worte für ein solches Vorgehen. Ein branchenführender Spezialist für Lösungen im Online-Zahlungsverkehr bestätigt im Gespräch mit pressetext, dass Vorfälle wie diese bei deutschen Finanzinstituten "keine Seltenheit" sind. "Deutsche Banken sind oft nicht gewillt, diesen Service ausländischen Kunden (Anm.: TAN-Zusendung per SMS) anzubieten. Es ist schon ziemlich verwunderlich, dass es solche Fälle im europäischen Binnenmarkt gibt", unterstreicht der Branchenkenner.

Der Marketingexperte: "Das Vorgehen der Sparkasse zeigt einmal mehr, dass die Servicewüste Deutschland bei den Finanzinstituten nach wie vor gelebte Realität ist. Doch auch der DSGV muss sich im Klaren darüber sein, dass der Ausschluss von Kunden über eingeschränkte Innovation zur Irritation und letztlich Emigration führt", sagt Markenexperte Thomas Otte http://brand-consulting.com gegenüber pressetext. Dem Strategieprofi nach ist die opportunistische Verweigerungshaltung deutscher Sparkassen ein "Sündenfall", bei dem einmal mehr das autistische Eigeninteresse über das der Kunden gestellt wird. "Betroffene Konsumenten sollten wechseln", rät Otte.

Österreichs Banken vorbildlich

Dass es in Sachen Service, Kundenorientiertheit und Bedienkomfort auch anders geht, zeigen österreichische Banken. Sowohl Erste Bank http://erstegroup.com als auch Bank Austria http://ba-ca.com , die Raiffeisen-Bankengruppe Österreich http://raiffeisen.at sowie die Volksbanken http://volksbank.at lassen ausländische Mobilfunknummern zu und versenden die TANs zum Nulltarif. Aber auch die Direktbank-Tochter der BAWAG, die easybank AG http://easybank.at , verschickt die TANs per SMS an ausländische wie deutsche Mobilnummern. Dagegen wollen die Harzsparkasse und die Deutsche Bank http://deutsche-bank.de pro TAN-SMS 0,10 bzw. 0,09 Euro. Die Harzsparkasse hält auch die vom Kunden selbst zu tragenden zehn Euro für den TAN-Generator gegenüber pressetext für "zumutbar". Die Commerzbank http://commerzbank.de bietet derzeit kein SMS-TAN-Verfahren an. Sie setzt auf wenig benutzerfreundliche iTAN-Listen.

Doch längst nicht nur die Sparkassen haben Probleme mit der Zustellung von SMS-TANs an ausländische Handynummern. So locken Air Berlin & NIKI zahlungskräftige Kunden aus dem In- und Ausland mit dem Slogan "Der Turbo zum Freiflug" zur topbonus VISA Card. Die Online-Bezahlung mit dieser Kreditkarte in einem Webshop ist jedoch oft schwierig, da die dafür nötige Zustellung einer SMS-TAN für das "Verified by Visa"-Verfahren durch die Landesbank Berlin http://lbb.de eine deutsche SIM-Karte erfordert (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20111014020 ). Bei Bezahlung mit einer VISA oder MasterCard eines österreichischen Bankinstituts gibt es dagegen kein Problem. Der Kunde hat die Option, anstelle des SMS-TANs ein Passwort einzugeben, was zum Beispiel bei Kreditkarten der Landesbank Berlin nicht möglich ist.

(Ende)
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