pte20100519034 in Leben

Maasai: Gesund trotz Mangelernährung

Deutsche Ernährungsforscherin erkundet Nomadenvolk Ostafrikas


Die Maasai bei der Zubereitung ihres traditionellen
Die Maasai bei der Zubereitung ihres traditionellen "Porridge" (Foto: FSU/Nadja Knoll)

Jena (pte034/19.05.2010/15:20) Obwohl sich die Maasai einseitig und mangelhaft ernähren, sind sie erstaunlich gesund. Zu diesem Schluss kommt die Ernährungswissenschaftlerin Nadja Knoll von der Universität Jena http://www.uni-jena.de . In einer Feldforschung dokumentierte sie mit kenianischen Kollegen aus Nairobi die Ernährungsgewohnheiten der ostafrikanischen Maasai und verglich die Ergebnisse mit Bluttests, die parallel dazu durchgeführt wurden.

Blutrünstiges Bild ist verzerrt

Maasai (auch Schreibweise "Massai" in Verwendung) bedeutet "Sprecher der Maa-Sprache". Angaben zur Ernährung dieses Volkes sind auch heute noch größtenteils durch Schilderungen von Afrika-Reisenden des 19. Jahrhunderts geprägt. So berichtete etwa der schottische Entdecker Joseph Thomson (1858-1895) in seinem Buch "Through Masai Land" von der strikt pflanzenfreien Ernährung eines jungen Maasai-Mannes, die ausschließlich aus fermentierter Milch, Fleisch und Blut bestand. Knoll kam zu differenzierteren Ergebnissen.

"Thomson beschrieb die Gewohnheiten des Maasai-Kriegers. Dieses Bild wurde fälschlicherweise auf die gesamte Gruppe der Maasai projiziert, bei der pflanzliche Lebensmittel immer schon eine Rolle gespielt haben", berichtet Knoll im pressetext-Interview. Pflanzliche Nahrung mache in Wahrheit mehr als 50 Prozent der Energieaufnahme aus. "Zum Frühstück nehmen die Maasai stark gesüßten Milchtee zu sich, vormittags teilweise einen flüssigen 'Porridge'-Brei aus Maisgrieß, Wasser, Milch und Zucker. Mittags und abends gibt es Milch und 'Ugali', wie man eine Art Polenta aus Maisgrieß und Wasser bezeichnet."

Rätselhafte Omega 3-Fettsäuren

Fleisch aus Schafen und Ziegen steht laut Knoll selten auf dem Speisezettel der Maasai. Zebu-Rinder werden überhaupt nur in Ausnahmen wie etwa bei rituellen Feiern geschlachtet. "Da die aktuelle Erhebung in der Trockenzeit durchgeführt wurde, ist anzunehmen dass in der Regenzeit mehr Milch vorhanden ist", so die Ernährungsforscherin. Diese wird in Flaschenkürbissen fermentiert und ergibt ein joghurtähnliches Getränk, das möglicherweise probiotische Eigenschaften aufweist.

Aus europäischem Standpunkt ist diese Ernährung äußerst einseitig und könne kaum empfohlen werden, betont Knoll. Die Blutuntersuchung der 18 Maasai zeigte allerdings, dass die Zellwände der roten Blutkörperchen durchaus Omega 3-Fettsäuren enthalten, obwohl diese nicht über das Essen aufgenommen werden. "Ihr Organismus besitzt eine extreme Anpassungsfähigkeit, um diesen ernährungsbedingten Mangel auszugleichen. Genaue Mechanismen sind uns teilweise noch unbekannt", so Knoll.

(Ende)
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