pte20100304036 in Leben

Täuschung der Feinde: Oktopus imitiert Flunder

Bessere Überlebenschancen als Fisch


Der Oktopus verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten (Foto: John Forsythe)
Der Oktopus verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten (Foto: John Forsythe)

Woods Hole/Wien (pte036/04.03.2010/16:47) Dass Oktopusse über ein sehr ausgeprägtes Tarnverhalten verfügen, ist den Meeresbiologen schon länger klar. Nun hat ein Forscherteam um Roger Hanlon vom Marine Biological Laboratory http://www.mbl.edu entdeckt, dass der Atlantische Langarm-Oktopus (Macrotritopus defilippi) in der Lage ist, sein Schwimmverhalten so zu verändern, dass er aussieht wie eine Flunder.

Oktopusse haben eine sehr wandlungsfähige Hautstruktur entwickelt, die es ihnen ermöglicht, rasch ihre Farbe zu wechseln. "Die Kopffüßer, zu denen auch die Oktopusse zählen, gehören zu den niederen Tieren mit den höchsten Hirnleistungen. Sie sind darüber hinaus auch sehr lernfähig", so Jörg Ott, Professor am Institut für Meeresbiologie an der Universität Wien http://www.univie.ac.at/marine-biology im pressetext-Interview.

Kluge Täuschungsmanöver

Hanlon und sein Team haben ähnliche Verhaltensweisen bei Oktopussen in Indonesien beobachten können. Nun erkannte man allerdings das erste Mal, dass auch atlantische Tiere diese Art der Täuschung beherrschen. Die Forscher haben Standbilder und Videos an fünf verschiedenen Standorten in der Karibik angefertigt und dabei beobachtet, wie der Oktopus sein gesamtes Erscheinen - inklusive Färbung und Schwimmgeschwindigkeit - geändert hat.

Wenn der Oktopus zum Stillstand gekommen war, nahm sein Körper sofort die Farbe des Untergrunds an. Die Flunder waren im Vergleich zu den Kopffüssern wesentlich langsamer und weniger präzise bei der Tarnung, berichten die Forscher im Fachmagazin Biological Bulletin.

Unklarer Grund für Tarnung

Dass Oktopusse auf der Speisekarte vieler Räuber stehen, ist den Forschern bekannt. Unklar ist, ob die Tarnung als Fisch tatsächlich viele Vorteile bringt. "Dazu sind weitere Untersuchungen notwendig", so Hanlon. "Wir nehmen jedoch an, dass kleinere Räuber eher ein Stück vom weichen Fleisch des Kopffüssers abbeißen, als dass sie einen ganzen Fisch verschlingen."

Warum Kopffüsser zu solchen Meisterleistungen fähig sind, begründet Ott damit, dass Tiere, die in strukturierten Lebensräumen leben und dort auf Beutefang gehen, eher lernfähig sind, als jene, die in großen freien Lebensräumen zuhause sind. "Oktopusse gehören zu den intelligentesten Wirbellosen überhaupt. Ihre acht Arme können sie so präzise einsetzen wie Menschen ihre Hände." Ein Oktopus ist in der Lage, das Verhalten eines Artgenossen - etwa das Öffnen eines verschlossenen Glases mit einem Beutetier - zu verstehen und nachzuahmen.

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