pte20090821008 Medien/Kommunikation, Sport/Events

Zeitungen kooperieren bei Sport-Berichterstattung

Printredaktionen verzichten vermehrt auf teure Eigenrecherche


Die Sportberichterstattung in den USA wird krisenbedingt kooperativer (Foto: pixelio.de, Rödi)
Die Sportberichterstattung in den USA wird krisenbedingt kooperativer (Foto: pixelio.de, Rödi)

Cleveland/Milwaukee/Tübingen (pte008/21.08.2009/10:00) In den USA haben 49 Tageszeitungen, die meisten davon mit Auflagen von 100.000 Stück oder mehr, eine verlagsübergreifende Kooperation für die Sportberichterstattung geschlossen. Die "Content-sharing Alliance" soll bereits im September in Kraft treten und sieht vor, dass Artikel und Kolumnen in eine Art Basar hochgeladen und von jeder teilnehmenden Redaktion verwendet und auch editiert werden können. Einzige Prämisse ist, dass die weiter verwendeten Geschichten Angaben zum Verfasser und dem Ursprungsmedium beinhalten.

Unter den teilnehmenden Zeitungen sind unter anderem The Plain Dealer aus Cleveland, der Star Tribune aus Minneapolis, The Atlanta Journal-Constitution und der Milwaukee Journal Sentinel. "Die Allianz besteht aus einer Basis-Website, zu der Zeitungen ihre Budgets und Storys hochladen und anderen verfügbar machen", sagt Roy Hewitt, Sport-Redakteur beim Plain Dealer. "Ich denke, dass es mehr über Kolumnen und Feature-Berichte gehen wird als um Spielberichte. Ein Großteil davon wird als Erweiterung für die Online-Auftritte der Zeitungen verwendet werden." Kleinere Tageszeitungen erhoffen sich von diesem Projekt, wieder über große Sportereignisse wie den Super Bowl berichten zu können. Glen Crevier, Assistant Managing Editor für Sport bei der Star Tribune, meint dazu: "Dieser Herbst wird das erste Mal sein, dass wir nicht über die World Series berichten, da die Minnesota Twins nicht daran teilnehmen werden. Über die Finale in der NHL oder NBA haben wir schon seit ein paar Jahren nicht mehr berichtet."

Sportwissenschafterin Verena Burk von der Eberhard Karls Universität Tübingen http://www.uni-tuebingen.de führt das Phänomen der Kooperationen im Gespräch mit pressetext unter anderem auf die aktuelle Zeitungskrise zurück: "In den Sport-Redaktionen von Tageszeitungen wird momentan eher Personal ab- als aufgebaut. Auf lange Sicht wirkt sich dies natürlich auf die journalistische Qualität der Beiträge aus." In den USA zeichne sich die Krise der Tageszeitungen derzeit noch dramatischer ab als in Deutschland und zwinge die Verlage geradezu, Kooperationen einzugehen. Allerdings sei der Trend laut Burk auch hierzulande erkennbar, wonach eigenrecherchierte Artikel zunehmend rarer werden und stattdessen auf Material von Nachrichtenagenturen, Kooperationspartnern oder anderen Quellen zurückgegriffen wird. Die Gefahr, die Burk bei der Kooperation mit anderen Redaktionen sieht, ist, dass das Profil einer Redaktion verwaschen werde. "Beiträge von anderen Medien zu übernehmen ist problematisch, da abgewägt werden muss, ob diese überhaupt in das redaktionelle Konzept passen", so die Expertin für Sportjournalismus.

Verlagsübergreifende Kooperationen in der Sportberichterstattung werden jedenfalls auch in Deutschland und Österreich diskutiert bzw. bereits umgesetzt. Das österreichische Sportportal sportnet.at beliefert zum Beispiel die Online-Präsenzen der Oberösterreichischen Nachrichten und Salzburger Nachrichten mit Sport-Inhalten. Ein ähnliches Konzept wie sportnet.at bieten die Portale Sport1.de oder transfermarkt.de, die ebenfalls von der veränderten Mediennutzung der Konsumenten profitiert haben und stetige Zuwächse bei den Zugriffszahlen zu verzeichnen haben.

Das Kooperationsprojekt in den USA kann gewissermaßen als Rettungsanker für kriselnde, lokale Printredaktionen verstanden werden - oder wie es Garry Howard, Präsident des US-Sportjournalistenverbands Associated Press Sports Editors, formuliert: "Wenn es eine Möglichkeit für eine Zeitung gibt, einer anderen zu helfen, können wir das machen."

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Aussender: pressetext.deutschland
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