pte20090516002 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Interaktive TV-Show sendet live aus dem OP

Publikum kann per Telefon oder Web Fragen an Chirurgen stellen


„The Operation: Surgery Live“ startet am 25. Mai auf Channel 4 (Foto: channel4.com)
„The Operation: Surgery Live“ startet am 25. Mai auf Channel 4 (Foto: channel4.com)

London (pte002/16.05.2009/06:05) Der private TV-Sender Channel 4 http://www.channel4.com sorgt derzeit in Großbritannien mit der Ankündigung eines neuen Sendeformats für Aufsehen. Im Zentrum der Aufregung steht dabei eine vierteilige Serie namens "The Operation: Surgery Live", bei der es Zusehern dem Titel entsprechend möglich sein soll, live bei schwerwiegenden chirurgischen Eingriffen wie etwa Herztransplantationen im Operationssaal dabei zu sein. Als wäre das nicht schon genug, wird dem Publikum auch noch versprochen, dass es während der gesamten Dauer des Eingriffs jederzeit die Möglichkeit haben wird, über Telefon, E-Mail oder den Mikroblogging-Dienst Twitter Fragen an die verantwortlichen Chirurgen zu stellen. Ziel der am 25. Mai startenden Sendung ist es eigenen Angaben zufolge, die Scheu der Menschen vor operativen Eingriffen abzubauen, Diskussionen anzuregen und den Zusehern ein besseres Verständnis ihres eigenen Körpers zu ermöglichen.

"Meiner Meinung nach ist das eine sehr ambivalente Geschichte. Obwohl es prinzipiell sicher erstrebenswert ist, Patienten so umfassend wie möglich über das Geschehen im Operationssaal zu informieren, halte ich den Ansatz der britischen TV-Sendung in dieser Hinsicht für nicht geeignet", stellt Hartwig Bauer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) http://www.dgch.de , im Gespräch mit pressetext fest. Die von Channel 4 genannten Ziele seien zwar theoretisch in Ordnung. "In der Praxis habe ich da aber so meine Zweifel. Dass es dem Sender hier wirklich um Aufklärung und Angstabbau geht, halte ich für unwahrscheinlich. Ich glaube viel eher, dass Sensationslust und Einschaltquoten die ausschlaggebenden Faktoren sind", meint Bauer. Ohne Drama, Action und Aufregung habe eine neue TV-Sendung heute eben nur verhältnismäßig geringe Erfolgsaussichten.

"Die Erfahrung zeigt zudem, dass der Durchschnittspatient an den Details einer Operation gar nicht so sehr interessiert ist", schildert Bauer. Dies liege wohl hauptsächlich daran, dass es für Nicht-Mediziner nicht gerade einfach sei, das Geschehen bei derartig schwerwiegenden operativen Eingriffen zu verstehen bzw. zu verarbeiten. "Auch für uns als ausgebildete Chirurgen ist es oft nicht gerade leicht, mit den Vorgängen in einem Operationssaal fertig zu werden", gibt Bauer zu bedenken. Die Tatsache, dass die geplante Channel-4-Sendung es nunmehr möglich machen soll, einer Operation live vor dem heimischen TV-Gerät beizuwohnen, sieht der DGCH-Generalsekretär deshalb eher skeptisch. "Es ist in der Regel äußerst unüblich, dass es Außenstehenden gestattet ist, einer Operation beizuwohnen. Dies gilt auch für Angehörige. Wie am Beispiel von Geburten ersichtlich ist, bei denen die Väter regelmäßig im OP-Saal umkippen, hat das schon seine Gründe", betont Bauer.

"Chirurgen bringen während Operationen Beobachtern routinemäßig neue Dinge bei, indem sie mit ihnen über das aktuelle Geschehen sprechen. Nun hat auch das TV-Publikum zum ersten Mal die Gelegenheit, mit den Chirurgen zu interagieren, während diese lebensverändernde Prozeduren durchführen", zitiert der Guardian den für "The Operation: Surgery Live" zuständigen Channel-4-Redakteur David Glover. Durch die Übertragung in Echtzeit könnten Zuseher einen "beispiellosen Einblick" in die Herausforderungen bekommen, denen die Chirurgenteams tagtäglich in den Krankenhäusern Großbritanniens gegenüberstünden und sich selbst ein Bild über die Fähigkeiten machen, die zu deren Bewältigung notwendig seien.

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