pte20080702031 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Online-Piraterie schwächt Literatur- und Verlagsbranche

Vor allem Hörbuchmarkt ist betroffen


Die Online-Piraterie macht auch der Verlagsbranche zu schaffen (Foto: pixelio.de, memephoto)
Die Online-Piraterie macht auch der Verlagsbranche zu schaffen (Foto: pixelio.de, memephoto)

London/Frankfurt am Main (pte031/02.07.2008/13:58) Die zunehmende Praxis des illegalen Raubkopierens im Internet macht nicht nur der Musik- und Filmindustrie zu schaffen, sondern auch der Literatur- und Verlagsbranche. Wenn sich an der gegenwärtigen Situation nichts ändere, werden Buchautoren über kurz oder lang dazu gezwungen sein, mit dem Schreiben aufzuhören, prognostizierte vor kurzem die britische Society of Authors http://www.societyofauthors.org . Die Vereinigung, die mehr als 8.500 professionelle Schriftsteller in Großbritannien repräsentiert, sieht den Buchhandel in eine Überlebenskrise gedrängt. Insbesondere die durch Online-Piraterie entstehenden Umsatzverluste würden der Branche schwer zusetzen, beklagen sie gegenüber der britischen Times. Das Internet sei nicht nur mit einer Unmenge illegaler Musik sondern auch mit einer Vielzahl von unlizenzierten digitalen Kopien einzelner Textauszüge und kompletter Buchinhalte überflutet. Um dieser Entwicklung entgegenwirken zu können, sei vor allem ein brauchbares Geschäftsmodell für das digitale Zeitalter von Nöten, so der Tenor der Autorenvereinigung.

"Wir weisen die Verlagsbranche bereits seit Jahren auf das stetig wachsende Problem der Online-Piraterie hin", erklärt Björn Frommer, Experte für Urheberrecht und Mitglied der Arbeitsgruppe Piraterie im Börsenverein des Deutschen Buchhandels http://www.boersenverein.de , im Gespräch mit pressetext. Besonders betroffen sei das Segment der Hörbücher. "Der Hörbuchmarkt ist von der illegalen Vervielfältigungspraxis im Internet faktisch, d.h. bezogen auf seinen im Verhältnis kleineren Marktanteil, im selben Ausmaß betroffen wie der Musikmarkt", stellt Frommer fest. Mitentscheidend hierfür sei der Umstand, dass Hörbuch-User in der Regel ein durchwegs internetaffines Publikum darstellen würden. Ein wichtiger Aspekt sei zudem der Preis. "Hörbücher, die zumeist auf mehreren Tonträgern erscheinen, sind oftmals teurer als eine einzelne Musik-CD. Da ist die Versuchung, sich die selben Inhalte auf illegalem Weg im Netz zu besorgen, viel größer", erläutert Frommer.

"Der illegale E-Book Markt erreicht in Internettauschbörsen derzeit zwar noch nicht die hohen Angebotszahlen der Hörbuch- oder der Musikbranche. Derzeit finden sich hauptsächlich professionell gescannte Ausgaben der Printversion illegal in den Tauschbörsen. Dennoch wird in den nächsten Jahren auch dieser illegale Markt explodieren", so Frommer. Denn mit dem Durchbruch des ersten E-Book-Readers werde auch die Verlagswelt zunehmend auf digitale Ausgaben ihrer Bücher setzen. "In derselben Geschwindigkeit, in der sich dieser neue legale Markt aufbaut, wird aber auch die illegale Konkurrenz wachsen", ist Frommer überzeugt. Im Bereich Fach- und Sachbuch sei eine zunehmende Nachfrage nach illegalen Kopien der digitalen Buchausgaben schon heute zu verzeichnen. Aber auch der klassische Bestseller finde in Tauschbörsen reißenden Absatz. Natürlich ist auch beim E-Book der Preis ein ausschlaggebender Faktor. "Legale E-Books sind zwar meist preiswerter als gebundene Ausgaben, mit den kostenlosen illegalen Angeboten im Netz können aber auch sie nur schwerlich konkurrieren", fasst Frommer zusammen.

"Ich bin mir sicher, dass der technologische Druck die Situation für die Literatur- und Verlagsbranche noch verschärfen wird", meint Frommer. Mitverantwortlich hierfür sei nicht zuletzt auch die noch nicht ausreichend geklärte rechtliche Lage zu Veröffentlichungen im Internet. Auch von Autorenseite würden die Verlage künftig zunehmend unter Druck geraten. "Das Buch wird natürlich nicht untergehen. Die Branche muss sich aber auf eine steigende Zahl von illegalen und zumeist kostenlosen Online-Kopien einstellen und ihre Strategien entsprechend anpassen", so Frommer abschließend.

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