pte20080416010 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Deutsche Windenergie: Ausbau gerät ins Stocken

Stromkonzerne bezweifeln Erzeugungskapazität bis 2020


Netzausbau zwingend erforderlich (Foto: pixelio.de, Rainer Sturm)
Netzausbau zwingend erforderlich (Foto: pixelio.de, Rainer Sturm)

Düsseldorf/Osnabrück (pte010/16.04.2008/10:30) Der für Deutschland geplante Ausbau der Windenergie könnte massiv ins Stocken geraten. So warnen führende Stromkonzerne und Anlagenbauer bereits jetzt schon davor, dass die von der Bundesregierung veranschlagte Ausweitung der Erzeugungskapazitäten von 15.000 Megawatt auf See bis 2020 verfehlt wird. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, entspricht der Wert rund 3.000 Großanlagen. "Es ist absolut unrealistisch, diese Kapazitäten in zwölf Jahren zu schaffen", zitiert der Bericht einen Sprecher des Energieversorgers E.ON http://www.e-on.de . Zudem ließen sich diese Pläne "weder ökonomisch noch technologisch" umsetzen, heißt es weiter. "Sofern die Rahmenbedingungen stimmen, halten wir eher 10.000 Megawatt in diesem Bereich für möglich, wobei die Bundesregierung im Onshore-Segment zwingend nachjustieren muss", meint Ulf Gerder, Sprecher des Bundesverbands für Windenergie (BWE) http://www.wind-energie.de , auf Nachfrage von pressetext.

Experten bewerten den Ausbau der Windenergie nicht nur als ein klimapolitisch bedeutsames Thema, sondern verweisen insbesondere auch auf die Imagepflege, die sich für Konzerne wie E.ON oder RWE http://www.rwe.de damit erzielen ließen. Scheitern Prestigeprojekte, was die Konzerne wirtschaftlich durchaus verkraften könnten, drohen jedoch große Rufschädigungen, meinen Experten. "Die Rahmenbedingungen sind derzeit zwar gut, könnten aber besser sein. So stagniert bei Onshore-Windkraftanlagen der Zubau, wobei 2007 auch erstmals der Inlandsmarkt eingebrochen ist. Dies hat damit zu tun, dass die Rohstoffkosten für Kupfer, Beton und andere Materialen zum Bau massiv angestiegen sind. Deshalb fordern wir, dass der Bund die Vergütungen von derzeit knapp acht Cent auf 9,6 Cent pro Kilowattstunde anhebt. Erst damit werden wieder Anreize geschaffen", so Gerder weiter.

Die Pläne zur Reformierung des Erneuerbare Energien Gesetzes sieht eine Vergütung von 14 Cent je Kilowattstunde für Strom vor, der mit Windrädern auf See erzeugt wird. Dieser Betrag sei zwar ausreichend, dennoch läge das Problem vielmehr auch in den hohen Transportkosten, ist Gerder überzeugt. "Nach unseren Berechnungen liegt die Rendite für die Transportnetze auf See bei 3,6 Prozent", meint hingegen E.ON-Chef Wulf Bernotat. So sei es schwierig, auf diesem Weg einen zahlungswilligen Investor zu finden. Nach Angaben der Betreiber E.ON, Vattenfall http://www.vattenfall.de und RWE ist der Anschluss des Testfelds "Alpha Vantus" in der deutschen Nordsee, das ab Oktober dieses Jahres in Betrieb genommen werden soll, jedoch sichergestellt. Von den hier zwölf geplanten Offshore-Parks sind erst drei genehmigt. "Auch müssen die Netze ausgebaut werden, damit die Leitungskosten von Norden nach Süden sinken", so Gerder auf Nachfrage von pressetext.

Wegen des nach wie vor schleppenden Ausbaus der Windenergie im Inland droht Deutschland seine Klimaschutzziele in der Stromerzeugung mittel- bis langfristig zu verfehlen. Dass die Bundesrepublik weiterhin attraktive Standortpolitik betreiben sollte, sieht man vor allem bei Konzernen wie Nordex http://www.nordex.de oder Repower http://www.repower.de . Diese würden vor allem dahin liefern, wo sie am meisten bekommen, unterstreichen Insider. Polen, Frankreich oder Irland seien in dieser Hinsicht besonders attraktiv. Große Probleme mit Verteilnetzen sieht der BWE hingegen in Sachsen-Anhalt und Nordfriesland. Die daraus folgende Drosselung der Windräder, weil die Netze den Strom nicht mehr aufnehmen können, sei ein Übel, das vermieden werden muss, so Gerder abschließend.

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