pte20210804018 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

"Zombie-Unternehmen": Zeitbombe für Österreich

Berater Daniel Knuchel von Advicum Consulting warnt vor 10.000 eigentlich insolventen Betrieben


"Insolvent": unterstützte Firmen nur künstlich am Leben (Bild: pixabay.de/kalhh)

Wien (pte018/04.08.2021/13:59) "Die 'toten Pferde' werden weiterhin gefüttert, sie werden aber früher oder später den Arbeitsmarkt und unsere gesamte Volkswirtschaft massiv belasten." So bewertet Daniel Knuchel, Partner des Wiener Beratungs- und Investmentfirma Advicum Consulting http://advicum.com , im Gespräch mit pressetext die aktuelle wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen in Österreich, die in der Krise nur durch staatliche Unterstützung überleben können.

"Künstlich am Leben erhalten"

Mit "toten Pferden" meint Knuchel tausende "Zombie-Unternehmen", die in der Corona-Krise mit Ratenvereinbarungen und damit verbunden frischem Geld weiterhin künstlich am Leben erhalten werden. Zwar will der Finanzexperte auf Nachfrage nur mit Einschränkung von staatlich legitimierter Insolvenzverschleppung bei vielen Betrieben reden. Fakt sei aber, dass "mehr als 10.000 kaum überlebensfähige Unternehmen nach wie vor durch die Krise getragen werden und ihre Insolvenz künstlich verhindert wird".

Obwohl es Österreichs Wirtschaft durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder besser gehe und viele Branchen mit enormen Nachholbedarfen und einer sich erholenden Konjunktur konfrontiert sind, sei Vorsicht geboten. "Irgendwann ist der Nachholbedarf zu Ende. Unternehmen sollten sich jeden Tag neu zu erfinden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer das nicht tut und auch schon vor der Krise nicht getan hat, den halten Stützungsprogramme nur künstlich über Wasser", unterstreicht Knuchel im Interview mit pressetext.

Zerrbild weniger Insolvenzen

Der Consulter warnt vor verfrühter Euphorie, auch wenn in Zeiten der größten Pandemie in Österreich rund 40 Prozent weniger Insolvenzen als im langjährigen Durchschnitt zu verzeichnen seien. Zur Begründung führt der Advicum-Experte an: Erstens habe der Gesetzgeber die Regeln, anhand derer gemessen wird, ob Insolvenz zu beantragen ist oder nicht, geändert. Zweitens stünden notleidenden Unternehmen bereits seit Langem ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung. Und drittens schließlich, wurden Fristen mehrfach verändert, "bis sich das System an diesen Zustand gewöhnt hat", verdeutlicht Knuchel.

"Am Ende der Krise droht natürlich der Systembruch: Förderungen und Stundungen werden gestoppt beziehungsweise müssen nun zurückbezahlt werden und das auch noch mit Zinsen. Spätestens jetzt sollte sich die Spreu vom Weizen trennen, würde man meinen. Doch weit gefehlt, denn nun greift das Instrument der Ratenvereinbarung und der Zustand wird nochmals verlängert", meint Knuchel. Die "toten Pferde" müssten über kurz oder lang ihre Schulden begleichen oder letztlich doch den Weg der Insolvenz bestreiten. Dass die Banken durch ein gestiegenes Ausfallrisiko bei Krediten unter die Räder geraten, glaubt Knuchel angesichts geschaffener Rücklagen aus der vergangenen Krise sowie staatlicher Garantien jedoch nicht.

(Ende)
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