Viele Forschungresultate nicht reproduzierbar
Internationale Untersuchung mit KI-Robotersystem "Eve" hat 74 Studien zu Brustkrebs ausgewertet
![]() |
Krebsforschung: Reproduzierbarkeit ist ein großes Thema (Foto: pixabay.com, PublicDomainPictures) |
Cambridge (pte009/06.04.2022/10:30)
Forscher der University of Cambridge http://cam.ac.uk haben eine Kombination von automatisierter Textanalyse und die KI "Eve" dafür eingesetzt, den Vorgang der Reproduzierung von Forschungsergebnissen halbautomatisch durchzuführen. Die Wissenschaftler haben hierzu mehr als 12.000 Forschungsarbeiten zur Zellbiologie von Brustkrebs analysiert. Nachdem die Zusammenstellung auf 74 Studien von hohem wissenschaftlichem Interesse eingeschränkt wurde, erwiesen sich mit 22 Studien weniger als ein Drittel als reproduzierbar. In zwei Fällen machte Eve sogar schicksalhafte Entdeckungen.
Fokus auf die Krebsforschung
Das Problem der fehlenden Reproduzierbarkeit gilt als eine der größten Krisen der modernen Wissenschaft. Als ein erfolgreiches Experiment gilt, wenn ein anderer Wissenschaftler in einem anderen Labor unter ähnlichen Bedingungen zu dem gleichen Ergebnis kommt. Mehr als 70 Prozent der Forscher sind dabei jedoch gescheitert. Mehr als der Hälfte gelang es zudem nicht, einige ihrer eigenen Ergebnisse erneut zu erzielen. Eve von Cambridge-Forscher Ross King ist ein Computer/Roboter-System, das Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) nutzt, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen.
Für die aktuelle Studie haben sich die Wissenschaftler auf die Krebsforschung konzentriert. Laut King ist die Forschungsliteratur in diesem Bereich unglaublich umfangreich. Niemand führe jedoch die Experimente ein zweites Mal durch, dadurch würde die Krise der Reproduzierbarkeit zu einem großen Thema. Aus den ursprünglich 12.000 Studien haben die Forscher mittels Verfahren des Text Mining Aussagen zur Veränderung der Genexpression als Reaktion auf eine Medikamentenbehandlung bei Brustkrebs ausgewählt. Aus dem Sample kamen dann 74 Studien zum Einsatz.
Zu viele verschiedene Faktoren
Zwei verschiedene Teams haben Eve und zwei Brustkrebs-Zelllinien eingesetzt und versuchten, die 74 Ergebnisse zu reproduzieren. Statistisch signifikante Belege für Wiederholbarkeit ließ sich bei 43 Studien nachweisen. Das bedeutet, dass die Experimente unter identischen Bedingungen reproduzierbar waren. Bei 22 Studien konnten die Ergebnisse unter ähnlichen Bedingungen von unterschiedlichen Wissenschaftlern wiederholt werden.
Obwohl sich nur 22 von 74 Studien bei diesem Experiment als reproduzierbar erwiesen, bedeutet das laut den Experten nicht, dass die restlichen Untersuchungen nicht wissenschaftlich reproduktionsfähig oder robust sind. Laut King gibt es eine Vielzahl von Gründen, warum ein bestimmtes Ergebnis in einem anderen Labor nicht wiederholt werden kann. "Zelllinien können zum Beispiel manchmal in verschiedenen Laboren unter anderen Bedingungen ihr Verhalten ändern. Der wichtigste Unterschied, den wir gefunden haben, ist, dass es von Bedeutung ist, wer das Experiment durchführt, da jeder Mensch anders ist." Details wurden im "Journal of The Royal Society Interface" publiziert.
(Ende)Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Moritz Bergmann |
Tel.: | +43-1-81140-300 |
E-Mail: | bergmann@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |