pte20250909003 in Business

Verstöße von Unternehmen lohnen sich oft

US-Forscher kritisieren zu niedrige Geldstrafen für folgenschweres Management-Fehlverhalten


Strommasten: Folgenschwere Wartungsfehler können sich lohnen (Foto: Gerd Altmann, pixabay.com)
Strommasten: Folgenschwere Wartungsfehler können sich lohnen (Foto: Gerd Altmann, pixabay.com)

Madison/Stanford (pte003/09.09.2025/06:10)

Gegen Regeln zu verstoßen, ist im Endeffekt billiger als sie einzuhalten. Zu dem Schluss kommen die Forscher Anat Admati und Paul Pfleiderer von der Stanford Graduate School of Business sowie Nathan Atkinson von der University of Wisconsin Madison. Entstünden durch Nichtstun größere Schäden, seien die Strafen und Regressforderungen oft so gering, dass die Bilanz immer noch positiv ausfalle.

Brand durch Wartungsverzicht

Als Beispiel nennen die Forscher einen Waldbrand im Jahr 2018 in Kalifornien, der 85 Menschen das Leben kostete und zahlreiche Häuser zerstörte. Ursache waren veraltete und schlecht gewartete Übertragungsleitungen des Energieversorgers Pacific Gas & Electric (PG&E).

Ein einzelner Mensch könnte dafür mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 90 Jahren verurteilt werden. Unternehmen werden jedoch rechtlich anders behandelt, da sie nicht ins Gefängnis kommen können und finanzielle Strafen möglicherweise unschuldige Menschen träfen. Als PG&E sich schuldig bekannte, den Tod der Menschen verursacht zu haben, erklärte sich das Unternehmen bereit, die Höchststrafe zu zahlen - 3,4 Mio. Dollar, weniger als 42.000 Dollar pro verlorenem Menschenleben. Sorgfältige Wartung beziehungsweise ein Neubau der Übertragungsleitungen wären teurer gewesen.

Profit trotz Schäden für Menschen

In der traditionellen Wirtschaftstheorie ist die Maximierung des Marktwertes eines Unternehmens ein Grundpfeiler guter Unternehmensführung. Wie die Autoren jedoch hervorheben, kann diese Priorität im Widerspruch zum allgemeinen sozialen Wohl stehen und zu Schäden für Menschen führen. "Ökonomen gehen oft davon aus, dass jede wirtschaftliche Aktivität, die den Markttest besteht, für die Gesellschaft von Vorteil ist, und ziehen die Möglichkeit, dass Unternehmen Schaden zufügen können, um Profit zu erzielen, nicht ernsthaft in Betracht", sagt Admati.

Um zu untersuchen, inwiefern Durchsetzungsmaßnahmen Unternehmensverstöße nicht verhindern können, haben die Ökonomen ein Modell entwickelt, mit dem sie untersuchten, wie gewinnmaximierende Unternehmen ihre internen Anreize als Reaktion auf Geldstrafen und Sanktionen für Gesetzesverstöße anpassen würden. Es überrascht nicht, dass sie feststellten, dass Geldstrafen, wenn sie niedrig angesetzt sind, nicht zum Handeln anregen.

Fehlverhalten bezahlt Versicherung

"Es gibt viele Gründe, warum die Geldstrafen zu niedrig angesetzt sind", sagt Atkinson. Politiker befürchteten möglicherweise, dass höhere Strafen Unternehmen dazu zwingen würden, Mitarbeiter zu entlassen oder ihr Geschäft aufzugeben. "Wir sind definitiv dafür, dass die Strafen hoch genug sind, um eine ernsthafte Abschreckungswirkung zu haben", fährt sie fort.

In ihrem Modell zeigen die Forscher jedoch, dass höhere Strafen kein ausreichender Anreiz sind. Manchmal nutzen Unternehmen Management-Anreize wie aktienbasierte Vergütungen, um die Auswirkungen der erhöhten Strafen zu reduzieren oder vollständig aufzuheben. Aber auch Versicherungen würden herangezogen, um Manager vor den Negativfolgen ihrer Fehlhandlungen zu schützen. Und eine Insolvenz lasse sich ebenfalls den nutzen, um die Folgen von Fehlern zu begrenzen.

(Ende)
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