pte20230919009 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Totgeburten: Klarheit durch Plazenta-Screening

US-Wissenschaftler identifizieren eine abnormale Entwicklung in den meisten Fällen als Ursache


Tragische Totgeburt: Ungewissheit belastet Eltern massiv (Foto: pixabay.com, Nicci Coertze-Kruger)
Tragische Totgeburt: Ungewissheit belastet Eltern massiv (Foto: pixabay.com, Nicci Coertze-Kruger)

New Haven (pte009/19.09.2023/10:30)

Eine Untersuchung der Plazenta führt in mehr als 90 Prozent der zuvor ungeklärten Schwangerschaftsverluste zu einer genauen pathologischen Bestimmung. Zu dem Schluss kommen Forscher der Yale School of Medicine. Pro Jahr kommt es allein in den USA zu rund fünf Mio. Schwangerschaften. Eine Mio. endet in einer Fehlgeburt und bei mehr als 20.000 der Schwangerschaften kommt es bei oder nach 20 Wochen zur Totgeburt. 50 Prozent dieser Verluste werden als "unspezifisch" bezeichnet.

Keine Schuldgefühle mehr

Laut Seniorautor Harvey Kliman wird den Betroffenen häufig gesagt, dass es keine Erklärung gibt und dass sie einfach wieder versuchen sollten, schwanger zu werden. Damit würden diese Eltern jedoch noch mehr belastet und fühlten sich für diesen Verlust verantwortlich. Gemeinsam mit Beatrix Thompson und Parker Holzer hat Kliman, basierend auf der pathologischen Untersuchung der Plazentas, ein erweitertes Klassifikationssystem für Schwangerschaftsverluste entwickelt. Für die Studie sind 1.256 Plazentas von 922 Patientinnen untersucht worden.

Bei 70 Prozent der Schwangerschaften handelte es sich um Fehl- und bei 30 Prozent um Totgeburten. Durch das Hinzufügen von klaren Kategorien wie "Plazenta mit einer anormalen Entwicklung" und "kleine Plazenta" zu den bestehenden Kategorien von unter anderem einem Nabelschnurunfall, der vorzeitigen Plazentalösung, einer Thrombose und Infektion konnten die Forscher pathologische Diagnosen für 91,6 Prozent der Schwangerschaften erstellen. Dazu gehörten 88,5 Prozent der Fehlgeburten und 98,7 Prozent der Totgeburten - also klare Diagnosen.

Dysmorphe Plazenta häufig

Das häufigste gemeinsame pathologische Merkmal bei den ungeklärten Fehlgeburten war mit 86,2 Prozent eine dysmorphe Plazenta. Dabei handelt es sich um einen Marker, der mit genetischen Anomalien in Zusammenhang steht. Bei den ungeklärten Totgeburten war eine kleine Plazenta mit 33,9 Prozent der Fälle die häufigste pathologische Ursache.

Laut Kliman weisen die neuen Forschungsergebnisse darauf hin, dass mehr als 7.000 kleinen Plazentas pro Jahr bereits im Mutterleib hätten entdeckt werden können. Diese Schwangerschaften wären demnach bereits vor dem Verlust als sehr risikoreich eingestuft. Gleichfalls könnte die Identifizierung von dysmorphen Plazentas eine Möglichkeit zur Identifizierung von möglichen genetischen Anomalien bieten. Details wurden in "Reproductive Sciences" veröffentlicht.

(Ende)
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