pte20210730001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Testosteron: Einfluss geringer als vermutet

Wissenschaftliche Studie der University of Bristol wertet Daten von mehr als 300.000 Briten aus


Mann: Testosteron allein ist längst nicht alles (Foto: pixabay.com/Deep Khicher)
Mann: Testosteron allein ist längst nicht alles (Foto: pixabay.com/Deep Khicher)

Bristol (pte001/30.07.2021/06:00)

Gerade bei den Olympischen Spielen wird mehr Testosteron häufig mit sportlichem Erfolg und anderen Arten von Erfolg in Verbindung gebracht. Außerhalb des Sports konnte eine Studie der University of Bristol https://www.bristol.ac.uk jedoch nur wenige Belege dafür finden, dass Testosteron die Lebenschancen von Männern oder Frauen bedeutsam beeinflusst. Tatsächlich legen die Forschungsergebnisse nahe, dass es trotz der sozialen Mythen rund um dieses Hormon, deutlich weniger wichtig sein könnte als bisher angenommen. 

Es ist bereits bekannt, dass bei Männern Testosteron mit der sozioökonomischen Position wie Einkommen oder Bildungsqualifikationen in Zusammenhang steht. Die Forscher wollten jetzt herausfinden, ob das so ist weil das Testosteron die sozioökonomische Position tatsächlich beeinflusst oder entgegengesetzt die Position das Hormon beeinflusst oder die Gesundheit sich auf beide auswirkt. 

Um die Wirkungen von Testosteron selbst zu isolieren, wandten  die Forscher die Mendelsche Randomisierung auf ein Sample von 306.248 erwachsenen Briten aus der UK Biobank an. Untersucht wurde der Einfluss des Hormons auf die sozioökonomische Position inklusive Einkommen, Erwerbsstatus, Verelendung von Wohnvierteln und Bildungsvoraussetzungen. Im Bereich der Gesundheit wurden die Selbsteinschätzung der Gesundheit und der BMI sowie die Risikobereitschaft erhoben

Laut Amanda Hughes wird vielfach davon ausgegangen, dass die Testosteronwerte eines Menschen beeinflussen können, wo er im Leben stehen wird. „Unsere Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass die sozialen Konsequenzen trotz aller Mythologie rund um dieses Hormon übertrieben eingeschätzt worden sein dürften." 

[b]Genetische Varianten identifiziert[/b]

In einem ersten Schritt identifizierten die Forscher die genetischen Varianten, die mit höheren Testosteron-Werten in Zusammenhang stehen und untersuchten dann wie diese Varianten mit den Ergebnissen in Verbindung standen. Der genetische Code einer Person wird vor der Geburt festgelegt und ändert sich normalerweise während es Lebens nicht. Zu den seltenen Ausnahmen gehört zum Beispiel eine Krebserkrankung. Damit ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese Varianten durch sozioökonomische Umstände, Gesundheit oder andere umweltbedingte Faktoren beeinflusst werden. Folglich würde jeder Zusammenhang eines Ergebnisses mit Varianten in Verbindung mit Testosteron maßgeblich einen Einfluss des Hormons auf das Ergebnis nahe legen. 

Ähnlich wie bei früheren Studien fanden die Forscher heraus, dass Männer mit mehr Testosteron über ein höheres Haushaltseinkommen verfügten, in weniger benachteiligten Stadtvierteln lebten, eher über einen Universitätsabschluss und einen qualifizierten Job verfügten. Bei Frauen stand mehr Testosteron mit einer niedrigeren sozioökonomischen Position, einem geringeren Haushaltseinkommen, einer eher benachteiligten Wohngegend und einer geringeren Wahrscheinlichkeit eines Universitätsabschlusses in Verbindung. In Übereinstimmung mit früheren Studien stand mehr Testosteron bei Männern mit einer besseren Gesundheit in Zusammenhang, bei Frauen jedoch mit einer schlechteren. Männer mit viel Testosteron neigten eher zu einem risikoreichen Verhalten.

Im Gegensatz dazu gab es kaum Belege dafür, dass die mit Testosteron in Verbindung stehenden genetischen Varianten mit irgendeinem Ergebnis für Männer oder Frauen in Zusammenhang stand. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass es wenig Belege dafür gibt, das Testosteron die sozioökonomische Position, Gesundheit oder Risikobereitschaft bei Männern oder Frauen entscheidend beeinflusst. Vielmehr legt die Studie nahe, dass Testosteron viel weniger wichtig sein dürfte als bisher angenommen. Die Forschungsergebnisse wurden in „Science Advances" veröffentlicht. 

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