pts20111108022 Politik/Recht, Technologie/Digitalisierung

Telekom Austria: Wettbewerb richtige Maßnahme, um Roamingkosten zu senken


Wien (pts022/08.11.2011/13:45) Der europäische Gesetzgeber muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen
- Die endgültige Lösung muss sowohl kundenfreundlich sein, als auch den Markteintritt stimulieren
- Eine neue Untersuchung von Plum Consulting streicht die Unzulänglichkeiten des aktuellen Entwurfs der Europäischen Kommission hervor und evaluiert die verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzung

Im Rahmen eines Pressegesprächs in Brüssel präsentierte Alexander Zuser, Direktor Group Regulatory & European Affairs der Telekom Austria Group, heute die Einschätzung der Gruppe zu den jüngsten Bemühungen der Europäischen Kommission, eine neue Roaming Regulierung einzuführen. Mit ihm präsentierte David Lewin, leitender Berater bei Plum Consulting, eine Untersuchung zu den ökonomischen Auswirkungen des Gesetzesentwurfs der Kommission, der für den Zeitraum von Juni 2012 bis Juni 2022 Roaming im EU-Raum regulieren soll.

"Wir begrüßen den Vorschlag der Europäischen Kommission, den Roaming-Markt mittelfristig durch eine 'strukturelle Lösung' zu beeinflussen, da er in die richtige Richtung weist", erläuterte Alexander Zuser. "Wir sind davon überzeugt, dass eine Trennung der Roaming-Angebote von den Gesprächs- und Datentarifen im Heimatland die Dynamik des Marktes deutlich verändern wird. Daher sind wir uns sicher, dass diese strukturelle Maßnahme wesentlich effektiver sein wird als die Fortführung der derzeitigen Methode der Preisregulierung."

Der Vorschlag der Europäischen Kommission (Roaming III) sieht im Gegensatz zur derzeitigen Deckelung der Roaming-Preise eine strukturelle Lösung vor. Beginnend mit 2014 sollen einerseits die Roaming-Leistungen von den nationalen Services abgekoppelt werden und die Mobilfunkanbieter in der EU verpflichtet werden, MVNOs und Resellern Zugang zu Roaming-Leistungen zu Wholesale Preisen zu bieten. Auf diese Weise hofft die Kommission, den Mobilfunkanbietern anhaltend Anreize zu bieten, in den Wettbewerb zu treten und Roaming-Diensten zu attraktiven Preisen anzubieten. Bis zum Jahr 2014 sollen weiterhin sinkende Deckelungen sowohl für den Wholesale- als auch für den Endverbraucherpreis für Sprach- und Datendienste sowie SMS angewendet werden. Die Preislimitierungen für Wholesale Preise sollen bis 2022 auf dem Niveau von 2014 beibehalten werden, die Endverbraucherpreise von 2014 zum Jahr 2016 gänzlich wegfallen.

"In Zukunft werden unsere Kunden frei entscheiden können, welcher Roaming-Tarif und welcher Anbieter ihren Anforderungen am besten entspricht. Sie werden nicht mehr länger auf ihren Heimatanbieter angewiesen sein. Wer für seine Roaming-Services einen anderen Betreiber wählen möchte, kann schnell und zu jeder Zeit wechseln. Ein Tausch des Mobiltelefons, der SIM Karte oder gar der Telefonnummer wird nicht mehr nötig sein", erklärt Alexander Zuser. "Dies wird sicher zu einer Welle von neuen und attraktiven Angeboten führen. Allerdings müssen wir sicher gehen, dass die Rahmenbedingungen die richtigen sind, damit die neue Roaming-Regulierung ein Erfolg wird." Aus Sicht der Kunden ist es dabei am wichtigsten, dass Telefonieren auch im Ausland genauso komfortabel und einfach ist wie heute. Alexander Zuser: "Was der Kunde braucht, um diese neue Roaming-Variante anzunehmen, ist ein einfacher Wechsel des Anbieters und ein gemeinsames Angebot für Sprache, Daten und SMS."

Aus der Perspektive der Mobilfunkanbieter betrachtet, muss die endgültige Roaming-Regulierung III sicherstellen, dass auch neue Anbieter attraktive Bedingungen für den Markteintritt vorfinden. Das bedeutet, dass die bis 2014 vorgesehene Preisregulierung für den Endverbraucher nicht zu aggressiv durchgeführt wird, die Kosten für die Einführung in einem vernünftigen Rahmen bleiben und die neuen Marktbedingungen zumindest bis 2022 stabil gehalten werden. "Wir brauchen deutliche Anreize für Markteintritt und Wettbewerb sowie eine langfristig stabile Lösung", unterstreicht Alexander Zuser.

Um eine Abschätzung der ökonomischen Effekte des Gesetzentwurfs zu erhalten, hat die Telekom Austria Group bei Plum Consulting eine Analyse der voraussichtlichen Auswirkungen des Vorschlages insbesondere auf die Sprach- und Datendienste beauftragt. Der Bericht mit dem Titel "The Future of European Roaming: More Competition or more Regulation?" streicht eine Reihe von Bedenken an dem derzeitigen Entwurf heraus. Er wurde durch David Lewin, leitender Berater bei Plum Consulting, vorgestellt.

"Wir haben einige Punkte gefunden, die wir für bedenklich halten und die möglicherweise die Entwicklung von Wettbewerb auf den Europäischen Roaming-Märkten verhindern können", erläutert David Lewin. "Die Bedenken konzentrieren sich auf eine Reihe von Bereichen, darunter die Annahmen zum Wholesale-Roaming-Markt, die Höhen der vorgeschlagenen Preisregulierungen für Wholesale und Endverbraucher, die Möglichkeiten der Kostenerstattung durch das 'Host Network' und der Zeitpunkt der Überprüfung der neuen Regulierung."

Insgesamt wurden vier grundlegende Varianten der zukünftigen Regulierung des Europäischen Roaming ausgewertet:

1. Die Beibehaltung der Preisregulierung für EU-Roaming als Langzeitlösung
2. Ankurbelung des Wettbewerbs durch die Verpflichtung zur Bereitstellung von Roaming-Services zu Wholesale Preisen für MVNOS and Reseller zu regulierten Preisen ("Resale-Variante")
3. Ankurbelung des Wettbewerbs durch die Verpflichtung internationale Roaming-Services von den nationalen Services zu trennen ("Roaming Separation"). Hier existieren im wesentlichen zwei technische Möglichkeiten mit unterschiedlichen Charakteristiken:

- "Single IMSI" (International Mobile Subscriber Identity) Trennung: Die technische Kontrolle des Roaming bleibt beim heimischen Anbieter
- "Dual IMSI" Trennung: Kunden benötigen eine neue SIM Karte. Die technische Kontrolle des Roaming-Dienstes geht auf den alternativen Roaming-Anbieter über.

Nach der Überprüfung aller vier Möglichkeiten hat Plum Consulting folgenden Schluss gezogen:

- Die Preisregulierung hat sich in der Vergangenheit als wirksam herausgestellt. Da sich die Deckelungen aber den Erstellungskosten annähern, steigt das Risiko für ungewollte und gefährliche Folgen. Einen noch wesentlicheren Aspekt stellt die Tatsache dar, dass Deckelungen das eigentliche Kernthema - den Mangel an Wettbewerbsdruck im Roaming-Markt für Endverbraucher - nicht lösen.
- Die "Resale Variante" wird zweifelsohne den Wettbewerb im Endverbrauchermarkt steigern. Der Umfang dieses Effektes ist jedoch unsicher und wahrscheinlich auch in sich beschränkt.
- Beide Lösungen der Trennung der Roaming-Dienste sollten den Wettbewerb des Endverbrauchermarktes beträchtlich ankurbeln und widmen sich direkt dem Kernproblem des Roaming-Preises für Endverbraucher.
- Single IMSI Trennung bietet kurzfristig eine hohe Verbraucherfreundlichkeit in der Anwendung sowie geringere Kosten und Risiken bei der Einführung.
- Dual IMSI Trennung bietet eine dauerhafte strukturelle Lösung ohne die Notwendigkeit der langfristigen Regulierung der Wholesale Preise, die die Single IMSI Trennung notwendig macht. Sie bietet zudem die größeren Möglichkeiten für Innovationen.
- Die Forderung nach beiden Varianten der Trennung (Single- und Dual IMSI) ergibt keinen Sinn. Diese Kombination lässt die Einführungskosten beträchtlich steigern und verzögert die Einführung ohne einen offensichtlichen Vorteil zu bringen. Es gibt jedoch keinen Grund, die gemeinsame Einführung einer "Trennungs-Variante" mit der "Resale-Variante" zu verhindern, um den Wettbewerb noch weiter anzukurbeln.

Die Analyse von Plum Consulting zeigt zudem, dass eine Preisregulierung im Wholesale-Markt nicht notwendig ist, da von der fehlerhaften Grundannahme ausgegangen wird, der Endverbraucher- sowie der Wholesale-Markt für Sprach-Roaming seien nicht wettbewerbsgetrieben und bedürfen daher der Regulierung. Bei Betrachtung des Daten-Roaming legt der Bericht nahe, dass der Wettbewerb im Endverbrauchermarkt bereits ausreichend vorhanden sein dürfte. Hier dürften die konkurrenzfähig niedrigen Großhandelspreise bereits an die Endverbraucher weitergegeben werden.

"Der Bericht unterstreicht die Bedenken der Telekom Austria Group bezüglich des Entwurfes zur Roaming III Regulation", schließt Alexander Zuser. "Wir hoffen, dass wir damit die Debatte über den Vorschlag der Europäischen Kommission bereichern. Das ist deshalb wesentlich, weil Mobilfunkanbieter dann mit attraktiven Roaming-Angeboten um Kunden werben. Preisdeckelungen haben bereits und werden auch weiterhin zu großen Verlusten für uns alle führen. Auch für den Kunden, denn er wird dann auf dem Markt keine Angebote finden, die seinen Bedürfnissen entsprechen."

Den gesamten Bericht in englischer Sprache gibt es zum Herunterladen unter: http://www.telekomaustria.com/group/public-policy/plum-report.pdf

Über die Telekom Austria Group:
Die an der Wiener Börse notierte Telekom Austria Group ist als führender Telekommunikationsanbieter im CEE-Raum mit mehr als 22 Millionen Kunden in acht Ländern tätig: in Österreich (A1), Slowenien (Si.mobil), Kroatien (Vipnet), der Republik Serbien (Vip mobile) und der Republik Mazedonien (Vip operator), Bulgarien (Mobiltel), Weißrussland (Velcom) sowie in Liechtenstein (mobilkom liechtenstein). Der Gesamtmarkt der acht Länder umfasst rund 41 Mio. Einwohner. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 17.000 MitarbeiterInnen und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von 4,7 Mrd. EUR. Das breit gefächerte Portfolio umfasst Produkte und Dienstleistungen im Bereich Sprachtelefonie, Breitband Internet, Multimedia-Dienste, Daten- und IT-Lösungen, Wholesale sowie Payment-Lösungen.

Weitere Informationen unter http://www.telekomaustria.com

Über Plum Consulting
Plum Consulting bietet Beratung für Telekommunikations-, Medien- und Online-Unternehmen in den Bereichen Strategie, Politik, und Regulierung sowie Radio- Spektrum-Beratung als Beitrag zu diesem Schlüsselbereich. Für die Gestaltung der und die Reaktion auf Konvergenz beziehen wir uns auf die Ökonomie, unser Wissen über die Branche und das Verständnis und die Perspektive unserer Kunden. Mit Sitz in London berät Plum, Telekommunikationsanbieter, Regulatoren und Regierungen in aller Welt zu herausfordernden Themen. Für mehr Informationen zu Plum besuchen Sie unsere Website: www.plumconsulting.co.uk

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Telekom Austria Group, Mag. Elisabeth Mattes, Konzernsprecherin
Tel.: +43 664 66 39187, E-Mail: elisabeth.mattes@telekomaustria.com

(Ende)
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