pts20090318009 Medizin/Wellness, Technologie/Digitalisierung

T-Systems Dialogforum: Mehr Transparenz im Gesundheitswesen

Hochkarätige Expertenrunde diskutiert Lösungsansätze


Wien (pts009/18.03.2009/09:00) T-Systems fördert den Dialog im Gesundheitswesen und lud unter dem Titel "Kranke Strukturen im Gesundheitswesen?" zu einer hochkarätig besetzten Expertenrunde ein, die Lösungsansätze zu Qualitätssicherung und Prozessorientierung diskutierte.

"Österreichs Gesundheitswesen ist eine Expertokratie mit einer Vielfalt von Schnittstellen, und nicht Nahtstellen", kritisiert Mag. Heinz Neumann, Professor für Gesundheitsökonomie und Prozessmanagement, in seinem einleitenden Impulsreferat. "Das System setze die falschen Anreize, da weder Versicherte noch Sozialversicherungen Einfluss auf die Qualität medizinischer Leistungen haben. Es gebe keine Transparenz und keinen fairen Wettbewerb, ebenso wenig Anreiz zum sparsamen Umgang mit Mitteln", so Neumann weiter. Die Bereitschaft der Akteure zu Veränderung sieht der Gesundheitsökonom in der Praxis wenig. Erforderlich für ein Weiterkommen wären für Heinz Neumann eine offene Fehlerkultur und der Wunsch jedes Einzelnen Akteurs, sich und das System kontinuierlich zu verbessern.

"Österreich braucht mehr Transparenz, mehr Qualitätsbewusstsein und mehr vergleichbare Daten als bisher", darüber waren sich auch die Experten der anschließenden Podiumsrunde einig. Ein Ansatz wäre ein regelmäßig veröffentlichter bundesweiter Qualitätsbericht vor allem der Krankenhäuser, sagt Dr. Gerald Bachinger, Niederösterreichs Patientenanwalt. Eine derartige Veröffentlichung könnte auch dazu beitragen, die Patienten zu mehr Eigenverantwortung zu animieren. In England können sich Patienten beim National Health Service (Großbritanniens nationaler Gesundheitsdienst) einen genauen Überblick verschaffen, wo das nächstgelegene Krankenhaus im Hinblick auf bestimmte Krankheitssituationen und deren Versorgung liegt. Dass sich derlei Offenheit in Österreich noch nicht durchgesetzt hat, liegt laut des Patientenanwalts an einfachen menschlichen Denkweisen: "Man will sich nicht vergleichen lassen, weil man Angst hat, dass man im Wettbewerb schlechter dasteht als der Andere."

Österreich sei derzeit von Offenheit noch meilenweit entfernt, sagt Ursula Frohner, Präsidentin des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands: "Wir stehen in Sachen Prozessorientierung erst am Anfang. Aus Sicht der Pflege sind wir Spitzenreiter im Nichtwissen. Wir haben keine pflegeepidemiologischen Zahlen zur Messung des künftigen quantitativen und qualitativen Pflegebedarfs, keine vergleichbaren Qualitätskriterien, sowie keine wirklich vergleichbaren Zahlen in Bezug auf Patientensicherheit, Ernährung, Dekubitalgeschwüre (gelten als Pflegefehler) und vieles mehr." Zur Prozessorientierung gehöre laut Ursula Frohner auch, bei der Behandlung der Menschen weiter zu denken als bisher: "Es genüge nicht, die Menschen ihre Erkrankungen und Unfälle überleben zu lassen. Wir sollten auch daran denken, was danach geschieht. Der Prozess ist nicht zu Ende, wenn das Pflaster klebt", sagt Ursula Frohner und fordert das Erstellen von vergleichbaren Qualitätskriterien und einer Pflegeausbildung am tertiären Sektor.

Auch für Dr. Wilhelm Marhold, Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds, ist es keine Frage, dass Prozessorientierung sinnvoll ist. "Wien hat bereits in den 90er-Jahren mit Qualitätsmanagement begonnen und wir haben vor kurzem beispielsweise ein Wartelistensystem eingeführt. Allein durch dieses System verfügen wir nun über freie Betten auf einer Abteilung, auf der wir immer Überbelegung hatten." Zum Thema Qualitätssicherung verwies Dr. Marhold auf das Ergebnis einer aktuellen Studie des British Medical Journals, an der der Wiener Krankenanstaltenverbund teilgenommen hat. "Dort wo so genannte Critical Incident Reporting Systeme integriert sind, ist die Rate der Fehlerereignisse um 30 Prozent niedriger und der Wiener Krankenanstaltenverbund hat dieses Fehlermelde- und Riskmanagement (CIRS) bereits an 17 Abteilungen etabliert."

Dass es viele interessante Projekte in allen Bundesländern gibt, bestätigt auch Mag. Neumann. Die Frage sei jedoch, was man unter Prozessorientierung wirklich verstehe: "Bei vielen Mitarbeitern in Krankenhäusern stößt man auf unglaublichen Frust, weil immer wieder die gleichen Themen neu aufgesetzt, aber niemals zum Leben erweckt werden."

"Zum Leben bräuchte es die einzelnen Mitarbeiter", bestätigt auch Patientenanwalt Bachinger. "Wir alle wissen, dass wir in der Diskussion auf einer sehr hohen Ebene einer Meinung sind. Prozessorientierung muss jedoch auch an der Basis bei jedem einzelnen Mitarbeiter verankert sein."

Laut Dr. Marhold gibt es bereits sehr Vieles, was sehr positiv begonnen hat und fordert abschließend "Wir brauchen die besten Ideen, Kreativität, trägerübergreifende Kommunikation und das Ernstnehmen der Patienteninteressen auf allen Ebenen im Krankenhaus."

Das Thema Transparenz und konkrete Lösungen zur Abteilungs- und Krankenhausübergreifenden Kommunikation und Vernetzung wird im Mittelpunkt des nächsten T-Systems Dialogforums Gesundheit im Herbst 2009 stehen. Die Veranstaltung hat sich als Plattform für Impuls, Dialog und Erfahrungsaustausch im exklusiven Expertenkreis von Entscheidungsträgern des österreichischen Gesundheitswesens etabliert.

(Ende)
Aussender: T-Systems Austria
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