pts20220221005 Bauen/Wohnen, Unternehmen/Wirtschaft

Studie: Nach zwei Jahren "Corona-Stagnation" starker Anstieg der Wohnkosten für Studierende erkennbar

Im Schnitt 414 Euro für ein WG-Zimmer - 680 Euro in München am teuersten - Weiterer Preissprung 2022


Hamburg/Berlin (pts005/21.02.2022/07:35)

Zum Jahresstart 2022 ist der deutliche Aufwärtstrend bei den Kosten für Studentisches Wohnen zurück. Zwei Jahre lange hat der preisdämpfende Corona-Effekt dafür gesorgt, dass sich der durchschnittliche Zimmerpreis bei Neuvermietungen in Deutschland in einer engen Spanne zwischen 389 und 400 Euro bewegte. Damit ist es jetzt vorbei: Im Schnitt müssen Studierende nun mit 414 Euro Wohnkosten rechnen, wenn sie sich eine neue Bleibe suchen. Das ist das zentrale Resultat einer Auswertung aktueller Wohnangebote in 97 Hochschulstädten mit über 5.000 Studierenden, welche das Moses Mendelssohn Institut in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de und im Auftrag des Immobilienprojektentwicklers GBI durchführte.

Der aktuelle deutliche Preisauftrieb trifft Standorte jeglicher Art: Metropolen, klassische Uni-Städte und viele kleinere Städte. "Somit ist das ein umfassender und starker Trend", sagt Dr. Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor am Moses Mendelssohn Institut (MMI): "Viel deutet darauf hin, dass dies nur der Anfang einer deutlichen Preissteigerungswelle beim Studentischen Wohnen ist, verstärkt durch steigende Energiepreise, welche hier überproportional wirken." Für die Analyse der Anspannung des Studentischen Wohnungsmarktes auf Bundes- und Städteebene werden regelmäßig jeweils 23 Kriterien untersucht, von Mieten über Studierenden-Zahlen bis zur Attraktivität im Ausland. "Alle Daten lassen sich aktuell als eine Art Frühindikator interpretieren, die eine deutliche Reaktion des Marktes anzeigen", so Dr. Brauckmann: "Danach wird es schon im Sommersemester, aber vor allem dann im September eine weitere, deutlich zu spürende Entwicklung bei den Wohnkosten für Studierende geben."

Besonders stark ist der aktuelle Preis-Auftrieb im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie etwa in Frankfurt. Dort stiegen die Mietkosten nach der Corona-Seitwärtsbewegung von 520 auf 550 Euro. In München - dem bundesweiten Kosten-Spitzenreiter - wird mit 680 Euro für ein WG-Zimmer der Vor-Pandemie-Wert von 650 Euro ebenso klar übertroffen. Noch deutlicher sind die Erhöhungen in einigen klassischen Hochschulstädten: in Tübingen von 400 auf 445 Euro, in Heidelberg um rund 40 auf 450 Euro und in Münster ist mit 395 Euro die 400-Euro-Schallmauer erstmals nicht mehr fern. In Freiburg wurde die 450-Euro-Marke durchbrochen, der neue Durchschnittswert der Neuvermietungen liegt nun bei 464 Euro.

Ausgangspunkt für die neue Entwicklung war der Herbst vergangenen Jahres. Viele Studierende trafen mit dem Start des Wintersemesters erst nach langem Zögern und in letzter Sekunde ihre Entscheidung, dass sie am Hochschulort eine eigene Bleibe wollen. Auch die GBI Holding AG beobachtete als Projektentwickler dieses Phänomen an den 22 Standorten der Eigenmarke SMARTments student: "Normalerweise sind August und Anfang September die Haupt-Zeit für Vertragsabschlüsse. Wegen der Pandemie-Ungewissheiten gab es aber 2021 wie auch im Jahr zuvor bis dahin nur vergleichsweise wenige Unterschriften neuer Mieter", erzählt Anja Bachmann, verantwortlich für die Entwicklung der SMARTments-Produktlinie: "Doch dann kam geballt der Last-Minute-Effekt, der für eine fast vollständige Belegung unserer Häuser sorgte. Diese zeitliche Verzögerung ist ein Branchen-Phänomen." Deshalb machte sich die Nachfrage ab Ende des Jahres bei den Preisen für Studentisches Wohnen bemerkbar.

Das zeigen auch die Analysen von WG-Gesucht.de zur Vermittlung von Mietwohnungen und WG-Zimmern. "Seit Oktober traf innerhalb kürzester Zeit ein Nachfrageplus von bis zu 21 Prozent auf ein unverändert begrenztes Angebot," erklärt Annegret Mülbaier, Sprecherin von WG-Gesucht.de. "Auch die Anbieter von Zimmern hatten sich zunächst überraschenderweise zurückgehalten - offensichtlich, weil sie nicht in einer schwachen Marktphase zu billig vermieten wollen", so Mülbaier. Doch mit dem Semesterstart kam es zum großen Umsatz-, Preis- und Interessenten-Sprung. Besonders bei gewerblichen Anbietern sei dann das Interesse zur Vermietung von Zimmern in WGs stark gestiegen, da die Vorteile überwiegen, schnell und flexibel auf den Markt reagieren zu können.

Dass viele Studierende im zweiten Corona-Jahr doch auf Wohnungssuche gingen, ist für Dr. Brauckmann keine Überraschung. "Auch wenn in manchen Studiengängen ein Großteil der Hochschullehre weiter oder wieder online stattfinden, wurde vielen Studierenden schnell bewusst, dass eine ausschließliche Teilnahme aus der Ferne keine Alternative mehr ist." Denn viele Veranstaltungen und Lerngruppen finden verstärkt wieder in Präsenz statt - auch dank verbesserter Kontrollierbarkeit durch Impfangebote und Tests. Außerdem müssen viele Studierende im Verlaufe eines Tages Präsenz- und Onlinetermine wahrnehmen, so dass Wohnungen in Uni-Nähe besonders gefragt sind. "Die früher beliebte Alternative, zum Lernen in Uni-Bibliotheken, Instituten oder im nächsten Café, besteht ja nur sehr eingeschränkt bis überhaupt nicht", so Dr. Brauckmann: "Viele müssen umdenken. Die Nachfrage nach einer Bleibe in verkehrsgünstiger Lage zur Hochschule steigt." In dieser besonderen Situation scheinen viele Eltern und Verwandte sogar bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Brauckmann: "Preislimits werden angehoben, finanzielle Reserven mobilisiert." Für auf einen Nebenverdienst angewiesene Studierende wird die aktuelle Situation zum großen Problem. Denn die Möglichkeiten, einen verlässlichen Job etwa in der Gastronomie oder in Freizeit-Einrichtungen zu finden, sind extrem geschrumpft.

In den nächsten Monaten dürfte sich der Run auf die Studentenbude weiter verschärfen, so der MMI-Direktor: "Während der Pandemie haben viele Studierende Umzugsüberlegungen zurückgestellt. Das wird angesichts absehbarer Corona-Lockerungen sicherlich oft in Kürze nachgeholt und die Nachfrage sowie Preise zum Sommersemester treiben." Ein weiterer nicht zu unterschätzender Effekt für die Mieten in den Hochschulstädten sind längere Studienzeiten. Weil Vorlesungen, Arbeitskreise, Seminare oder Prüfungen wegen Corona ausfielen oder wenig ergiebig waren, verlängern viele junge Leute - teilweise auch gezwungenermaßen - ihr Studium. In diesem Zeitraum benötigen sie weiter eine passende Bleibe. "Das verknappt das Angebot für neue Studierende zusätzlich", so Brauckmann: "Wie groß dieser Effekt sein wird, ist noch nicht final absehbar. Die pandemiebedingte Verlängerung der Regelstudienzeiten in vielen Studiengängen, belegt die Annahme weiter steigender Studierendenzahlen." Auch internationale Studierende, die Pläne für ein Auslandsemester in Deutschland zurückgestellt hatten, wollen das jetzt häufig nachholen. Das steigert in den kommenden Monaten ebenfalls die Nachfrage.

Die finanzielle Belastung der Studierenden erhöht sich zusätzlich durch die anziehende Teuerung, insbesondere bei den Energiekosten. "Es ist unbestritten, dass sich dies bei Studierenden sowie insgesamt bei Geringverdienenden vergleichsweise stärker bemerkbar macht", so Dr. Brauckmann: "Nicht allein die Kaltmiete, sondern vor allem die Nebenkosten werden dann zur finanziellen Herausforderung für viele Studierende." Dass der Heizkosten-Zuschuss für BAföG-geförderte Studierende laut dem Beschluss der Bundesregierung geringer sein soll als bei sonstigen Wohngeld-Empfängern, sei in dieser Beziehung ein schlechtes Signal.

"Auf eine starke Inflationsentwicklung werden alle Betreiber früher oder später reagieren", prognostiziert Anja Bachmann von der GBI. Dabei sorgen die SMARTments student-Häuser der GBI aufgrund ihrer besonderen Konstruktion grundsätzlich für Entlastung der Nebenkostenbudgets der Bewohner. Denn Betreiber ist die gemeinnützige Stiftung FDS, diese arbeitet ohne Gewinnerzielungsabsicht. Zudem konzentriert sich die GBI ohnehin auf bezahlbaren Studentischen Wohnraum. Anja Bachmann: "Das wird in der aktuellen Situation umso schwieriger. Aber in allen Bereichen der SMARTments-Produktlinien setzen wir auf ein Baukastensystem und wollen Mieter und Investoren vom Wiederholungsfaktor und unserem sehr guten Marktzugang profitieren lassen. So bieten wir günstige Konditionen - das ist Teil unserer DNA. Um das zu erreichen ist die laufende Beobachtung des Gesamtmarktes durch das MMI umso wichtiger."

Ohne spezifische Wohnangebote, die nur Studierenden und Auszubildenden offenstehen, werden die jungen Leute unter der Teuerungstendenz besonders leiden. Dass mit den Investments in Studentisches Wohnen also gerade denjenigen geholfen wird, die ansonsten auf dem umkämpften Wohnungsmarkt das Nachsehen haben, spielt auch auf der Anlageseite eine immer wichtigere Rolle. "Dieser gesellschaftliche Nutzen von Angeboten für Studentisches Wohnen ist in Zeiten von Nachhaltigkeit, ESG und sozialen Standards eines der zentralen Themen unseres Austauschs mit der Kapitalseite", erläutert Simon Behr, Geschäftsführer der GBI Capital: "Die Vorgaben der EU-Taxonomie machen soziale Investments geradezu zwingend. Und bei Studentenapartments lässt sich das gut mit hoher und aufgrund der Nachfrage gut kalkulierbaren Wirtschaftlichkeit vereinbaren." Und wenn hohe Bodenpreise im frei finanzierten Bereich keine Projektentwicklungen zu günstigen Wohnkonditionen für Studierende ermöglichen, entwickelt die GBI inzwischen immer häufiger geförderte Wohnheime. Behr: "Diese ermöglichen dank staatlicher Förderung über direkte Zuschüsse oder günstige Darlehen über Jahrzehnte vergünstigte Mietkonditionen. Für Investoren ist dann die Kombination von sozialem Nutzen und Wirtschaftlichkeit attraktiv. Das Interesse steigt aktuell deutlich."

Die MMI-Analyse zu Zimmer-Kosten in Wohngemeinschaften ist dabei ein aussagekräftiger Indikator für die Entwicklung Studentischer Wohnungsmärkte: "WG-Zimmer liegen in der Regel preislich zwischen geförderten Wohnheimplätzen und allein bewohnten Kleinwohnungen. Mehr als ein Drittel der Studierenden (rund 37 Prozent), die nicht bei den Eltern wohnen, leben in einer Wohngemeinschaft. Die Preisermittlung ist daher gut auf andere studentische Wohnformen übertragbar", so Dr. Brauckmann: "Damit ist unser unabhängiges Marktbeobachtungs-Modell sehr dicht am realen Marktgeschehen, anders als virtuelle Berechnungen, bei denen allgemeine Mietpreise größerer Einheiten durch die Zahl möglichen WG-Bewohner geteilt werden." Der seit der ersten deutschlandweiten Erhebung vom MMI beobachtete Preisanstieg betrug insgesamt 90 Euro oder 27,8 Prozent. Diese Werte liegen deutlich über der Teuerungsrate "Wohnen" von 8,5 Prozent im Zeitraum von 2013 bis 2021.

Vier von fünf Studierenden treffen die hohen Wohnkosten laut der Analyse ganz besonders. Denn diese insgesamt 2,2 Millionen junge Leute sind in Hochschul-Standorten eingeschrieben, in denen die durchschnittlichen Kosten für ein Zimmer bereits über der BAföG-Wohnkostenpauschale von 325 Euro liegen. "Hier muss dringend Abhilfe durch mehr günstige Angebote sowie passgenaue Unterstützung der jungen Menschen geschaffen werden. Ansonsten entscheidet noch mehr als bisher das Elterneinkommen über Hochschulort und spätere Beschäftigungsperspektiven", so Dr. Brauckmann.

Über das Moses Mendelssohn Institut
Die Untersuchung der Auswirkungen gesellschaftlichen Wandels auf unterschiedliche Immobilienmärkte, gehört zu den Kernaufgaben der Moses Mendelssohn Institut GmbH (MMI). Das MMI ist AN-Institut der Victoria Internationalen Hochschule in Berlin. Alleinige Gesellschafterin ist die renommierte Moses Mendelssohn Stiftung unter dem Vorstand Prof. Dr. Julius H. Schoeps. Der Hauptsitz befindet sich in Berlin, mit Zweigstelle in Hamburg. Gegenstand des Unternehmens ist die Erstellung und Publikation von Gutachten sowie Studien zur Förderung wissenschaftlicher und kultureller Zwecke; hierbei insbesondere in den Forschungsgebieten der Stadt- und Regionalentwicklung, der Baugeschichte und des Denkmalschutzes, der Tourismus- und Verkehrswissenschaften sowie zur Analyse des gesellschaftlichen Wandels. Zu finden im Internet unter: http://www.moses-mendelssohn-institut.de

Über WG-Gesucht.de
WG-Gesucht.de ist das europaweit größte Portal für Co-Living, WG-Zimmer und Wohnungen. Mit über 12 Millionen Besuchern monatlich ist der Marktführer die erste Anlaufstelle für die Suche nach einer WG oder der ersten eigenen Wohnung. Vermieter überzeugt die einfache und komfortable Nutzung der Seite sowie das Berufs- und Altersprofil der suchenden Nutzer, das sich zu mehr als 70 Prozent aus Studenten und berufstätigen Akademikern im Alter zwischen 20 und 40 Jahren zusammensetzt. Auch Immobilienunternehmen vertrauen verstärkt auf die attraktive Nutzergruppe der Plattform.WG-Gesucht.de wurde mehrfach als Testsieger ausgezeichnet, zuletzt 2020 vom Deutschen Institut für Service-Qualität und dem Nachrichtensender ntv als bestes Online-Portal im Bereich "WG-Portale". Bei den Nutzern erreichen die Website http://www.wg-gesucht.de und die App überdurchschnittliche Treue- und Beliebtheitswerte (Quelle: Vergleich.org, Verbraucherwelt.de, Google Analytics).

Über die GBI Unternehmensgruppe
Die GBI Unternehmensgruppe entwickelt Hotel-, Wohn- und Apartmentprojekte. Allein oder mit Partnern wurden seit der Gründung im Jahr 2001 Immobilien in Deutschland und Österreich mit einem Volumen von rund 2 Milliarden Euro verkauft bzw. platziert. Ein aktueller Schwerpunkt der Projektentwicklungen sind mit rund 2100 Einheiten die Angebote in unterschiedlichen Bereichen des Mietwohnungsbaus (frei finanziert, gefördert, seniorengerecht, kombiniert mit Dienstleistungen insbesondere aus dem sozialen Bereich). Zusätzlich werden unter dem Markendach SMARTments® Mikroapartments für Studierende, Geschäftsreisende und Privatpersonen betrieben, gebaut oder entwickelt. Im wohnwirtschaftlichen Segment gehören zum Portfolio 4.811 Apartmentplätze in SMARTments student- sowie 274 Einheiten in SMARTments living-Projekten. Im gewerblichen Bereich SMARTments business umfasst die Projektliste 1.327 Apartments. Spezialität der GBI sind Quartiersentwicklungen, bei denen unterschiedliche Immobilientypen kombiniert werden. Ziel sind nachhaltige und lebenswerte Stadträume. Integriert in Mixed Use-Projekte werden je nach Bedarf der Städte klassisches und gefördertes Wohnen, Mikroapartments, Kindertagesstätten, Senioren- bzw. betreutes Wohnen, Pflegeangebote, Studentisches Wohnen, Serviced Apartments, Hotels, Büros, Gewerbeeinheiten, soziale Versorgung (z.B. Arzt, Apotheke) und Nahversorgung. Die GBI Holding AG, unter deren Dach die Einheiten der Unternehmensgruppe organisiert sind, ist eine Tochter der Moses Mendelssohn Stiftung. http://www.gbi.ag

Für weitere Informationen, Städte-Auswertungen (ein FACTSHEET ZU JEDER DER 97 UNTERSUCHTEN HOCHSCHUL-STANDORTE liegt vor), Interview-Anfragen und Bildmaterial:
Ludwig Medien & Kommunikation
Tel.: +49 221-29219282, +49 171-9335134; E-Mail: mail@ludwig-km.de

(Ende)
Aussender: Ludwig Wolfgang
Ansprechpartner: Wolfgang Ludwig
Tel.: +49 221 29219282
E-Mail: mail@ludwig-km.de
Website: www.moses-mendelssohn-institut.de/
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