pte20211124003 Bildung/Karriere, Forschung/Entwicklung

Stereotype prägen Berufswahl von Mädchen

Wissenschaftler untersuchen Einfluss auf Interessen, Motivation und Gender Gap in MINT-Feldern


Mädchen: oft weniger mutig bei der Berufswahl (Foto: washington.edu)
Mädchen: oft weniger mutig bei der Berufswahl (Foto: washington.edu)

Seattle/Houston (pte003/24.11.2021/06:05) Bereits ab einem Alter von sechs Jahren denken Kinder, dass Mädchen weniger interessiert an Informatik und Ingenieurwissenschaften als Jungen sind. Diese Stereotype begleiten Mädchen bis in das Erwachsenenalter und führen zur Geschlechterkluft in technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen, wie eine Studie der University of Houston http://uh.edu und der University of Washington http://washington.edu zeigt.

Schlechtere Selbsteinschätzung

"Im Wissen und Können sind Mädchen mindestens so gut wie Burschen, das wurde in vielen Studien gezeigt. Sie schätzen jedoch ihre Selbstkompetenz meist schlechter ein. Das ist der Effekt von Stereotypen, die den Transfer der eigenen Fähigkeiten in die Selbsteinschätzung verhindern", sagt Lore Funk vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit http://kompetenzz.de im Gespräch mit pressetext.

Für die Studie haben die Forscher 2.500 Schüler unterschiedlichster ethnischer und soziokultureller Herkunft im Alter von sechs bis 18 Jahren befragt. Anhand einer kleineren Stichprobe wurde in anschließenden Experimenten zusätzlich der Einfluss von Interessen-Stereotypen auf das Zugehörigkeitsgefühl sowie die Motivation von Mädchen, in Felder wie Informatik oder Ingenieurswesen hineinzuschnuppern, getestet.

Die Mehrheit der Kinder glaubte, dass Mädchen weniger interessiert an MINT-Berufsfeldern (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Technik) sind als Jungen. Besonders deutlich waren die Ergebnisse bei den Ingenieurwissenschaften mit 63 Prozent, doch auch bei Informatik dachten 51 Prozent der Kinder, dass Mädchen daran weniger interessiert wären als Jungen. Kombiniert wurden die Ergebnisse mit Statistiken des United Census Bureau. Danach machten Frauen im Jahr 2019 zwar die Hälfte aller Arbeitskräfte aus, sie waren im Informatikbereich jedoch nur zu 25 Prozent und im Ingenieurbereich lediglich zu 15 Prozent vertreten.

Verpasste Chancen auf gute Jobs

"Gründe für diese Stereotype liegen in der bereits frühkindlichen Sozialisierung durch das Elternhaus und die Gesellschaft. Der unterschiedliche Umgang mit Jungen und Mädchen ist der Keim für spätere Interessen, Einschätzung der Fähigkeiten und Selbstkompetenz. Es gilt daher möglichst früh mit gendersensibler Didaktik anzusetzen und gemeinsam mit Kindern über ihre Interessen und Stärken, sowie Stereotype zu reflektieren", erklärt Funk.

Die Ergebnisse sind den Forschern nach zudem wichtig, da Mädchen durch internalisierte Stereotype langfristig auch die Chance auf lukrative Karrieren mit einem hohen Maß an Einfluss auf das tägliche Leben verpassen. "Projekte wie der deutsche Girls Day oder der österreichische Töchtertag sind ausgezeichnet auf der Metaebene. Insgesamt ist es jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern zu verschieben", so Funk gegenüber pressetext.

(Ende)
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