pte20210303005 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Steakhouse-Mitarbeiter sollen Gehalt leihen

Tomahawk fordert von seiner Belegschaft zehn Prozent des Lohns als Überbrückungskredit


Handvoll Pfund: Mitarbeiter sollen
Handvoll Pfund: Mitarbeiter sollen "freiwillig" geben (Foto: moneycortex, pixabay.com)

London (pte005/03.03.2021/06:10)

Die Steakhouse-Kette Tomahawk https://tomahawk-steakhouse.co.uk hat unter dem britischen Coronavirus Job Retention Scheme (CJRS) beurlaubte Mitarbeiter aufgefordert, ihnen zehn Prozent ihres Gehalts als zinsfreien Kredit zu überlassen, um angesichts kurzfristiger Liquiditätsproblemen auszuhelfen. Jenen, die eine entsprechende Vereinbarung nicht unterschreiben wollen, sei in einer Videokonferenz mit dem Jobverlust gedroht wurden, so die Gewerkschaft GMB Union https://gmb.org.uk . Gegenüber der „BBC" bestreitet dies die Kette.

Arbeitnehmer-Geld für Arbeitgeber-Anteile

In einem Schreiben an Mitarbeiter spricht Tomahawk davon, dass man angesichts eines Liquiditätsproblems die Unterstützung der Arbeitnehmer brauche. GMB zufolge werde dabei explizit die Zahlung von Arbeitgeber-Beiträgen für Versicherung und Pension als Grund für die Bitte um den „freiwilligen" Kredit genannt. Doch in einem vorangegangenen Zoom-Meeting mit der Belegschaft sei recht unverhohlen gedroht worden. Wer nicht unterschreibe, dessen eignung für die Tätigkeit werde man prüfen.

„Zu keiner Zeit hat Tomahawk Steakhouse angedeutet, dass Mitglieder der Belegschaft gefeuert werden, wenn sie keine Kreditvereinbarung unterschreiben", widerspricht dem ein Unternehmenssprecher gegenüber der „BBC". Man habe wie die gesamte Gastro-Branche ein „herausforderndes Jahr" gehabt, doch habe es für das Unternehmen Priorität, „unsere Leute und unser Geschäft zu schützen". Jeder einzelne Arbeitnehmer habe sich entschieden, die Vereinbarung zu unterschreiben.

Unmoralisch ja, illegal vielleicht

Die Gewerkschaft GMB jedenfalls kritisiert scharf, dass es gefühllos sei, die ohnehin oft zum Mindestlohn beschäftigten Mitarbeiter zu einer weiteren Einkommenseinbuße zu drängen. Zudem ortet sie einen Missbrauch des CJRS und eine zu schließende Gesetzeslücke. „Wenn das nicht illegal ist, ist es sicher unmoralisch", meint dazu Rachael Maskell, Labour-Abgeordnete aus York Central.  

Der Antwort einer Anfrage von Maskell an Finanz-Staatssekretär Jesse Norman zufolge müssen Arbeitgeber die volle CJRS-Förderung in Höhe von 80 Prozent des Gehalts an Mitarbeiter auszahlen und dürfen keine Vereinbarungen mit Arbeitnehmern schließen, die den Bezug unter den beim CJRS-Förderantrag genannten Betrag senkt. Das Tomahawk-Vorgehen scheint dem zumindest im Geiste zu widersprechen.

(Ende)
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