pts20180912022 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Sepsis: Fünf Millionen Tote pro Jahr weltweit - Experten zum Welt-Sepsis-Tag

Früherkennung rettet Leben - Gesundheitspolitik auch in Österreich gefordert


ÖGARI, Logo (© ÖGARI)
ÖGARI, Logo (© ÖGARI)

Wien/Zams (pts022/12.09.2018/13:20) Presseaussendung der ÖGARI zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September:

Aus Anlass des Welt-Sepsis-Tages am 13. September macht die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) wie zahlreiche andere Organisationen weltweit auf die Dimensionen des Problems Sepsis, die hohe Zahl an Sepsis-bedingten Todesfällen, und die große Bedeutung von Früherkennung und adäquater Behandlung aufmerksam. Die österreichische Gesundheitspolitik sehen die Experten gefordert: Wichtig sei die Erhebung valider Daten, die Aufklärung der Öffentlichkeit oder mehr Prävention, unter anderem durch Impfprogramme.

"Während die Sepsis häufig als seltene Erkrankung mit potenziell letalem Ausgang gesehen wird, zeichnen epidemiologische Daten ein gänzlich anderes Bild", betont aus Anlass des Welt-Sepsis-Tages am 13. September Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder, stellvertretender Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Leiter der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz Zams.

Und weiter: "Generalisierte Infektionen wie die Sepsis und in ihrer schwersten Ausprägungsform der septische Schock sind keineswegs Einzelfälle. Jährlich versterben weltweit etwa fünf Millionen Menschen im Rahmen schwerer Infektionen." Allerdings handle es sich dabei um eine Schätzung der Todesfälle, so der Experte, da in zahlreichen Gegenden der Welt, der Zugang vor allem der ländlichen Bevölkerung, zu einer medizinischen Versorgung kaum oder gar nicht möglich ist, die Dunkelziffer dürfte also noch höher liegen.

Sepsis auch in Österreich führende Todesursache

Für Österreich gibt es bezüglich der tatsächlichen Anzahl jährlicher Sepsisfälle und der Sterbehäufigkeit im Rahmen der Erkrankung keine belastbaren Erhebungen. "Wir können aber, durch Kenntnis der Daten aus Deutschland, auf die Sepsishäufigkeit in Österreich schließen", sagt Prof. Hasibeder. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 280.000 Sepsisfälle erfasst. Davon sind 68.000 PatientInnen, also 24,3 Prozent, im Krankenhaus verstorben.

"Auf Österreich umgelegt ist daher von etwa 28.000 Sepsisfällen pro Jahr bzw. 286 Fälle pro 100.000 Einwohner auszugehen. Bei vergleichbarer Sterberate bedeutet das, dass in Österreich rund 6.700 Patientinnen und Patienten pro Jahr an Sepsis versterben", so Prof. Hasibeder. Damit liegt Sepsis an der Spitze der Todesursachen, noch vor "Volkskrankheiten" wie Schlaganfall oder Herzinfarkt (siehe Infografik 1).

Prof. Hasibeder: "Diese Zahlen zeigen das wahrscheinliche Ausmaß des Problems. Schwere generalisierte Infektionen sind eine der Haupttodesursachen insbesondere beim älteren, vorerkrankten Menschen aber auch beim Säugling und bei Kleinkindern."

Auf jede Minute kommt es an: Verzögerungen bei der Diagnose verschlechtern die Überlebenschancen

Eines der Hauptprobleme bei der Früherkennung der Sepsis sind die zunächst oft sehr unspezifischen Krankheitssymptome, die häufig verharmlost oder falsch interpretiert werden und so zu einer Verzögerung der Diagnose führen - mit der dramatischen Folge einer deutlichen Verschlechterung der Überlebensprognose (siehe Infografik 2).

"Zwischen den ersten unspezifischen Symptomen wie zum Beispiel allgemeinem Krankheitsgefühl, Schmerzen im Bauch oder den Flanken, neu aufgetretenem Husten und dem schwersten Krankheitsstadium mit kalten Extremitäten, bläulich-marmorierter Haut und schwachem Blutdruck können wenige Stunden bis Tage liegen", betont Prof. Hasibeder. "Es zählt also bei Diagnostik und Therapie jede Minute, um Leben zu retten."

Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene

Als positive Entwicklung wird aus Sicht der ÖGARI, die gemeinsam mit zahlreichen internationalen medizinischen Gesellschaften Mitglied der Global Sepsis Alliance (GSA) ist, die Anerkennung der Sepsis im Vorjahr als globales Gesundheitsproblem durch die WHO gesehen. "Durch die WHO-Resolution werden die 194 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen aufgefordert, in ihren gesundheitspolitischen Planungen der Prävention, Diagnose und medizinischen Behandlung schwerer Infektionen mehr Bedeutung zu geben.", berichtet Prof. Hasibeder. "Wir hoffen, dass der von der GSA und ihren Mitgliedsgesellschaften organisierte jährliche Welt-Sepsis-Tag am 13. September die Gefahren und die Probleme rund um das Thema Sepsis einer breiteren Öffentlichkeit bekannt macht."

Österreichische Gesundheitspolitik gefordert

Gefordert ist aus Sicht der Experten auch die österreichische Gesundheitspolitik. "Einige wichtige Themen sind hier größere Anstrengungen zur Erhebung valider Daten, die umfassende Aufklärung der Bevölkerung, die Um- und Durchsetzung effektiver Präventionsprogramme, etwa Impfprogramme, und die Einführung von Benchmark-Projekten, die uns einen Vergleich der Behandlungsqualität innerhalb von Österreich, aber auch mit anderen Staaten, erlauben", fordert der ÖGARI-Experte.

Infografik 1: Sepsis unter den Top-Todesursachen
Hochrechnungen auf der Basis deutscher Daten zeigen, dass es in Österreich mehr Todesfälle durch Sepsis als durch die "Volkskrankheiten" Herzinfarkt oder Schlaganfall geben dürfte.

Grafik zum Download unter folgendem Link: https://bit.ly/2QmiCcV

Infografik 2: Sepsis ist ein Notfall: Verzögerungen in der Diagnose führen zu einer Verschlechterung der Überlebenschancen
Grafik zum Download unter folgendem Link: https://bit.ly/2QnwiEs

Quellen:
- Fleischmann C et al. Dtsch Arztebl Int 2016; 113:159-166
- Todesursachenstatistik des Österreichischen Statistischen Zentralamtes aus dem Jahr 2016

(Ende)
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