Pandemie bremst klinische Krebsstudien ein
Zwei neue Untersuchungen zu Rekrutierungen - Fast 50 Prozent weniger Patienten als Neuzugänge
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Forschung: Pandemie führt zu Problemen bei Krebsstudien (Foto: pixabay.com, PublicDomainPictures) |
Boston/New York (pte021/15.06.2022/11:30)
Die COVID-19-Pandemie hat laut den Daten zweier großer US-Krebszentren zu erheblichen Unterbrechungen bei klinischen Studien zur Behandlung und Pflege geführt. Den in "Annals of Oncology" veröffentlichten Ergebnisse nach ist es im Vergleich zum Zeitraum direkt vor der Pandemie zwischen März und Mai 2020 zum Rückgang von 46 Prozent bei den Zugängen an Patienten und einem Rückgang von 24 Prozent bei neu gestarteten Studien gekommen.
Insbesondere kam es beim Dana-Farber Cancer Institute http://dana-farber.org und dem Tisch Cancer Institute at Mount Sinai Medical School http://icahn.mssm.edu zu einem deutlichen Rückgang der rekrutierten Patienten bei akademisch geförderten im Gegensatz zu von der Industrie gesponserten Studien. Die aktuelle Studie zeigt auch, dass farbige Patienten eineinhalb Mal so wahrscheinlich während der Pandemie eine Untersuchung verlassen mussten.
Telemedizin wird wichtiger
Laut Co-Autor Chris Labaki vom Dana-Farber Cancer Institute macht der große Rückgang die Belastung des Gesundheitssystems während der Pandemie sichtbar, bei der die Ressourcen in Richtung sofortiger medizinischer Versorgung umverteilt wurden. Die gute Nachricht sei jedoch, dass sich die Zugänge an Patienten und die Aktvierungen von Studien schrittweise erholt hätten und sich heute wieder auf einem sogar höheren Niveau befinden - und das trotz des Weiterbestehens der Pandemie.
Im Vergleich zur Periode Dezember 2019 bis März 2020, dem Zeitraum direkt vor der Pandemie, stieg zwischen März und Mai 2021 die Anzahl der für Studien rekrutierten Patienten um drei Prozent. Die Zahl der neu aktivierten Studien erhöhte sich um 30 Prozent. Laut den Forschern helfen die während der Pandemie gelernten Lektionen dabei, die Durchführung von klinischen Studien zu verbessern. Dies gelte nicht nur für die zwei an der aktuellen Studie beteiligten Krebszentren. Die deutliche Entwicklung und Anwendung telemedizinischer Termine während der Pandemie bedeutet, so Labaki, einen potenziell wichtigen Schritt in der Ermöglichung des Kontaktes zwischen Ärzten und Patienten, der Überwachung und der weiteren Begleitung.
Die Postzustellung von experimentellen Medikamenten könnte geografische Einschränkungen für die Teilnahme an Studien verringern helfen. "Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, ob das in einem normalen Umfeld signifikante Auswirkungen auf die Durchführung von klinischen Studien haben wird. Wir werden das im Sommer genauer untersuchen", sagt Labaki.
Industrie passt sich besser an
Die zweite Studie unter der Leitung von Deborah Doroshow vom Tisch Cancer Institute und Toni Choueiri von Dana-Faber zielte darauf ab, die Anwerbung, den Zugang zu und die Aktivierung von klinischen Studien zu untersuchen. Die Forscher analysierten die Daten von 4.756 neuen Patienten für klinische Studien im Zeitraum Dezember 2019 bis Juni 2021 sowie 467 klinische Studien, die zwischen Juni 2019 und Juni 2021 neu aktiviert wurden. Co-Autor Ziad Bakouny vom Brigham and Women's Hospital http://brighamandwomens.org zufolge gibt es viele Gründe für die Abnahme der neu eingeschriebenen Patienten.
Einer davon ist, dass insgesamt weniger Studien aktiviert wurden. Eine andere Erklärung sei die langsamere Rekrutierung bei bereits bestehenden und aktivierten Studien. Die Forscher schätzen, dass sich von der Industrie finanzierte Studien besser an die Pandemie angepasst haben als akademisch finanzierte Projekte. Bakouny weist darauf hin, dass akademisch finanzierte Studien während der Pandemie anfälliger für Störungen waren, da sie ressourcenintensiver sein können und häufig Biopsien und häufige Besuche in der Klinik erfordern.
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