Klimakrise treibt geschlechtsbezogene Gewalt
Frauen, Mädchen und sexuell sowie geschlechtliche Minderheiten sind besonders stark betroffen
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Gewalt: Klimakrise verschärft die Lage von Frauen und Mädchen (Foto: pixabay.com, Alexas_Fotos) |
Cambridge (pte019/14.06.2022/10:30)
Die Klimakrise steigert das Risiko geschlechtsbezogener und sexueller Gewalt gegenüber Frauen, Mädchen und Minderheiten. Zu dem Schluss kommt die University of Cambridge http://cam.ac.uk . Die Forscher haben die aktuelle wissenschaftliche Literatur analysiert - mit düsteren Zukunftsaussichten. Während extreme Ereignisse die wirtschaftliche Instabilität, die Ernährungsunsicherheit und die psychische Belastung vorantreiben, kommt es zu Störungen der Infrastruktur und einer Verschärfung der Geschlechterungleichheit. Details wurden in "The Lancet Planetary Health" publiziert.
Wetter- und Klima-Ereignisse
Zwischen 2000 und 2019 waren von Überschwemmungen, Dürren und Stürmen weltweit fast vier Mrd. Menschen betroffen. Insgesamt starben 300.000 Menschen. Das Auftreten dieser extremen Ereignisse stellt eine drastische Veränderung dar. Die Häufigkeit von Überschwemmungen nahm um 134 Prozent zu. Bei Stürmen kam es zu einem Anstieg um 40 Prozent und bei Dürren um 29 Prozent. Es wird erwartet, dass diese Zahlen bei Fortschreiten der Klimaveränderung weiter zunehmen.
Extreme Wetter- und Klima-Ereignisse erhöhen unter anderen aufgrund von sozioökonomischer Instabilität, strukturellen Machtungleichheiten, fehlendem Zugang zu medizinischer Versorgung, Knappheit der Ressourcen und Störungen in den Bereichen Sicherheit und Strafverfolgung die geschlechtsbezogene Gewalt. Diese Gewalt kann zu langfristigen Folgen wie körperlichen Verletzungen, ungewollten Schwangerschaften, Kontakt mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Infektionen, Fruchtbarkeitsproblemen, verinnerlichten Stigmata, psychischen Erkrankungen und Auswirkungen auf Kinder führen.
41 internationale Studien analysiert
Die Forscher haben 41 Studien identifiziert, die verschiedene Arten von extremen Ereignissen, wie Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen und Lauffeuern Seite an Seite mit geschlechtsbezogener Gewalt und Belästigung, körperlicher Gewalt, "Hexenmorden", früher oder erzwungener Heirat und emotionaler Gewalt untersuchten. Die Studien decken Länder in alle sechs Kontinenten ab. Bis auf eine haben sich alle auf Cisgender-Frauen und -Mädchen konzentriert.
Die Wissenschaftler weisen nach, dass geschlechtsbezogene Gewalt durch extreme Wetter- und Klimaereignisse verschärft wird - angetrieben von wirtschaftlichen Schocks, sozialer Instabilität, einem förderlichen Umfeld und Stress. Die Täter reichen von Partnern und Familienmitgliedern über religiöse Führer, Katastrophenhelfer bis hin zu Regierungsvertretern. Der Zusammenhang zwischen extremen Ereignissen und geschlechtsbezogener Gewalt kann unterschiedlich sein. Die Erfahrung dieser Gewalt während und nach extremen Ereignissen scheint jedoch in den meisten untersuchten Kontexten eine gemeinsame Erfahrung zu sein. Diese Art von Gewalt ist geografisch somit nicht eingeschränkt.
Laut Forscherin Kim van Daalen verursachen extreme Ereignisse die Gewalt nicht selbst, vielmehr aber die Treiber von Gewalt. Oder sie schaffen ein Umfeld, in dem diese Art von Verhalten möglich wird. "Am Ursprung dieses Verhaltens finden sich systematische soziale und patriarchale Strukturen, die eine derartige Gewalt ermöglichen und normalisieren. Bestehende soziale Rollen und Normen in Verbindung mit Benachteiligungen, die zu Marginalisierung, Diskriminierung und Enteignung führen, machen Frauen, Mädchen, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten unverhältnismäßig verletzlich für die negativen Auswirkungen von extremen Wetterereignissen."
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