pts20201111016 Auto/Verkehr, Bildung/Karriere

Vom Gurt stranguliert? Diese Mythen über Kindersicherheit im Auto sind falsch


Mit autokindersitz.at gut informiert (Foto: CAP-Kindersicherheit GmbH)
Mit autokindersitz.at gut informiert (Foto: CAP-Kindersicherheit GmbH)

Wien (pts016/11.11.2020/12:00) Im düsteren November sorgt die Kategorie "Fakt statt Fake" auf https://autokindersitz.at für erhellende Momente. Gängige Mythen werden von Kindersitz-Experte Peter Jahn auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und Falschinformationen entlarvt. Ein Interview.

Wer kennt sie nicht: Freunde und Verwandte, die meinen, dass man nicht so ein Tamtam ums richtige Sichern von Kindern im Auto machen soll. Gutmeinende würden das Kind auch ohne Kindersitz, am Schoß platziert oder viel zu früh nur mit dem Erwachsenengurt "gesichert" mitnehmen. Man fahre sowieso vorsichtig und die paar Meter passiere schon nichts. Auch die vor allem bei der älteren Generation beliebte Legende "Früher haben wir´s auch überlebt" hält sich hartnäckig.

Autokindersitz.at: Herr Jahn, was halten Sie als langjähriger Berater des Verkehrsministeriums in Sachen Kindersicherheit im Auto von dieser falsch verstandenen Coolness?
Jahn: Geht es um die Sicherheit von Kindern im Auto können Eltern gar nicht gefahrenbewusst genug sein - Helikopter-Eltern-Stempel hin oder her. Kinder sind das wichtigste Gut an Bord. Die Schutzsysteme im Auto sind auf Erwachsene bzw. größere Körper ausgerichtet, nicht auf kleine Heranwachsende. Kinder nicht richtig zu sichern, entspricht passiver Kindeswohlgefährdung. Das ist fahrlässig und hat mit Coolness nichts zu tun.

Autokindersitz.at: Was passiert bei einem Unfall, wenn ich als Erwachsene ein Kind auf dem Schoß sitzen haben?
Jahn: Die allgemeine Annahme lautet wohl, dass man das Kind am Schoß mit den Armen festhalten könnte bzw. dass der über beide gespannte Sicherheitsgurt auch beide schützen würde. Das ist ein Irrglaube. Die Wenigsten können sich die Kräfte vorstellen, die bei einem Unfall - auch schon mit geringem Tempo - wirken. Sehr wahrscheinlich hingegen: Bei einer Frontalkollision würde die Erwachsene das vor ihr sitzende Kind regelrecht erdrücken, sobald diese nach vorne fällt. Da werden gewichtsmäßig aus Mücken Elefanten. Bei einem Frontalcrash mit 50 km/h entwickelt ein Mensch binnen Zehntelsekunden das 30-fache an Körpergewicht.

Autokindersitz.at: Und wenn man einen sagen wir 6-Jährigen nur mit dem Gurt sichert? Wie wahrscheinlich wäre es, dass das Kind bei einem Unfall vom Gurt stranguliert werden würde?
Jahn: Hier ist es wichtig, zu verdeutlichen, was die Aufgabe einer Sitzerhöhung überhaupt ist. Diese, und ich plädiere stark dafür immer ein Sitzkissen mit Rückenlehne zu verwenden, bringt das Kind in eine günstige Sitzposition für den fahrzeugeigenen Gurt. Ein korrekt geführter Sicherheitsgurt läuft mittig über die Schulter und das Schlüsselbein, liegt aber nicht am Hals an. Der Beckengurt soll möglichst tief unten auf den Hüftknochen liegen, nicht jedoch über dem Bauch. Zum Thema Strangulieren eine Gegenfrage: Wie lange dauert denn so ein Unfall? Kann jemand in wenigen Sekunden stranguliert werden? Was die Leute im Rettungsdienst sehen, sind sehr starke Abschürfungen der Haut, so genannte Abrasionen durch das Polyamid-Band. Prellmarken sind normal. Halsverletzungen durch den Gurt sind möglich, in der Regel aber nicht lebensgefährlich oder gar tödlich.

Autokindersitz.at: Dass der Gurt einen beim Aufprall stranguliert, ist also eine Mär.
Jahn: Das wirklich Gefährliche an einem Gurt, der nicht richtig verläuft und/oder zu locker ist, nennt sich "Submarining". Dabei taucht das Kind - aber auch Erwachsene - bei einem Frontalunfall einfach unter dem Beckengurt durch, sodass der Beckengurt in den empfindlichen Bauchraum rutscht und dort zu schweren oder sogar tödlichen innere Verletzungen führen kann.

Autokindersitz.at: Was würden Sie Menschen antworten, die damit argumentieren, dass sie damals nicht mal Gurte im Auto hatten?
Jahn: Der "Früher-haben-wir's-auch-überlebt"-Fraktion möchte ich herzlich dazu gratulieren, dass sie gesund und unbeschadet davongekommen sind. Viele andere nämlich nicht. Siehe Statistik zu Verkehrstoten und Schwerverletzten damals und heute.

Fakt statt Fake auf: https://autokindersitz.at/fakt-statt-fake/

Rückfragen & Kontakt:
CAP - Kindersicherheit GmbH
Peter Jahn
E-Mail: peter.jahn@cap-kindersicherheit.info

Information zum Aussender:
Die CAP-Kindersicherheit GmbH (vormals ACTup) ist Erfinderin, Durchführende sowie Koordinatorin der Großprojekte AUVA-Radworkshop und AUVA-CoPilotenTraining. Als Eventagentur mit dem gewissen Wow-Faktor bietet CAP, neben dem schulischen Einsatzbereich, auch zahlreiche weitere Öffentlichkeitsveranstaltungen an. Jahrelange Erfahrung, Qualität und Professionalität gepaart mit kreativer Innovationskraft zeichnen CAP aus. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Kindersitzexperte und CAP-Geschäftsführer Peter Jahn für die Verbesserung der Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr. Fortbildung, Beratung, Seminare: CAP setzt auf Bewusstseinsbildung. Gemeinsam schaffen wir sichere Lebenswelten für Kinder!

(Ende)
Aussender: CAP-Kindersicherheit GmbH
Ansprechpartner: Peter Jahn
Tel.: +43 699 1011 30 44
E-Mail: peter.jahn@cap-kindersicherheit.info
Website: www.autokindersitz.at
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